Ende 2020 steckten viele Länder zum zweiten Mal in Corona-Lockdowns. Der Jahreswechsel 2020/21 war geprägt von Social Distancing. Doch die einsetzenden Impfkampagnen lösten Optimismus aus. An den Aktienmärkten wurde das meiste angepriesen, was mit Technologie, Medizinforschung oder Zukunftsthemen zu tun hatte.

Doch nicht all diese Investments hielten, was sie versprachen. Ein Beispiel dafür sind die Impf-Aktien selber.

Fantasie lässt nach: Moderna und Biontech

Die mRNA-Corona-Impfstoff-Hersteller weisen zwar eine Jahres-Performance von fast 200 Prozent (Biontech) und 135 Prozent (Moderna) auf. Aber im August noch standen die Kurse wesentlich höher. Auf den Höhepunkt der Impfkampagnen begann der Kursrutsch der Impf-Aktien. 

Der Moderna-Kurs an der Tech-Börsen Nasdaq 2021 (Grafiken: cash.ch).

Die Entdeckung der Omikron-Variante im November gab den Kursen nochmals einen Schub. Beide Hersteller entwickeln mit Hochdruck einen Omikron-Impfstoff. Die Boosterkampagnen für die Dritt- und Viertimpfungen allerdings laufen mit den bestehenden Impfstoffen weiter. Sollte sich die bisherige Beobachtung erhärten, dass Omikron eine mildere Variante von SARS-CoV-2 ist, wäre ein Omikron-Booster eventuell gar nur ein Thema für Risikopersonen. 

Dies heisst: Moderna und Biontech haben enorme Verdienste für die Eindämmung der Pandemie. An der zuweilen recht undankbaren Börse ist die Fantasie aber verfolgen. Für den Moment ist das meiste an künftigem Geschäft eingepreist. Nur, die Pandemie ist immer noch schwer berechenbar.

Häme für eine Ikone: Cathie Wood und ihre ETF

Ende 2020 gefeiert, Ende 2021 mit mehr als nur einer Prise Häme überzogen: So ist es Cathie Wood ergangen, der Chefin der Tech-Anlagegesellschaft Ark Investment Management. Die Schwäche von Wachstumsaktien hat Ark voll erwischt. Das Flagschiff "Ark Innovation ETF", 2020 mit 152 Prozent Zuwachs, hat fast ein Viertel Wert verloren. Von den anderen acht Ark-ETF war vor Weihnachten nur jener mit den 3D-Drucker-Thema im Plus.

Wood gibt sich entschlossen-kratzbürstig wie immer und will verlorengegangenen Glanz zurückbekommen. Helfen können ihr dabei die Themen, auf die Ark setzt. Technologie, Biotech, Genom-Forschung, Datenmanagement, Fintechs, Halbleiter, Robotik, künstliche Intelligenz, Weltraumforschung.

Dies sind die Wachstumsthemen des dritten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts. Gut möglich, dass Cathie Wood Ende 2022 wieder ein ganz anderes Renommée hat als jetzt gerade.

Schlechte Jahresperformance seit 2015: Gold

Mit einer Jahresperformance von -4,6 Prozent hat Gold das schlechteste Jahr seit 2015 hinter sich. Damals war der Goldpreis um 10 Prozent gefallen. Lockdowns am Jahresanfang, die wachsende Inflationsangst im Sommer und die Entdeckung der Omikron-Corona-Variante im November haben den Kurs zwar zwischenzeitlich nach oben getrieben. Unter dem Strich hat Gold die Trumpfkarte "Krisenwährung" nicht ausgespielt. Im wirtschaftlich unsichereren 2020 noch war der Goldkurs um 25 Prozent gestiegen. 

Im neuen Jahr wird der Goldkurs davon abhängen, wie wirtschaftlich beeindrächtigend der geldpolitische Straffungskurs und die Inflationsbekämpfung der US-Notenbank Fed eingeschätzt wird. Die Fed selbst wird vorsichtig bleiben und den Eindruck einer zu forschen Gangart zu vermeiden versuchen. Und wenn dank der Fed die Realzinsen in den USA steigen, ist dies schlecht für Gold. 

Krypto «hypet» an Trading-Plattform vorbei: Coinbase

Kryptowährungen hatten ein sehr gutes 2021. Bitcoin erlebte im April und im November zwei Rekordhochs (dazwischen lag aber auch ein starker Kurseinbruch). Andere Kryptowährungen haben noch deutlich stärkere Ausschläge gezeigt (cash berichtete).

Der Kurs von Bitcoin 2021 (grün) verglichen mit dem Coinbase-Kurs ab April (blau). 

Nicht richtig verfangen hat der Krypto-Hype bei der Tradingplattform Coinbase, die im April an die Börse ging. Die 381 Dollar Spitzenkurs direkt nach dem Listing sind Geschichte. Selbst eine massive Steigerung der Geschäftszahlen dank des Megainteresses an Kryptowährungen halfen nicht viel.

So macht der Coinbase-Kurs zwar im wesentlichen die Bitcoin-Schwankungen mit, doch derzeit werden gerade einmal 276 Dollar für die Aktie bezahlt. Das faszinierende an Titeln wie Coinbase ist aber, dass sie plötzlich nach oben ausbrechen können – und alle fragen sich dann: Weswegen eigentlich? 

Die SMI-Enttäuschungen: Logitech und Holcim

Von den vier SMI-Aktien mit negativer Jahresperformance - Credit Suisse (-21 Prozent), Logitech (-9 Prozent), Holcim (-4 Prozent) und Novartis (-2 Prozent) - haben vor allem Logitech und Holcim die Erwartungen enttäuscht (bei der CS und Novartis waren die Märkten von vornherein kritischer). Der Sturz des Logitech-Kurses von 125 Franken unter die 80-Franken-Marke im zweiten Halbjahr hat viele verunsichert. Der an sich sehr erfolgreiche Peripherigeräteentwickler und Gaming- und Videokonferenzausrüster leidet unter einem schwachen Ausblick. 

Dem Zementkonzern Holcim wiederum trauten Analysten viel zu: Grösster Anbieter weltweit, technologisch führend, Profiteur der weltweiten Urbanisierung sind einige der Argumente. Doch die CO2-Belastung in der Baustoffherstellung schreckt klimabewusste Investoren ab. Und eine Tatsache ist auch, dass der Holcim-Kurs nie mehr das Niveau von vor der Fusion mit Lafarge 2015 erreicht hat. 

Beide SMI-Flops könnten 2022 durchaus wieder überraschen. Ein besser Ausblick von Logitech und ein klarerer Klimaschutzfahrplan bei Holcim würden rasch Anlegergeld anziehen.

Zwischen Stuhl und Bank gefallen: Zur Rose

Zwischen Stuhl und Bank gefallen ist Zur Rose. Hohe Erwartungen an die E-Commerce-Apotheke bestanden wegen der Situation und des Geschäftsmodells. Die Pandemie hat den Einkauf per Paketzustellung beflügelt, und Zur Rose ist eine der wenigen Onlinehandels-Stories an der Schweizer Börse. Die Euphorie um das noch relativ junge Unternehmen mit Wurzeln in Steckborn TG trieb den Kurs bis Mitte Februar 2021 auf 514 Franken. Ende Jahr nun werden noch 233 Franken für den Titel bezahlt. 

2021 hat Schwächen am Geschäftsmodell in den Vordergrund treten lassen. An den Wachstumschancen in den Märkten Schweiz und Deutschland sind gewisse Zweifel aufgekommen. Zur Rose braucht weiterhin Kapitalerhöhungen. Alteingesessene Apotheken gehen gegen den innovativeren Konkurrenten vor. Und kurz vor Weihnachten ist bekannt geworden, dass Deutschland elektronische Rezepte nicht auf Anfang 2022 einführen wird - dies wäre ein grosses Plus für den Medikamenten-Versand gewesen. Für Zur Rose wird 2022 schwierig anfangen. Das Unternehmen könnte gar zum Übernahmeziel werden.