Das schwierige politische Umfeld verdüstere die Stimmung, erklären Börsianer. Vor allem der seit Monaten anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und China wie auch die Türkei-Krise machten viele Investoren zuletzt vorsichtig.

In der ablaufenden Woche arbeitete sich der deutsche Leitindex zwar um 1,5 Prozent nach oben. Es handele sich allerdings nur um eine leichte Erholung mit sehr niedrigen Umsätzen, konstatiert Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Langfristig orientierte Anleger warteten lieber ab.

Der Swiss Market Index (SMI) rückte am Freitag um 0,04 Prozent auf 9'052,9 Punkte vor. Im Wochenvergleich ergab sich ein Plus von 0,5 Prozent, das erste nach drei schwachen Wochen. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,06 Prozent auf 1'478,41 Punkte, während der breite Swiss Performance Index (SPI) unverändert bei 10'804,53 Punkten schloss.

Vor allem in puncto Zollstreit harren die Investoren noch immer auf den entscheidenden Durchbruch. In den vergangenen Tagen liessen die USA und China ihren Handelsstreit immer weiter eskalieren. Beide Regierungen verhängten zuletzt neue Sonderzölle gegen das jeweils andere Land. Eine Gesprächsrunde zwischen Delegationen der zwei Wirtschaftsgrossmächte endete ergebnislos. "Das Säbelrasseln geht ungehindert weiter", urteilt Christian Henke vom Brokerhaus IG Markets.

Lira-Einbruch sorgt für Bauchschmerzen

Mit Argusaugen verfolgen die Anleger auch den amerikanisch-türkischen Konflikt. Die Fronten verhärteten sich zuletzt. Die Regierung in Ankara wirft den USA mittlerweile einen gezielten Wirtschaftskrieg gegen die Türkei vor. Amerika wiederum beharrt auf der Freilassung eines in der Türkei inhaftierten US-Predigers.. Der Streit erschüttert das ohnehin schon angeschlagene Vertrauen der Investoren in das Land am Bosporus.

Anleger fürchten, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan, der seit einer Verfassungsänderung mit besonders grosser Machtfülle ausgestattet ist, sich massiv in die Wirtschaft und die Währungspolitik einmischen könnte. Die Landeswährung Lira verlor seit Jahresbeginn knapp 40 Prozent zum Dollar. In den vergangenen Tage stabilisierte sich die Lira etwas und pendelte zur US-Währung um die sechs Lira. Allerdings waren die Umätze feiertagsbedingt eher dünn, die türkischen Börsen hatten wegen des islamischen Opferfestes geschlossen.

Erneutes Konjunktur-Warnsignal?

Auf der Konjunkturseite könnte es am Montag mit dem Ifo-Index spannend werden. Experten erwarten für August einen minimalen Rückgang. Der Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo-Instituts war im Juli zum siebten Mal in acht Monaten gefallen. Ein erneuter Rückgang wäre ein ernstzunehmendes Konjunktur-Frühwarnsignal, sagt Altmann von QC Partners. Ebenfalls veröffentlicht werden die Verbraucherpreise für den Euroraum (Freitag). Die Analysten der Commerzbank rechnen für August mit einer im Vergleich zum Vormonat unveränderten Kernteuerungsrate von 1,1 Prozent.

Aus den USA stehen unter anderem das Verbrauchervertrauen (Dienstag) und der Chicagoer Einkaufsmanagerindex (Freitag) auf der Agenda. Von den Daten erhoffen sich die Anleger Hinweise auf die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Fed-Chef Jerome Powell hat am Freitag die New Yorker Börsen mit dem Festhalten an seinem Kurs der behutsamen Zinserhöhungen trotz der Kritik von Präsident Donald Trump beruhigt.

Die Wirtschaft zeige sich stark und die Inflation liege nahe beim Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank, sagte er. Der S&P-Index erklomm daraufhin ein Rekordhoch. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte auf Wochensicht 0,5 Prozent zu. Die Währungshüter haben den Leitzins bereits zwei Mal in diesem Jahr hochgesetzt. An den Märkten wird mit einem weiteren Schritt im September gerechnet.

Auf Unternehmensseite stehen in der Schweiz einige Bilanzen kleinerer Unternehmen an: Alpiq, KTM Industries, Schwyzer Kantonalbank (Montag); Bâloise, Allreal, Flughafen Zürich, Goldbach, Valartis, Tamedia, Vetropack (Dienstag); Emmi, Intershop (Mittwoch); Banque Pr Rothschild, Hochdorf, Investis, Molecular Partners, Varia US (Donnerstag); Addex, CFT, Edisun Power, IVF Hartmann, Plazza, Zug Estates (Freitag).

(Reuters/AWP/cash)