Am Donnerstag ging es an den amerikanischen Börsen nach einer enttäuschenden Handelswoche wieder aufwärts. Der Dow Jones gewann 0,5 Prozent, der Technologieindex Nasdaq sogar 1,6 Prozent. Am Freitag sind die Vorzeichen umgekehrt: Die Futures auf die US-Indizes sind stark im Minus. Am stärksten gibt der Nasdaq mit 2 Prozent nach. 

Ein Grund für den erneuten Rückschlag an der US-Börse bilden die Quartalszahlen der US-Technologiegiganten. Alphabet, Amazon, Apple, Facebook und Twitter legten am Donnerstagabend nachbörslich ihre Bücher offen. Teils führte dies zu massiven negativen Reaktionen seitens der Anleger. Hier ein Überblick über die Quartalsergebnisse und wie die Aktien vorbörliche reagieren:

Alphabet – Datenkrake wird noch grösser

Boomende Werbeeinahmen und ein starkes Cloudgeschäft lassen bei der Google-Muttergesellschaft die Kassen klingeln. Im Jahresvergleich schoss der Nettogewinn um fast 60 Prozent auf 11,2 Milliarden Dollar in die Höhe. Der Umsatz wuchs um 14 Prozent auf 46,2 Milliarden Dollar.

Schon vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen zeigten sich die Alphabet-Aktien am Donnerstag stark – plus 3 Prozent. Am Freitag geht es vorbörslich nochmals um 5,4 Prozent aufwärts.

Amazon – Rekordergebnis abgestraft

Der Trend zum Einkauf im Internet verhilft zwar dem weltgrössten Online-Händler Amazon in der Corona-Krise weiter zu glänzenden Geschäften. So wuchs der Umsatz im Jahresvergleich um 37 Prozent auf 96,1 Milliarden Dollar, der Gewinn verdreifachte sich auf 6,3 Milliarden Dollar.

Doch die Anleger haben sich wohl noch ein besseres Ergebnis erhofft: Die Amazon Aktien geben vorbörslich um 2,1 Prozent nach. Insbesondere die Warnung von Amazon, dass die Profitabilität im vierten Quartal unter Corona leiden könnte, wird negativ aufgefasst. Und das präsentierte Umsatzwachstum liegt unter den Erwartungen der Analysten. Dies ist aber für einen langjährigen Amazon-Anleger locker verkraftbar. Allein dieses Jahr haben die Amazon-Papiere schon 74 Prozent an Wert gewonnen.

Apple – Abhängigkeit von iPhones sichtbar

Der verzögerte Marktstart des iPhone 12 hat Apple einen Gewinnrückgang im dritten Quartal beschert. Der US-Konzern verdiente 7,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Zwar stieg der Umsatz um ein Prozent auf 64,7 Milliarden Dollar. Doch dies kann den Zahlenkranz kaum schmackhaft machen.

Am Donnerstag stiegen die Apple-Aktien vor der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse noch um 3,7 Prozent. Dieser Gewinn wird vorbörslich am Freitag zunichtegemacht. Die Aktien verlieren satte 4,9 Prozent. Insbesondere die Tatsache, dass Apple keine Umsatzprognose für das iPhone 12 macht, stösst den Anlegern sauer auf.

Facebook – Ergebnis wurde erwartet

Facebook hat in einem weiteren Quartal der Corona-Krise getrotzt. Der vor allem mit Werbung erzielte Umsatz des Online-Netzwerks stieg im Jahresvergleich um 22 Prozent auf 21,2 Milliarden Dollar.

Zwar werden die Facebook-Aktien am Freitag vorbörslich 2,4 Prozent abgestraft. Doch am Donnerstag legten die Papiere vor der Bekanntgabe des Zahlenkranzes um 4,9 Prozent zu. Im Endeffekt ein Nullsummenspiel. Die Anleger scheinen mit den präsentierten Zahlen weder enttäuscht noch glücklich zu sein. Die Investoren zeigen sich aber sicherlich auch vorsichtger als sonst, da Facebook für das Jahr 2021 grosse Unsicherheiten - auch regulatorischer Art - sieht.

Twitter – Aktie stürzt ab

Eine Million neue Nutzer gewann Twitter im vergangenen Quartal hinzu. Das scheint viel zu sein. Doch Analysten rechneten mit einem Nutzerwachstum von 9 Millionen. Der Gewinn sank im dritten Quartal dazu um gut einen Fünftel auf rund 28,7 Millionen Dollar.

Die Konsequenz: Die Twitter-Aktien verlieren am Freitag vorbörslich 16,2 Prozent. Und die Tatsache, dass das Nutzerwachstum im Heimmarkt stagnierte, lässt für die Zukunft nichts Gutes erahnen.

Allen Unternehmen ist gemein, dass sie bezüglich der zukünftigen Geschäftsentwicklung sehr vorsichtig sind. Die Corona-Krise mit ihren Unwägbarkeiten schlägt hierbei durch. Und die erfolgreichen Tech-Riesen geraten zugleich verstärkt ins Visier von Wettbewerbsbehörden auch im Heimatmarkt USA, wo die Regulierer bisher eher die Zügel locker liessen. So hatte das US-Justizministerium in der vergangenen Woche eine seit langem erwartete Wettbewerbsklage gegen Google eingereicht. Als Anleger kann man sich fragen, ob man nicht einen teil der Gewinne mitnehmen soll.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren