Der gestrige Tag mit 47 Millionen gehandelten Tesla-Aktien und einem Volumenwert von 30 Milliarden Dollar hat so manchen Marktbeobachter sprachlos gemacht. Dies umso mehr, wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass Apple, welches eine zehnfache Marktkapitalisierung von Tesla aufweist, einzig ein Volumen von 10 Milliarden Dollar erreichte. Nachdem die Tesla-Aktien alleine gestern 20 Prozent zulegten, verzeichnet sie am Dienstag erneut ähnlich hohe Gewinne (zum aktuellen Kursverlauf geht es hier).  

Einige lässt die gegenwärtige Rally an die Bitcoin-Hysterie von Ende 2017 erinnern. So Gordon Johnson von GLJ Research. Bei dem kometenhaften Aufstieg von Tesla-Aktien handele es sich um eine Blase, die so etwas wie "Bitcoin auf Rädern" sei, zitiert Bloomberg den Analysten. Gemessen an einem technischen Indikator übertreffe die Geschwindigkeit der Tesla-Rallye die der Krypto-Währung auf ihrem Höhepunkt.

Denn der 14-Tage-Index der relativen Stärke (RSI), ein Gradmesser für das Ausmass und die Persistenz von Preisbewegungen, liegt für den Autohersteller bei 92,5. Im Dezember 2017, als Bitcoin mit bis zu 19'511 Dollar gehandelt wurde, konnte der 14-Tage-RSI 91 nicht durchbrechen.

Morgan Stanley: Kursziel von 360 Dollar

Entgegen der momentanen Entwicklung gibt Morgan Stanley in einer aktuellen Studie zu Tesla ein Kursziel von 360 Dollar bekannt und empfiehlt untergewichten. Dies entspricht einem Korrekturpotential von knapp 60 Prozent. Um das Preisziel zu rechtfertigen, gehen die Analysten bis 2030 von einem jährlichen Verkauf von 2 Millionen Fahrzeugen und einer EBITDA-Marge von 15 Prozent aus.

Für ein mögliches Bullish-Szenario mit einem Kursziel von 650 Dollar müssten laut Morgan Stanley folgende Punkte erfüllt sein: Die Profitibilität von Tesla in China steigt mehr als erwartet, der Cybertruck überrascht positiv und die europäische Gigafactory wird ein Erfolg. Auch die Bruttomarge beim neuen Model Y müsste sich verbessern.

Das Worst-Case-Szenario mit einem Kursziel von 115 Dollar drohe laut Analysten von Morgan Stanley, wenn folgende Fälle eintreten: Die Kapitalmärkte stehen Teslas Strategie und Ambitionen weniger offen gegenüber. Grössere und besser kapitalisierte Technologiefirmen treten als Wettbewerber auf. Und die ambitionierten Ziele werden nicht erreicht, da die Herausforderungen zu hoch sind.

Kursziele driften auseinander

Die Investmentfirma Wedbush nimmt hingegen insgesamt eine neutrale Haltung ein und sieht einen Wert von 550 Dollar als realistisch. Die Bewertung wird dadurch gerechtfertigt, dass die Kosten gesunken sind und sich die Effizienz verbessert hat. Zudem trauen sie Tesla zu, 2020 rund 500'000 Autos auszuliefern.

Die Bank Citigroup rät hingegen weiter zum Verkauf uns beharrt auf dem Kursziel von 222 Dollar. Die Ergebnisse seien zwar positiv, decken aber den aktuellen Börsenwert nicht ab. Ebenso wirke das Lieferziel für 2020 eher schwach und das autonome Fahren wird auch in naher Zukunft nicht Wirklichkeit werden.

Das Finanzdienstleitungsunternehmen Canaccord Genuity erhöht ihr Kursziel von 515 auf 750 Dollar und empfiehlt zum Kaufen. Tesla sei das führende Unternehmen in der Elektro-Revolution. Vor allem die Gigafactory in Shanghai sei vielversprechend.

Wann ist Tesla wertvoller als Toyota?

Ob jetzt die Bullen oder die Bären recht behalten, wird die zukünftige Entwicklung zeigen. Klar ist: Mit einer Marktkapitalisierung von 140 Milliarden Dollar lässt Tesla andere Autohersteller wie General Motors, Ford oder ebenso Volkswagen mit 82 Milliarden Dollar klein aussehen. Einzig Toyota ist mit 227 Milliarden Dollar noch wertvoller.

Wenn man den Nasdaq Index als Leitlinie nimmt, sollte das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Tesla 28 betragen. Dies würde bedeuten, dass Tesla einen Profit von 4,9 Milliarden jährlich erzielen sollte. Doch letzte Woche rapportierte das Unternehmen einen Nettoverlust von 744 Millionen für 2019. Zumindest für dieses Jahr erwarten Analysten ein Nettogewinn von 1,42 Milliarden.

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.

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