Es gehört zu den unumstösslichen Gegebenheiten des menschlichen Lebens, dass bei 30-Jährigen der Anlagehorizont ein ganz anderer ist als bei über 60-Jährigen. Ist man jung, kann man noch viele Börsenkrisen überstehen. Im Pensionsalter wirken sich Börsenschwankungen leider empfindlicher aus: Zeit die man hat, um Kursverluste aufzuholen, wird kürzer.

Eine Faustregel meint, man solle pro Jahr nie mehr als vier Prozent des Vermögens verbrauchen. Dies mag leichter gesagt sein, als getan. Bringen Aktien aber auch Einkommen, schmilzt ein Vermögen weniger schnell. Also: Dividenden sind besonders wichtig. 

Defensive Aktien wiederum reduzieren das Risiko, dass man Aktien im dümmsten Moment verkaufen muss. Sie schwanken aller Erfahrung nach weniger unberechenbar als risikoreichere Investments. 

Defensive Evergreens im Schweizer Markt sind die Pharmatitel Roche, Novartis und Lonza sowie der Nahrungsmittelmulti Nestlé aus dem SMI. cash.ch schlägt aber noch fünf weitere Titel vor, die eine solide Entwicklung versprechen: Drei Titel aus der Schweiz und zwei aus dem US-Markt.

SGS: Die Öl-Abhängigkeit sinkt

Der früher "Surveillance" genannte Konzern gilt als "Semi-Zykliker". Das wechselnde wirtschaftliche Glück von Unternehmen und die Konjunkturlage gehen am Warenprüfer nicht ohne Spuren zu hinterlassen vorbei. Allerdings hat die SGS das Exposure zum volatilsten Geschäftsfeld, der Ölindustrie, in den vergangenen Jahren abgebaut.

Der SGS nützt es, dass die Regulierung zunimmt und Prüfungen und Zertifizierungen von Waren und Anlagen regelmässig wiederholt werden müssen. Das Unternehmen kauft immer mal wieder zu und hat so Potential, seien Wert zu steigern. Der Aktienkurs hat sich in den zehn Jahren vor Beginn der Coronakrise verdoppelt. Durch den Krisen-Kurseinbruch ist SGS günstiger, aber nicht per se weniger attraktiv geworden (Kurs-Gewinn-Verhältnis laut Bloomberg: 25). Und: Die Dividendenrendite liegt derzeit bei überdurchschnittlichen 3,6 Prozent.

Swisscom: Ohne den «Obligationen-Ersatz» geht es nicht

Ein Kursrenner ist die Schweizer Telecom-Nummer-Eins nicht. Der Kurs steht nur 37 Prozent höher als vor zehn Jahren. Allerdings: Mit Bankaktien konnte man im in der gleichen Zeit bis 80 Prozent des Investments verlieren. 

Swisscom-Aktien werden mit der Dividende im Hinterkopf gekauft. Im Moment erlauben die jährlichen Ausschüttungen eine Rendite von 4,5 Prozent. Die gut zur Hälfe vom Bund kontrollierte Swisscom ist und bleibt ein "Obligationen-Ersatz". Beachten muss man allerdings auch: Eine Dividendenerhöhung hat es bei Swisscom seit Jahren nicht mehr gegeben. Anleger müssen wegen der schrumpfenden Margen im Swisscom-Heimmarkt eher mit einer Dividendenkürzung rechnen.

Lange galten auch Versicherer wie Zurich oder Swiss Re als solide Dividendentitel. Die Coronakrise hat dieses Image leider etwas angekratzt (cash berichtete).

Banque Cantonale Vaudoise: Nicht wie andere Bankaktien

Zu Bankaktien wird selten geraten, wenn es um mittel- und langfristige Qualitätsanlagen geht. Die Kursperformance vor allem grösserer Schweizer Aktien war in den vergangenen Jahren schwach. Bei Banken bestehen immer noch viele Risiken.

Eine Ausnahme bildet die Banque Cantonale Vaudoise, kurz BCV. Eine Auszeichung in der Branche ist die Verdoppelung des Aktienkurses seit der Finanzkrise. Im Moment liegt der Kurs schon wieder höher als vor dem Anfang der Coronakrise. Die BCV hat einen guten Mix aus Kleinkunden- und Firmengeschäft und betreut auch onshore Privatkunden. Aber vor allem: Mit 4 Prozent Rendite ist die Westschweizer Staatsbank eine bewährte und beliebte, gute Dividendenzahlerin.

McDonalds: Fast Food hin oder her, die Aktie ist gesund

Im Rentenalter (und eigentlich schon vorher) wird der Arzt von übermässigen Genuss von saucentriefenden Burgern und Pommes Frites mit Mayonnaise abraten. Aber die Aktie von McDonalds kann man sich dennoch gönnen. Selbst ein Monument ungesunden Essens wie McDonalds hat – zumindest etwas mehr – auf die Gesundheitsschiene umschwenkt.

Die Dividendenrendite des US-Unternehmens ist mit 2,7 Prozent eher durchschnittlich. Fast Food ist weltweit aber dermassen beliebt, dass das US-Unternehmen zu einer krisenfesten Anlage wird. Selbst nach den Corona-Verwüstungen an der Börse ist die Aktie noch doppelt so viel wert wie vor fünf Jahren. 

Coca-Cola: Dividendenpolitik hebt das Getränke-Imperium in den Adelsstand

Langlebigkeit und Solidität im Geschäft findet man häufig bei Konsumgütern. Und wenn es ein Produkt gibt, das seit über 100 Jahren sinnbildlich für Konsum steht, ist es Coca-Cola. Das Unternehmen trägt die Distinktion eines "Dividenden-Aristokraten", ist also eine Gesellschaft, die während mindestens 25 Jahren schon ihre Ausschüttungen regelmässig erhöht hat. Bei Coca-Cola ist dies schon seit 1920 der Fall. Die Dividendenrendite beträgt derzeit 3,6 Prozent.

Die Coronakrise hat den über die Jahre stetig steigenden Kurs um ein Drittel einbrechen lassen – dies bringt aber auch Gelegenheiten. Laut Finanzchef John Murphy kann Coca-Cola auch einen schweren Schock verkraften. Fan der Coca-Cola-Aktie ist übrigens auch Warren Buffett: Der Starinvestor wird im August 90 Jahre alt – so falsch kann man als Pensionär mit Coca-Cola demnach nicht liegen.  

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