Im ersten Quartal hat der SMI sein Rekordhoch und zugleich einen seiner tiefsten Stürze erlebt: Am 19. Februar erreichte der Schweizer Blue-Chip-Index 11'263 Punkte. Nur einen Monat später dann das Quartalstief bei 7650 Punkten. Die ungeheuer schnell um sich greifende Coronaviruskrise hatte 27,5 Prozent an Wert vernichtet. Seitdem hat sich der SMI wieder auf über 9200 Punkte erholt.

Der SMI seit Anfang Jahr: So sehen auch die Kursverläufe von vielen Aktien aus (Grafik: cash.ch).

Im Index haben zwei Aktien trotz des schweren Einbruchs eine positive Kursbilanz seit Anfang Jahr: Lonza (+11,5 Prozent) und Swisscom (+4,6 Prozent) stehen nach den spektakulären "Wash-Out" an den Märkten noch einigermassen gut da.

Speziell die Swisscom gilt unter Analysten als vergleichsweise krisenresistent: Auf der einen Seite muss der Schweizer Telekom-Marktführer wegen "Lockdown" und Grenzschliessungen Läden zumachen und Einbussen im Roaminggeschäft hinnehmen. Andererseits ist die Nachfrage nach Festnetzbandbreite gesteigen, weil viele von Zuhause aus arbeiten. Als sicher gilt vorerst auch die Dividende von 22 Franken, die 4,1 Prozent Rendite gibt (cash berichtete).

Angesichts von Kursverlusten von bis zu 40 Prozent wie beim Zykliker Adecco halten sich bei defensiven Aktien die Schäden in Grenzen. Nestlé (-4,8 Prozent) erweist sich einmal mehr als stabilisierend, während bei den Pharmaschwergewichten Roche (-1,7 Prozent) deutlich besser abschneidet als Novartis (-15,3 Prozent).

Roche hat zwischenzeitlich davon profitiert, dass der Mitte März vorgestellte Cobas-SARS-CoV-2-Test einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten kann. Im ewigen Zweikampf der beiden Pharmapapiere hat derzeit Roche die Nase gegenüber Novartis vorne. Insgesamt dürften sich auch für die nächste Zeit alle drei SMI-Schwergewichte als verlässlich erweisen – so langweilig dies klingen mag.

Die Kursentwicklung der SMI-Aktien seit dem 1. Januar (Grafik: Bloomberg)

Bei den Banken hat die UBS (-25,9 Prozent) den Corona-Knick besser als die Credit Suisse (-39 Prozent) aufgeholt, der am zweitschlechtest performenden SMI-Aktie seit Anfang Jahr. Beide Banken haben rasch kommuniziert, dass die Krise sie bisher nicht hart treffe. Bei den Gefahren, die von den grossen Kreditgeschäften mit reichen Privatkunden ausgehen, beschwichtigten sie.

Ausserdem spielen CS und UBS eine wichtige Rolle bei der Strategie des Bundesrats, der Wirtschaft mit Geldhilfen und Krediten über die Runden zu helfen. Speziell der UBS hilft derzeit auch, dass die Aktionäre eine (noch einmal bestätigte) Dividende von 73 Cent pro Aktie mit 8,1 Prozent Dividendenrendite erhalten werden.

Allgemein gilt aber: Die Grossbanken werden mit am stärksten durch Krisen hin- und hergeworfen. In der Coronakrise kann, wer will, mit ihnen spekulieren. Mittel- bis langfristig ist wegen der beginnenden globalen Rezession für die Banken nur ein weiteres Fragezeichen hinzugekommen.

Vertrauen in Versicherer

Bei Sika (13,1 Prozent) hält sich der year-to-date-Kursrückgang in Grenzen, weil der Kurs bis zum Beginn der Börsekrise um den 23. Februar herum deutlich gestiegen war. Wer vor der Krise schon Probleme hatte wie Swatch (-30,1 Prozent) oder Richemont (-31,5 Prozent), liegt im Kurs besonders weit zurück. Wer auf eine Erholung der Uhrenaktien hofft, könnte ein weiteres Mal enttäuscht werden.

Anders als bei den Versicherern. Obwohl Sorgen um die Solvenzquoten und Bedenken wegen grösserer Bond-Ausfälle bestehen, können sich diese Unternehmen auf eine starke Kapitalbasis stützen. Swiss Re (-35,3 Prozent), wo sich der Kurs zwischenzeitlich halbierte, hat unerwartet Zuspruch von den UBS-Analysten erhalten (cash berichtete). Zurich (-16,3 Prozent) zeigte zuletzt deutliche Erholungstendenzen.

Am breiten Markt zeigt sich unter den stark gefallenen Aktien ebenfalls ein Versicherer: Helvetia. Mit einem Kursrückgang von 43,7 Prozent gehört der Konzern zu den 20 am meisten abgestraften kotierten Schweizer Gesellschaften.

Die 20 am stärksten abgestraften Aktien im Schweizer Gesamtmarkt: Hauptsächlich Firmen, die schon vor der Krise Probleme hatten. Die Erstquartalsperformance in der Mitte der Tabelle, YTD. (Grafik: Bloomberg, Stand 31.3.2020, 08:30 Uhr).

Helvetia teilt sich das Feld mit Firmen wie dem Autozulieferer Autoneum (-50,7 Prozent) oder den Technologieunternehmen Kudelski (-49,1 Prozent) und Ascom (-48,9 Prozent) sowie weiteren Unternehmen, die geschäftlich bereits lange unter Druck stehen, hochverschuldet sind oder an der Börse noch als "penny stocks" figurieren.

Bei der Helvetia ist der Kurs seit dem 24. Januar im Sinkflug, als das Management eine Kapitalerhöhung zwecks Übernahme des spanischen Finanzunternehmens Caser ankündigte. Verstärkt haben dürfte sich der Abwärtstrend noch, weil just Spanien jetzt eines der gesundheitlich und wirtschaftlich von der Krise am stärksten getroffenen Länder Europas geworden ist.

Bachem gleicht Absturz aus

Dennoch dürfte der starke Kurssturz bei Helvetia übertrieben sein. Die Zahlen, die Anfang März vorgelegt wurden, stimmten. Helvetia könnte sich bald als billige Kaufgelegenheit herausstellen – ganz anders als die übrigen "Flop"-Aktien, die wohl nur mit grosser Mühe aus der Krise kommen werden.

Dass umgekehrt eine Biotechfirma wie Relief Therapeutics einen Kurssprung von 2900 Prozent vollzogen hat, hilft Anlegern bei einem Aktienpreis von 3 Rappen als Orientierungshilfe wenig: Über das Unternehmen ist nicht viel bekannt, der tiefe Aktienpreis wirft Fragen auf. Ermutigender ist hingegen, dass Galenica (+11,6 Prozent), BKW (+9,9 Prozent) oder Emmi (+7,2 Prozent) wieder auf Kursstände über dem Jahresbeginn-Wert gefunden haben. Dies spricht für solide Geschäftsmodelle, die am Markt Vertrauen einflössen.

Top sind auch Bachem (+22,7 Prozent) oder Zur Rose (+17,4 Prozent). Der Pharmazulieferer Bachem, wo der Corona-Kursabsturz wieder ausgeglichen worden ist, profitierte Mitte März von guten Zahlen und Wachstumsaussichten. Bei der Versandapotheke Zur Rose wiederum ist der Kursverlauf volatil.

Zum einen profitiert der Onlinevertrieb von Medikamenten massiv seit Beginn der Coronavirus-Krise. Da Zur Rose aber nach wie vor Verlust schreibt, sich in einer Übergangsphase befindet und die Wachstumstrategien Kosten verursachen, bleiben konservative Anleger bei dieser Aktie vorerst zurückhaltend.

Die Top-Aktien im breiten Markt seit Anfang Januar. Die Erstquartalsperformance in der Mitte der Tabelle, YTD. (Grafik: Bloomberg, Stand 31.3.2020, 08:30 Uhr).

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