Nach dem jüngsten Kursrutsch haben sich die europäischen Aktienmärkte vor den mit Spannung erwarteten Nvidia-Zahlen stabilisiert. Der Dax zog am Mittwoch 0,2 Prozent auf 23.235 Punkte an, nachdem er am Dienstag zeitweise auf den tiefsten Stand seit Ende April gefallen war. Auch der EuroStoxx50 machte anfängliche Verluste von einem halben Prozentpunkt wett und notierte stabil bei 5542 Zählern.

Die Quartalsergebnisse des KI-Chipspezialisten Nvidia könnten Schwankungen erzeugen, die mit der Veröffentlichung von Inflationszahlen und dem Arbeitsmarktbericht aus den USA mithalten könnten, sagte Luis Ruiz, Analyst beim Broker CMC Markets. «Die Diskussionen über den KI-Hype haben die Börse voll im Griff und sorgen für entsprechende Nervosität im Vorfeld dieses Termins.» Die Quartalsergebnisse von Nvidia gelten als Nagelprobe für den Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI).

«Im positiven Fall könnte der Chip-Gigant mit besser als erwarteten Zahlen und einem soliden Ausblick genau die Orientierung liefern, nach der die Anleger derzeit suchen», sagte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar. «Sollte es zu Enttäuschungen kommen, wäre das natürlich der endgültige Todesstoss für die KI-Stimmung», konstatierte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank.

Techaktien geben weiter nach

Im Vorfeld der Zahlen gaben europäische Technologieaktien leicht nach. Die Sorgen der Anleger über die hohen Aktienbewertungen hatten zuletzt einen Ausverkauf in der KI-Branche ausgelöst. Der KI-Ausrüster Schneider Electric notierte zur Wochenmitte zunächst leicht schwächer. Die Aktien von Siemens Energy rückten dagegen um drei Prozent vor, nachdem sie am Vortag mehr als sechs Prozent eingebüsst hatten.

Bei den Einzelwerten legten auch Daimler Truck und Traton jeweils bis zu vier Prozent zu. Die beiden Nutzfahrzeughersteller profitierten einem Händler zufolge von einer Entscheidung der US-Umweltbehörde EPA. Demnach halte die Behörde zwar am strengen 2027-Abgasfahrplan für Lkw fest, versuche aber, ihn durch nachträgliche Anpassungen für Hersteller und Flotten finanziell etwas erträglicher zu machen.

Dagegen machte ein internes Memo des Kering-Chefs zu seiner künftigen Strategie den Aktien des Luxusgüterkonzerns zu schaffen. Die Papiere rutschten in Paris um bis zu vier Prozent ab, nachdem Luca de Meo dem von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehenen Dokument zufolge erklärt hat, dass die Abhängigkeit von Gucci verringert und das Filialnetz weiter verkleinert werden müsse, um eine Rückkehr zum Wachstum zu erreichen. Kering kämpft mit einem zweistelligen Umsatzrückgang bei seiner Flaggschiffmarke Gucci und häuft gleichzeitig durch Zukäufe Schulden an.

Spekulationen über Fed-Kurs

Weitere Hinweise auf den künftigen Kurs der US-Notenbank erhofften sich Anleger unterdessen von den Protokollen ihrer jüngsten Zinsentscheidung, die am Abend veröffentlicht werden. Die Fed hat ihren Leitzins zuletzt zweimal in Folge gesenkt. Ob sie im Dezember nachlegt, ist offen.

Rückschlüsse auf die geldpolitische Richtung der Fed könnte auch der US-Arbeitsmarktbericht für September am Donnerstag ermöglichen, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Nach sechs Wochen Datenentzug wegen des «Shutdowns» könne der Markt auch hier mit heftigen Preisanpassungen reagieren.

(Reuters)