Schon wird vom "Jahrzehnt der Banken" gesprochen. Klar, nachdem die Finanzbranche vor allem in Europa 2010 bis 2019 unterdurchschnittlich performte, sind solche Voraussagen nachvollziehbar. Doch weil das dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts gerade einmal zwei Wochen alt ist, ist es vielleicht noch etwas früh für solche Fanfarenstösse.

Der Blick auf das SMI-Kurstableau zeigt aber immerhin, dass den beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse der Jahresstart ganz gut gelungen ist (siehe Tabelle). Nur Alcon (+5,7 Prozent) ist bisher an der Börse höher gestiegen: Der von Novartis abgespaltene Augenmedizinkonzern erlebt dank guter Cashflows und der damit einhergehenden Möglichkeit, Schulden abzubauen, einen gewissen Zuspruch ausländischer Analysten. 

Das Plus von 4,3 respektive 4,2 Prozent bei UBS und CS hebt sich vor allem im Fall der UBS vom vergangenen Jahr ab: Im Superbörsenjahr 2019 erreichte sie insgesamt nur ein Plus von 7 Prozent, bei einem um ein Viertel gestiegenen Gesamtmarkt. Die diesjährige Banken-Performance erklärt sich zum Teil durch die sehr guten Zahlen, welche die amerikanischen Grossbanken diese Woche vorgelegt haben.

SMI-Aktienkurse: Entwicklung nach dem 1.  Januar 

AktiePerformance
10 Tage
AktiePerformance
10 Tage
Alcon+5,7 ProzentLafargeHolcim-2,3 Prozent
UBS+4,3 ProzentSika-1,7 Prozent
Credit Suisse+4,2 ProzentNestlé-1,5 Prozent
Swisscom+1,9 ProzentABB-0,8 Prozent
Lonza+1,7 ProzentGivaudan-0,7 Prozent
Roche+1,5 ProzentSwiss Re-0,7 Prozent
Adecco+1 ProzentNovartis-0,5 Prozent
Richemont+0,8 ProzentZurich-0,2 Prozent
Swatch+0,7 ProzentSGS-0,2 Prozent
Geberit+0,1 ProzentSwiss Life+0,1 Prozent

Daten der Tabellen: cash.ch / Stand: 15. Januar 2020, 09.45 Uhr

Anleger neigen gern zum "Cross-reading" der US-Resultate zu den Schweizer Grossbanken, auch wenn dieses in der Realität recht umstritten ist. Die UBS wird am nächsten Donnerstag, die CS erst Mitte Februar Zahlen vorlegen: Erst dann weiss man wirklich, wie es um die beiden Zürcher Finanzkolosse steht.

Allerdings: Auch die wieder etwas höheren Anleihenzinsen, die Entspannung sowohl im amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt und im amerikanisch-iranischen Militärkonflikt schaffen derzeit ein Umfeld, in denen Bankaktien gut laufen können. Auch gewisse Anzeichen einer Konjunkturverbesserungen in der Eurozone verbessern das Sentiment.

Spekulative Aktien gefragt

Am breiten Markt feiert derweil eine ganze Reihe von Biotechfirmen deutliche Kursgewinne. Molecular Partners (+25,5 Prozent) hat einen neuen Grossaktionär erhalten, was schnell weitere Käufer inspiriert hat. Der Basilea-Kurs ist dank vermeldeten Lizenzgeschäfte und Zahlungen für Wirkstoffentwicklungen um fast 21 Prozent gestiegen.

Bei anderen Top-Performern aus der Biotechwelt wie Kuros (+23,3 Prozent) oder Relief Therapeutics (+20,7 Prozent) sind es wohl eher spekulative Beweggründe der Investoren, dazuzukaufen. Eine Richtung für 2020 geben diese Werte nicht vor: Bei Biotechaktien kann es schnell wieder zu deutlichen Kursrückgängen kommen. Eine einzige verpatzte Forschungsstudie - und abwärts geht es mit der Aktie.

Volatil ist auch der Kurs von AMS (+12,3 Prozent). Nach dem Kauf des deutschen Lichtkonzerns Osram im Dezember fiel der Kurs, doch just seit dem Jahreswechsel erholt er sich. Zwar hat AMS vielsprecherende Technologien im Gepäck, doch der Osram-Kauf sorgt für Unwägbarkeiten: Wer AMS jetzt kauft, muss etwas spekulativ sein. 

SPI-Aktien seit Anfang Jahr (Auswahl)

AktiePerformance
10 Tage
AktiePerformance
10 Tage
Molecular Partners+25,5 ProzentPerfect Holding-11,8 Prozent
Kuros Biosciences +23,3 ProzentSchmolz+Bickenbach-11,7 Prozent
Basilea +20,7 ProzentBossard-11,5 Prozent
Relief Therapeutics+20,7 ProzentBanque Profile-9,9 Prozent
Addex+15,9 ProzentAdval Tech-8,4 Prozent
BVZ Holding+15 ProzentDätwyler-7,6 Prozent
BKW+13,8 ProzentAryzta-7,6 Prozent
AMS+12,3 ProzentPolyphor-7,6 Prozent
Zur Rose+10,6 ProzentBobst-5,9 Prozent
Hochdorf+10,6 ProzentMikron-5,3 Prozent

 

Durchaus seit längerer Zeit von manchen Anlagespezialisten als seriöses Investment empfohlen, haben solide Zahlen auch die BKW-Aktie (+13,8 Prozent) nach vorne gebracht: Der Energieversorger punktete vor allem im Handelsgeschäft und hat zudem Zukäufe in der Sparte Gebäudetechnik bekannt gegeben. Der Walliser Bahnbetreiberin BVZ (+15 Prozent) wiederum gelingt es, den Schwung vom vergangenen Jahr mitzunehmen. Beide Aktien sollten in den nächsten Monaten im Auge behalten werden. 

Einzelne Aktien sind wegen bereits bekannter Zahlen unter Druck geraten: Ausgerechnet Sika (-1,7 Prozent), langjährige Erfolgsaktie, bildet im Jahresauftakt 2020 fast das Schlusslicht im SMI. Der Grund: Die bereits publizierten Umsatzzahlen lagen unter den Erwartungen. Dies bringt Anleger ins Dilemma: Zukaufen oder warten, bis die definitiven Zahlen am 21. Februar publiziert werden?

Sika ist noch nicht verloren

Dass bei Sika nicht das Schlimmste befürchtet wird, zeigt sich daran, dass die Analysten ihre Empfehlungen nicht gross geändert haben. Anders ist es beim Schraubenspezialisten Bossard (-11,5 Prozent), wo enttäuschende Umsatzmeldungen Abstufungen zur Folge hatten, was die mittelfristigen Aussichten für den Titel trübt.

Mit Dätwyler (-7,6 Prozent) figuriert noch ein drittes Unternehmen aus der Zentralschweiz unter den schlechtesten zehn SPI-Aktien seit Jahresanfang. Die Ende 2019 von Dätwyler bekannt gegebene Fokussierung auf die eine Sparte – Sealing – hat zunächst etwas Verunsicherung und auch eine Abstufung durch die Bank Vontobel bewirkt. Gewinnmitnahmen waren die Folge, doch die Dätwyler-Gruppe dürfte mit der Zeit ihre bekannten Stärken wieder unter Beweis stellen.