Der Lifesciencekonzern Lonza hat seit Anfang 2019 insgesamt 63 Prozent an Wert gewonnen. Beim Unterhaltungselektronikhersteller Logitech sind es 44 Prozent. Ist man beim Vermögensverwalter Partners Group investiert gewesen, hat man seit Beginn des vergangenen Jahres von 57 Prozent Kursgewinn profitiert. Beim fast schon dauerhaft erfolgreichen Baustoffespezialisten Sika sind es 48 Prozent.

Manch eine Privatanlegerin oder manch ein Privatanleger liebäugelt bei solchen Zahlen mit Gewinnmitnahmen. Bei Logitech riet am Donnerstag ein UBS-Analyst gar spektakulär zum Verkauf (cash berichtete).

Fondsmanager Martin Lehmann allerdings bleibt in diese Aktien investiert. Lonza, Logitech, Partners Group und Sika gehören zu den grössten Posten im Fonds 3V Invest Swiss Small & Mid Cap, den Lehmann leitet. "Es wäre ein Fehler, in vermeintlich günstigere Werte zu investieren, die aber ein qualitativ schlechtere Bilanz oder ein schlechteres Geschäftsmodel aufweisen", sagt Lehmann im cash-Börsen-Talk.

Dividendensaison wird Kurse antreiben

Generell seien die Aussichten für die Märkte gut: Neben der lockeren Geldpolitik und den wenigen Anlagealternativen zu Aktien spiele auch die kommende Ausschüttungssaison der Konzerne eine Rolle. Dann werden, so Lehmann, wohl im grossen Stil Dividenden reinvestiert.

Geschätzt wird, dass die mehrheitlich nach wie vor ausschüttungsfreudigen Schweizer Unternehmen in den nächsten Monaten 50 Milliarden Franken aus ihren Gewinnen und Reserven ausbezahlen werden. Auch 2020 bleiben Dividenden also nicht nur ein wichtiges Thema für Anleger, sondern ein eigentlicher Kurstreiber.

Swatch-Konzern muss sparen

Während Lehmann als Kerninvestment Qualitätstitel für unabdingbar erachtet, weist sein Fonds auch ein umstritteneres Investment auf: Die Uhrenaktie Swatch. 2014 war die Aktie einmal über 600 Franken wert, 2018 erreichte sie bei 499 Franken ein weiteres, viel beachtetes Zwischenhoch. Aber dazwischen und danach sah und sieht es nicht gut aus für den Titel. Derzeit steht die Aktie bei 250 Franken.

Manche Anleger sehen in Swatch eine stark unterbewertete und damit investierenswürdige "Value"-Aktie. Andere sagen, die Probleme des Konzerns seien zu gross, um neue Kursanstiege zu ermöglichen. Kritiker der Swatch-Aktie warnen die Anleger vor einer "Value-Falle". 

Die Inhaber-Aktie der Swatch Group: Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren (Grafik: cash.ch). 

Gleich vier grosse Themen aus der Aktualität treffen Swatch: Der Handelskonflikt USA versus China, die Unruhen in Hongkong, Sorgen um das langfristige Wachstum der weltweit zweitgrössten Wirtschaftsmacht China und nun auch das Coronavirus halten viele von einem Engagement bei Swatch ab. Der Konzern macht einen grössten Teil des Geschäfts in China oder mit chinesischen Touristen in der Welt. Das Portfolio des Konzerns umfasst Luxusmarken wie Omega, Blancpain oder Bréguet, aber auch mittelpreisige und günstige Marken wie Tissot, Certina oder Swatch

Bei den Billigmarken muss Swatch laut Lehmann auch ansetzen, um wieder stärker in die Gunst der Anleger zu kommen: "Swatch muss die Kosten den schrumpfenden Umsätzen anpassen, etwa durch Ladenschliessungen im Tiefpreissegment." Nachdem sich der Konzern und namentlich auch CEO Nick Hayek lange gegen Sparmassnahmen gewehrt haben, gibt es laut Lehmann nun Anzeichen für ein Umdenken in Sachen Kosten. Die "Hürde" für positive Überraschungen liege bei jedenfalls Swatch tief.

Aus für Stadler-Rail-Engagement

Lehmann ist aber nicht überall so gnädig wie bei Swatch. Bei der Aktie von Stadler Rail war 3V Asset Management schon bei Börsengang im vergangenen April investiert. Die Aktie hat in der Zwischenzeit aber nicht alle Investoren überzeugt: Analysten werden beim Ausblick für den von Peter Spuhler geführten Bahntechniker kritischer.

Auch Martin Lehmann ist im vergangenen Herbst nach Vorlage der relativ schwachen Halbjahreszahlen vorsichtiger geworden: "Wir sahen fast täglich gute News beim Auftragseingang, aber das heisst nicht, dass damit auch die Profitabilität Schritt halten kann." 

Die Folge: Lehmann hat im Herbst alle Anteile verkauft. Das muss kein Abschied für immer sein, denn Lehmann attestiert Stadler Rail hohe Qualität. Ein Kursrücksetzer wäre allenfalls ein Grund, erneut beim Ostschweizer Zugbauer einzusteigen. 

Im cash-Börsen-Talk spricht Martin Lehmann auch über die Aktie der Also Holding, die sich mehr und mehr von einem Vertrieb von IT-Infrastrukturen zum Cloud-Spezialisten wandelt. Zudem erklärt er, wieso sein Fonds jüngst bei Evolva eingestiegen ist: Der Entwickler von Nahrungsmittelzusätzen ist kein klassischer Qualitätstitel, sondern gehört vielmehr in die Ecke der an der Börse spekulativ getriebenen, kleinen Forschungsunternehmen.