Bitcoin ist am Sonntag von den Rekordhöhen über 64'000 Dollar auf einen Stand etwas über 57'000 Dollar zurückgefallen. Das ist der grösste Tages-Sturz seit Februar. Neben dem rund 15-prozentigen Bitcoin-Sturz hat dafür Dogecoin auf Wochensicht eine Rally von 372 Prozent erfahren.
Die Aktie von Coinbase, dem grössten Krytowährungs-Handelsplatz der USA, steht aktuell bei 342 Dollar. Dies ist deutlich mehr als die 250 Dollar, die im Rahmen der Direktkotierung von der Börse Nasdaq als Referenzpreis festgelegt worden ist. Direkt nach dem Listing schoss der Kurs für einen Moment auf knapp 410 Dollar.
Wegen des Bitcoin-Kursrückgangs reiben sich manche die Augen. Andere haben es eigentlich schon geahnt: "Rückblickend war es unvermeidlich", schrieb der Gründer des Krypto-Fonds Galaxy Digital, Michael Novogratz, am Sonntag auf Twitter.
"Die Märkte waren zu aufgeregt wegen des Listings von Coinbase." Die Grundlage des Coinbase-Hypes, der Rekordlauf bei Bitcoin, sei zusammengefallen, während vor allem Dogecoin nach oben gejagt worden sei. "Alles Zeichen, dass die Märkte zu einseitig geworden sind."
With hindsight it was inevitable. Markets got too excited around $Coin direct listing. Basis blowing out, coins like $BSV, $XRP and $DOGE pumping. All were signs that the market got too one way. We will be fine in the medium term as institutions coming to the space.
— Mike Novogratz (@novogratz) April 18, 2021
Auch Ethereum, Binance Coin und Ripple wurden vom "Coinbase Hangover" erfasst. Dogecoin - ein Coin, vom dem es heisst, es sei im Scherz entstanden - ist mittlerweile wieder etwas zurückgekommen. Der Coin, der schon von Tesla-Gründer Elon Musk favorisiert worden ist, wird aber immer noch zu 3000 Prozent über dem Kurswert vom vergangenen Oktober gehandelt.
"Die Kryptowelt wacht etwas mit Kopfschmerzen auf", sagte Antoni Trenchev, Mitbegründer des Krypto-Kreditgebers Nexo, zur Nachrichtenagentur Bloomberg. "Die 100-Prozent-Rally von Dogecoin am Freitag war der 'Gipfel der Party'." Euphorie habe in der Luft gelegen: "Und wie in der Kryptowelt üblich, zahlt man einen Preis dafür, wenn dies passiert."
«Bitcoin spielt an Wochenenden verrückt»
Genauere Gründe für den Krypto-Tauchgang am Wochenende werden mehrere genannt. "Bitcoin spielt an Wochenenden verrückt, weil es einer der wenigen offenen Märkte für Trading ist", sagt Kyle Rodda, ein Analyst es Finanzdienstleisters IG in Australien. "Jetzt hat Bitcoin etwas Unterstützung verloren."
Die Nachricht, dass die türkische Notenbank Kryptowährungen verbieten werde, hat zusammen mit dem Gerücht, dass das amerikanische Schatzamt bei Kryptowährungen in Sachen Geldwäscherei härter durchgreifen wolle, dem Kurs ebenfalls zugesetzt. Weiter dürften Stromausfälle in China und ein Verbot für das Krypto-Schürfen in der zu China gehörenden Inneren Mongolei für Unruhe gesorgt haben.
Volatile Kursentwicklungen kaum zu vermeiden
Krypto-Analysten sagen Bitcoin und anderen Kryptowährungen, aber auch der Aktie von Coinbase, für die nächsten Wochen und Monate eine hohe Volatilität voraus. Ein Absturz von Bitcoin wie 2017 sehen viele nicht. Bitcoin ist immer noch 93 Prozent mehr wert als Anfang Jahr und Ether ist drei Mal so viel wert wie im Januar.
Wie Bloomberg schreibt, hängt vieles im Bitcoin-Kurs davon ab, wie so genannte "Wale" (Trader mit sehr grossen Volumen) und institutionelle Kunden mit der Internet-Devise handeln. Bloomberg zitiert das Kryptowährungs-Research-Unternehmen Flipside Crypto, wonach 95 Prozent des verfügbaren Angebots von Bitcoin von weniger als 2 Prozent der Kontoinhaber kontrolliert wird. Ein einzelner Bitcoin-Investor kann also sehr hohe Summen bewegen, in einem Markt, der nach wie vor relativ wenig liquid ist.
Im Unterscheid zu 2017 sind Bitcoin und andere Kryptowährungen im Mainstream angekommen. Mehr und mehr traditionelle Vermögensverwalter und Grossanleger investieren in die Coins. Morgan Stanley und Goldman Sachs sind dabei, ihren Kundinnen und Kunden Krypto-Anlagen anzubieten. JPMorgan wiederum geht davon aus, dass Bitcoin langfristig auf 130'000 Dollar steigen wird - also eine Verdoppelung zu heute. Damit wäre der Kursrückgang vom Sonntag nur ein willkommener "Dip" zum Einsteigen oder Aufstocken.
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— DER AKTIONÄR (@aktionaer) April 18, 2021
Auch der Börsengang von Coinbase signalisiert, dass Bitcoin und Co immer breiter akzeptiert sind. Doch bei der Aktie der Krypto-Handelsplattform bestehen wie bei den Kryptowährungen selbst "schichtenweise" Risiken, wie Analysten sagen. Der Kursverlauf dürfte aller Voraussicht nach "holprig" sein. Bei einer Aktie, für die ein geschätzes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 213 besteht, ist dies auch kein Wunder.
Der aktuelle Kurs von 342 Dollar zeigt, wie hoch die Märkte die Aktie bereits mit dem Börsengang bewerten. Glaubt man aber den Analysten, geht noch sehr viel mehr: Erstens empfehlen fünf von fünf Analysten, die Bloomberg erfasst hat, den Kauf. Zweitens haben diese fünf im Schnitt ein Kursziel bei 520 Dollar gesetzt.