Im Stoxx Europe 600 Index sind Bankwerte mit einem Plus von 10 Prozent bislang die beste Branche heuer. Sie legten zu Beginn des Jahres neun Handelstage in Folge zu, bevor sie am Freitag nachgaben. Das ist die längste Gewinnsträhne seit 2018 und der bisher beste Januar-Start in der Geschichte.

Wichtigster Auslöser ist die Erwartung einer strafferen Geldpolitik seitens der Federal Reserve und anderer Zentralbanken, die bereits die Renditen in die Höhe getrieben hat und Banken hilft, profitabler Geld zu verleihen. Die Erholung der Konjunktur von der Pandemie wird auch zu einer stärkeren Kreditaufnahme durch Unternehmen und Verbraucher führen.

"Wenn sich Aktienanleger anschauen, wer am meisten von den bevorstehenden Schritten der Notenbanken profitiert, ist es nur logisch, dass die Banken dabei sind", sagt Andreas Meier, CEO von Fountain Square Asset Management.

Die Trendwende hat lange auf sich warten lassen. Niedrig- und Negativzinsen, ständiger Druck durch die Aufsicht, Geldwäscheskandale und gescheiterte Turnarounds haben die Bankaktien jahrelang unter Druck gehalten. Der Stoxx 600 Banks Index brach in den zehn Jahren bis Ende 2020 um 45 Prozent ein, während der breitere Stoxx 600 im selben Ausmass zugewann. Die Anleger schienen jegliches Interesse an dem Sektor verloren zu haben, obwohl er mit einem Rekordtief bewertet wurde. 

Der Umschwung begann im vergangenen Jahr, als die Banken die Rücklagen für faule Kredite verringerten oder sogar auflösten, während die lebhaften Finanzmärkte ihre Handelsgewinne in die Höhe trieben. Jetzt steigen auch die Zinssätze wieder an.

Alle 38 Aktien im Stoxx-Bankenindex sind seit Ende 2020 gestiegen. Zu den besten Werten zählen neben Société Generale und Banco de Sabadell auch die UniCredit und ING Group mit je 77 Prozent Zugewinn sowie der österreichische Osteuropaspezialist Erste Group Bank AG mit 76 Prozent. Deutsche Bank und Commerzbank hinken dem Index in diesem Zeitraum indessen hinterher.

Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ist von negativen 0,5 Prozent im August auf fast null gestiegen und hat den Bankaktien 2021 zu ihrer besten Jahresperformance seit 2009 verholfen. Ein Anstieg der Renditen um 100 Basispunkte erhöht die Gewinne der Banken um etwa 23 Milliarden Euro, schätzt Analyst Alastair Ryan von der Bank of America.

"Europas Banken haben attraktive Bewertungen, hohe Ausschüttungsrenditen dank Dividenden und Aktienrückkäufen sowie eine starke Ertragsdynamik", sagt Niall Gallagher, Investment Director für europäische Aktien bei GAM Investments. 

Andrew Coombs von Citigroup schätzt, dass die Banken ihre Ausschüttungen nach dem Ende von Beschränkungen durch die Europäische Zentralbank auf 81 Milliarden Euro erhöhen könnten. Bank of America schätzt das Potenzial für Ausschüttungen bis Ende 2023 auf 134 Milliarden Euro.

Einige Investoren nutzen die gestiegenen Kurse bereits, um Bestände zu verrringern. Cerberus Capital Management hat vergangene Woche Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank im Wert von rund 450 Millionen Euro verkauft und damit die Anteile reduziert, die sie 2017 übernommen hatte.

Ein weiteres Argument für die Optimisten: Das Überschusskapital und die soliden Bilanzen könnten die seit langem diskutierte Konsolidierung des fragmentierten Marktes voranbringen. Dafür positioniere man sich am besten mit Aktien von sogenannten nationalen Champions, meint Manish Singh, Chief Investment Officer von Crossbridge Capital, der etwa auf BNP Paribas verweist, die nach dem Verkauf ihrer US-Sparte über eine "Kriegskasse" in Höhe von 16 Milliarden Dollar verfügt.

(Bloomberg)