Denn entscheidend sei die Entwicklung Chinas, das als erstes Land von der Coronavirus-Pandemie getroffen wurde und auch als erstes Land seine Wirtschaft wieder hochfahre, sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich, Schweiz und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Sollte der Aufschwung trotz der dortigen Kommandowirtschaft stocken, wäre das für den Westen eine ernüchternde Erkenntnis. "Sie würde bedeuten, dass es zu der Normalität, welche optimistische Aktienanleger dieser Tage bereits wieder einpreisen, noch ein sehr weiter Weg ist."

Ein weiterer Risikofaktor seien die wachsenden Spannungen mit den USA wegen des chinesischen Sicherheitsgesetzes für Hongkong, warnt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Dies könnte auch den Handelsdeal bedrohen und schürt so die Angst vor einer Neuauflage des Handelskonflikts der vergangenen zwei Jahre."

In der alten Woche spielte dieses Thema jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Unter anderem dank Spekulationen auf die rasche Entwicklung eines Corona-Impfstoffs gewannen der Euro Stoxx 50 und der deutsche Leitindex Dax etwa fünf Prozent. Der Swiss Market Index gewann 1,5 Prozent, der Dow Jones in den USA 4 Prozent und der Nikkei in Japan über 7 Prozent.

"Da stellt sich die Frage, ob Anleger die massiven Gefahren schlicht ignorieren oder ob ein solches geopolitisches Ereignis einfach nicht einschneidend genug wäre, um Investoren aus den Aktienmärkten zu vertreiben", sagt Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

US-Arbeitsmarktdaten am Freitag

Bei den Konjunkturdaten wartet der Höhepunkt am Freitag: Die US-Arbeitsmarktdaten. Einen Vorgeschmack liefern die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP am Mittwoch. Am Montag und Mittwoch sind die Barometer für die Stimmung der Einkaufsmanager in der US-Industrie und im Dienstleistungssektor, die sogenannten ISM-Indizes, an der Reihe.

"Während die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen ist, erwarten wir bei den ISM-Indizes immerhin eine gewisse Stabilisierung", sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Diesseits des Atlantik stehen die deutschen und europäischen Einkaufsmanager-Indizes am Montag sowie die europäischen Einzelhandelsumsätze am Donnerstag auf dem Terminplan. 

Daneben warten Börsianer gespannt auf die Ergebnisse der geldpolitischen Beratungen der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Eine Zinssenkung gilt zwar als ausgeschlossen. Allerdings wachse der Druck auf die EZB, ihre Anleihekäufe auszuweiten, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. "Erstens zeigen die Konflikte um einen EU-Wiederaufbaufonds, dass die Hauptlast der Krisenbekämpfung unverändert bei der EZB liegt." Außerdem wäre das bisherige Volumen von 750 Milliarden Euro voraussichtlich bereits im September ausgeschöpft.

(Reuters/cash)

(Reuters)