Unglaublich, was eine Botschaft auf dem Kurznachrichtendienst Twitter so alles bewirken kann: Am Sonntag schrieb dort US-Präsident Donald Trump von "substanziellen Fortschritten" in den Handelsgesprächen mit China. Er verschiebe die Frist, nach deren Ablauf er Strafzölle auf chinesische Waren erhöhen wolle, nach hinten. Ausserdem sei ein Treffen mit dem chinesischen Präsident Xi Jinping in seinem Privatanwesen Mar-a-Lago geplant.

Hier die Tweets von Trump im Wortlaut:

In der Folge explodierten die Kurse an Chinas Aktienmärkten regelrecht und verzeichneten den besten Handelstag seit dem Jahr 2015. Der CSI-300-Index - er beinhaltet die 300 wichtigsten Festland-Aktien Chinas -, stieg am Montag um 6 Prozent auf 3730 Punkte an.

Nachdem der chinesische Index im vergangenen Jahr um 25 Prozent einbüsste und damit offiziell in den Bärenmarkt eintrat (die Schwelle liegt bei minus 20 Prozent), ist er nun dank dem jüngsten Sprung bereits wieder zum Bullenmarkt übergegangen: Seit dem Jahrestief von Anfang Januar hat sich der Index um 24 Prozent erholt:

Kursentwicklung CSI-300-Index in den letzten 52 Wochen, Quelle: Bloomberg

Einen Kurssprung gab es in erster Linie bei den erwähnten "A-Shares" - diese sind nur an Chinas Festlandbörsen in Shanghai und Shenzen zu kaufen und werden hauptsächlich von chinesischen Kleinanlegern gehandelt, da der Zugang für ausländische Investoren noch immer eingeschränkt ist. Wie die Tabelle am Artikelende zeigt, steigen die fünf grössten A-Shares seit Jahresbeginn deutlich an, mit Werten zwischen plus 18 (Ping An Insurance) bis plus 29 Prozent (China Merchants Bank).

Etwas geringer war die Performance von den ausserhalb Chinas gehandelten Aktien: Die in Hongkong gelisteten Tencent (+12 Prozent), China Construction Bank (+8 Prozent), China Mobile (+12 Prozent) und Bank of China (+13% Prozent) hinken deutlich hinterher. Einzig die Online-Handelsplattform Alibaba, die in den USA kotiert ist, hält mit plus 29 Prozent performancemässig mit den Festlandaktien mit.

Mit ETF in China investieren

Der CSI 300 ist mit Sicht auf die letzten 52 Wochen noch immer 6 Prozent im Minus, vom Rekordhoch im Sommer 2015 bei 5335 Punkten ist er sogar über 40 Prozent entfernt. Möglich also, dass bei einer Lösung des Handelsstreits die Kursrally fortgeführt wird - wobei eine hohe Volatilität nicht auszuschliessen ist.

Wie können Privatanleger an diesem Erfolg partizipieren? Die einfachste Art und Weise, in China investiert zu sein, bietet sich in der Form von passiven Fonds, sogenannten ETF. Der ComStage FTSE China A50 UCITS ETF (+29 Prozent seit Jahresbeginn) etwa bildet die Performance der 50 grössten Festland-Aktien nach und hat einen starken Fokus auf Finanzaktien (67 Prozent) - die grossen Tech-Aktien Chinas fehlen hingegen, da sie ausserhalb Chinas kotiert sind. Mit einer Gesamtkostenquote von 0,4 Prozent ist der ETF relativ günstig.

Wer hingegen auf Chinas Tech-Giganten wie Tencent, Alibaba oder Baidu nicht verzichten will, kann auf den iShares MSCI China Index ETF zurückgreifen, mit einer Gesamtkostenquote von leicht höheren 0,6 Prozent. Nachgebildet wird der MSCI China, der auch in Hongkong und den USA kotierte China-Werte mitberücksichtigt. Das Schwergewicht liegt zu 40 Prozent auf Tech-Firmen. Seit Jahresbeginn hat der passive Fonds 16 Prozent zugelegt.

Handelskrieg noch nicht beendet

Trumps bisherige Frist im Handelsstreit wäre am kommenden Freitag abgelaufen. Der US-Präsident hatte damit gedroht, Strafzölle auf chinesische Waren drastisch zu erhöhen, wenn bis dahin keine Einigung erzielt wird. Zölle auf Waren im Umfang von 200 Milliarden Dollar wären dann von bislang 10 auf 25 Prozent steigen. Nun wird diese Frist also - zur Freude der chinesischen Investoren - auf unbestimmte Zeit verlängert.

Chinesische Anleger erhoffen sich nun eine Erholung der heimischen Wirtschaft, die durch den Handelsstreit arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Im vierten Quartal 2018 wies China mit 6,4 Prozent das geringste Wachstum seit fast drei Jahrzehnten auf, im ganzen Jahr 2018 waren es 6,6 Prozent Wachstum. Für das laufende Jahr wird das Wachstum gemäss einer Prognose der Weltbank unter 6,5 fallen - wie stark diese Marke unterschritten werde, hänge jedoch vom Ausgang der Handelsspannungen mit den USA ab.

Dass sich der Handelsstreit nun aber für Anleger "zum Guten" wenden wird, ist keinesfall beschlossene Sache: Man solle nicht vergessen, dass noch kein Deal abgeschlossen wurde, warnt etwa Jasper Lawler, Head of Research beim Online-Brokerhaus London Capital Group. Es habe zwar Fortschritte gegeben, doch sei es noch immer ein weiter Weg zum Gipfel zwischen den Präsidenten Trump und Xi. "Händler wissen sehr genau, dass die Abschlussgespräche am schwierigsten sein werden."

Ausserdem bremst nicht nur der Handelskrieg Chinas Wirtschaft. Das Land kämpft auch gegen ein ausuferndes Kreditwachstum und andere Faktoren. "Die Stimmungslage im Land hat sich grundsätzlich verändert", sagte Max Zenglein, Leiter des Programms Wirtschaft beim deutschen China-Institut Merics jüngst gegenüber SDA. Das mache sich sowohl in einer grösseren Zurückhaltung aufseiten der Konsumenten als auch aufseiten privater Unternehmen bemerkbar, die weniger investierten. Jedoch stemmt sich Peking mit Konjunkturmassnahmen gegen den Abschwung.

Grösste China-Aktien

Festland-Börse (A-Shares)Ausländische Börsen (H-Shares und weitere)
TitelPerformance seit 1.1.19TitelPerformance seit 1.1.19
Ping An Insurance+18%Tencent*+12%
Kweichow Moutai+25%Alibaba**+29%
China Merchants Bank+29%China Construction Bank*+8%
Midea Group+28%China Mobile*+12%
Gree Electric Appliances+28%Bank of China*+13%

*H-Shares in Hongkong gelistet / ** In den USA kotiert
Quellen: cash.ch und Bloomberg

(Mit Material von SDA)