Der Zollstreit hat das abgelaufene Börsenjahr geprägt wie kaum ein anderes Ereignis. Allein die Kursverläufe sind Zeugen dafür. Nach der Zoll-Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump von Anfang April sackte der Swiss Market Index (SMI) innert Tagen um 14 Prozent ab.
Die Erholung setzte aber zügig ein und führte den Schweizer Leitindex wieder über 13'000-Punkte-Marke, die er vor der Zolleskalation gehalten hatte. Und der Swiss Performance Index (SPI) erklomm Mitte Dezember vorübergehend sogar den Rekordstand von 18'016 Punkten.
Unter dem Strich legte der SMI seit Anfang Januar um knapp 13 Prozent, der SPI um 16 Prozent zu. Dass der breite Markt sich stärker entwickelte als das Feld der grosskapitalisierten Unternehmen, ist ein Hinweis darauf, dass Anleger gerade auch von Titeln aus der zweiten Reihe profitieren konnten - dazu später mehr.
Holcim ist stärkste SMI-Aktie
Bemerkenswert: Der SMI verzeichnete nicht nur eine mehr als zehnprozentige Performance. 2025 sah er auch wiederum mehr Gewinner als Verlierer - so wie etwa schon 2024. Zuoberst ist Holcim. Die Aktie des Baustoffkonzerns hat sich um 71 Prozent verbessert, womit sie allen anderen Titeln des Leitindex enteilt ist. Die zweitstärkste Aktie - UBS - hat 32 Prozent zugelegt, die drittbeste - Swiss Life - hat 29 Prozent angezogen.
Klar hinzugewonnen haben die Valoren von Holcim nach vollzogener Abspaltung von Amrize, dem Nordamerikangeschäft also, und dessen separatem Börsengang.
Nur schon am ersten Handelstag nach der Aufgliederung stiegen die Holcim-Valoren um mehr als 7 Prozent und notierten zur Schlussglocke bei über 54 Franken - aktuell bewegen sie sich auf die 80-Franken-Marke zu und sind damit so viel wert wie noch nie. Eine anziehende europäische Baukonjunktur und der Trend zur Dekarbonisierung dürften weiterhin Rückenwind geben.
Indes zählt nicht Holcim zu den Aktienfavoriten 2026 der Bank Vontobel und der Zürcher Kantonalbank, sondern Amrize. Diese Aktie hat 2025 um «bloss» 11 Prozent zugelegt - wobei sie erstens auch erst seit Juni gehandelt wird und zweitens ein wesentlicher Teil der Avancen zum Jahresende hin erzielt wurde.

Entwicklung der SMI-Aktien im Jahr 2025 / Stand: 18. Dezember 2025 / Daten von Bloomberg.
Zu den Gewinnern des Jahres zählen auch die Pharmagrössen Roche (plus 24 Prozent) und Novartis (plus 21 Prozent). Um Novartis sorgten sich die Anleger zu Jahresbeginn noch wegen der Generika-Konkurrenz, besonders beim Herzmittel Entresto, dem umsatzstärksten Novartis-Medikament. Dieser Umstand dürfte mittlerweile im Aktienkurs eingepreist sein.
Zudem zeigt sich, dass das Unternehmen auch andere Umsatz- und Wachstumstreiber hat, etwa das Brustkrebsmittel Kisqali und Scemblix, das gegen Leukämie eingesetzt wird. Im Dezember nun erreichten die Valoren ein Allzeithoch bei 109 Franken.
Auch erst gegen Ende Jahr ging es mit dem Genussschein von Roche deutlich aufwärts - nach einer länger anhaltenden Seitwärtsbewegung und dem Einbruch aufgrund des Zollstreits. Vorübergehend wurde der «Bon» mit bis zu 327 Franken gehandelt, was dem höchsten Stand seit November 2022 und einem Drei-Jahres-Hoch entsprach. Eines der Produkt-Highlights waren Studiendaten zum Brustkrebsmittel Giredestrant. Sie hätten seine und die Erwartungen des Marktes übertroffen, schrieb der zuständige Analyst der UBS. Experten rechnen mit Milliardenumsätzen von Giredestrant.
Der UBS drohen nach wie vor verschärfte Kapitalvorschriften. Dieses wie auch andere Risiken, beispielsweise ein Rechtsstreit um den Kaufpreis für die 2023 gescheiterte Credit Suisse, lasteten denn auf der Aktie. Indessen reihte die einzige global aktive Schweizer Grossbank einen Quartalsgewinn in Milliarden-Dollar-Höhe an den nächsten. Zuletzt setzte die Bank of America das Kursziel auf 48 Franken fest. Doch auch so: Mit Notierungen von bis zu 36 Franken bewegen sich die Valoren seit einiger Zeit auf einem 17-Jahres-Hoch.
Anders das Bild bei Nestlé. Der Lebensmittelkonzern wirbt nach wie vor um Anlegervertrauen - dies nach einer mehrjähriger Schwächephase, Negativmeldungen und einem erneuten CEO-Wechsel: Laurent Freixe wurde nach einer Affäre entlassen. Der neue Chef, Philipp Navratil, gilt als direkter, ambitionierter und ergebnisorientierter Manager. Im Aktienkurs hat sich sein Wirken noch nicht niedergeschlagen. Der Titel steht 6,5 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Das ist immerhin die erste Plusperformance seit 2021. Das Hoch bei etwas über 90 Franken stammt aus dem März. Seither gilt für die Anleger: Geduld bewahren.
Die rote Laterne im SMI hält dieses Jahr Sika. Keine andere Aktie war so schwach wie die Titel des Baukonzerns: Ein 24-prozentiges Minus steht zu Buche und fügt einem schwachen 2024 ein für Investoren enttäuschendes Gesamtjahr hinzu. Eine Rückkehr zu guten Zeiten mit Notierungen über 280 Franken wie im Jahr 2024 oder dem Allzeithoch von 385 Franken ist unmittelbar kaum realistisch. Denn im Dezember neu veranschlagte Kursziele reichen bis 220 Franken, die Deutsche Bank sieht gar nur 168 Franken. Auch das Management hat den Anspruch zurückgeschraubt und im Oktober das mittelfristige Wachstumsziel gesenkt, das Profitabilitätsziel aber bestätigt.
Idorsia überflügelt den breiten Schweizer Aktienmarkt
382 Prozent Kursgewinn: Mit dieser Performance hat Idorsia den breiten Schweizer Aktienmarkt deutlich übertroffen - und damit das Blatt gewendet. Ende 2024 gehörten die Allschwiler noch zu den Abgehängten.
Der momentane Stand von rund 4 Franken ist zwar tief im Vergleich zu den einstigen Rekordständen bei über 30 Franken, aber hoch verglichen mit den Notierungen von Anfang Jahr, als man weniger als 1 Franken je Idorisa-Aktie bezahlte. Inzwischen hat Srishti Gupta den CEO-Posten übernommen, Fortschritte sowie anziehende Verkäufe des Schlafmittels Quviviq zählen zu den weiteren Eckpunkten im Börsenjahr des Unternehmens.
Auch ein anderes Biopharmaunternehmen stiess bei Anlegern auf Resonanz: Newron. In der zweiten Jahreshälfte hoben die Titel ab in Richtung Mehrjahreshoch bei über 20 Franken. Prägend waren hier die Fortschritte mit Evenamide, einem Mittel gegen Schizophrenie. Im ersten Halbjahr konnte zudem der Nettoverlust markant eingedämmt werden, wie das Management Mitte September berichtete.

Entwicklung der SPI-Aktien im Jahr 2025 / Stand: 18. Dezember 2025 / Daten von Bloomberg.
Mit Implenia hat eine SPI-Aktie besser abgeschnitten als die Titel der SMI-Bauunternehmen Holcim, Amrize und Geberit. Ein 135-prozentiges Plus führte den Titel auf über 70 Franken. Für Implenia ist Deutschland der wichtigste Markt ausserhalb der Schweiz. Und dort hat die Regierung ein hunderte Milliarden Euro schweres Infrastrukturpaket beschlossen. Es macht auch über das abgelaufene Jahr hinaus Hoffnung auf einen günstigen Geschäftsgang.
Bei DocMorris erwies sich der Markt in Deutschland, auf dem Redcare Pharmacy Konkurrenz macht, als zähes Pflaster. Selbst zuversichtliche Analysten haben ihre Kursziele für die Online-Apotheke weiter gesenkt. Bei LEM haben die Anleger vergeblich gehofft, die Aktie erreiche den Tiefpunkt, von dem aus sie sich wieder erholt.
Doch die Titel verloren im Jahresverlauf weiter an Boden. Die Bank Vontobel hielt im November zwar am «Buy»-Rating fest, schrieb jedoch, die Geduld der Anleger schwinde verständlicherweise, und LEM müsse «das Vertrauen durch schrittweise und zuverlässige Ergebnisse zurückgewinnen».
Dass strategische Akquisitionen nicht unbedingt Erfolg an der Börse bringt, zeigt sich an Rieter. Das Winterthurer Industrieunternehmen ist die Übernahme der OC-Oerlikon-Tochter Barmag angegangen. Dadurch werde man zum weltweit führende Systemanbieter für Natur- und Chemiefasern, kündigte das Management an. Doch für die Übernahme hat das Unternehmen sein Aktienkapital erhöht, sodass der Kurs massiv einbrach. Zudem wurde der Gesamtjahresausblick gesenkt - was den Valoren weiter zusetzte.
Im cash-Interview hielt CEO Thomas Oetterli dagegen: «Grundsätzlich sind wir der Überzeugung, dass die Aktie unterbewertet ist, wenn man von einer erfolgreichen Akquisition und einer Normalisierung des Nachfragezyklus ausgeht.» Das war Ende November. Ob sich Oetterlis Überzeugung realisiert oder nicht, wird sich zeigen - womöglich schon im neuen Jahr.
Dieses wird ohne das ohne Meyer Burger stattfinden. Das insolvente Solarunternehmen befindet sich in Nachlassstundung. Die Aktie wird im Januar dekotiert.

