Das Börsenjahr 2018 ist schon bald Geschichte. Doch bereits jetzt richten viele Investoren ihren Blick auf das kommende Jahr. Dabei rückt unweigerlich das Thema Dividende auf die Agenda, denn die allermeisten Schweizer Firmen bezahlen ihre Dividenden im ersten und zweiten Quartal des Jahres aus.

Anleger können sich schon jetzt für die kommende Dividendensaison positionieren. Denn Aktien mit hohen Dividendenrenditen (Dividende pro Aktie geteilt durch den aktuellen Aktienkurs) steigen im Vorfeld des Ausschüttungstermins häufig an, weil die Aussicht auf eine ordentliche Ausschüttung die Investoren in diese Titel treibt. Generell ist die Investorengier nach Dividenden ungebrochen: Weil Obligationen mit guter Bonität kaum mehr Zins abwerfen, holen sich viele Anleger wiederkehrende Auszahlungen am Aktienmarkt.

Eine zusätzliche Komponente erhält das Investieren in Dividendentitel, wenn man den Steueraspekt berücksichtigt. Denn bei zahlreichen Schweizer Firmen sind die Gewinnbeteiligungen für die Aktionäre von der Verrechnungssteuer und der Einkommenssteuer befreit. Solche steuerbefreiten Dividenden sind möglich, wenn Firmen ihre Ausschüttungen aus den Kapitalreserven anstatt aus den Gewinnrücklagen bezahlen können.

Gut für Anleger, schlecht für den Staat

Während die Aktionäre von Kapitalrückzahlungen profitieren, verzichtet der Staat seit 2011 auf eine Menge Geld. Schätzungen gehen von rund 40 Milliarden Franken aus. Das hier beschriebene Verfahren wurde mit der 2008 angenommenen Unternehmenssteuerreform möglich und wird seither vor allem von der politischen Linken kritisiert. Im September beschloss der Nationalrat, die Besteuerung von Dividenden zu vereinheitlichen und tendenziell zu erhöhen. Das Kapitaleinlageprinzip, das Unternehmen erlaubt, Milliarden steuerfrei an Aktionäre auszuzahlen, soll eingeschränkt werden.

Laut Berechnungen der UBS werden am Schweizer Aktienmarkt im kommenden Jahr steuerbefreite Dividenden im Umfang von rund acht Milliarden Franken ausbezahlt. Das ist leicht mehr als 2018, aber bedeutend weniger als noch 2015 (etwa 14 Milliarden). Weiter schreibt die UBS in ihrer Analyse, dass der verrechnungssteuerfreie Anteil aller Dividenden bei 16 Prozent liegen dürfte.

Vor allem kleinere Titel

Bestimmte Firmen wie Barry Callebaut, Cembra oder Emmi bezahlen nur einen Teil ihrer Dividende steuerbefreit aus. Doch bei folgenden Titeln rechnet die UBS für 2019 mit komplett verrechnungssteuerfreien Ausschüttungen: Allreal, Arbonia, Clariant, Comet, Credit Suisse, DormaKaba, Dufry, EFG, Galenica, GAM, Julius Bär, Kudelski, LafargeHolcim, Landis+Gyr, Lonza, Mobimo, OC Oerlikon, Schaffner, SFS, Sunrise, Swiss Life, SPS, Temenos, u-blox, Valora und VAT.

Auffällig ist dabei, dass nur fünf Titel aus dem Swiss Market Index (SMI) in der Liste auftauchen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Gegenüberstellung der Dividendenrenditen (siehe Tabelle am Artikelende). Dies, weil grosszügige Firmen wie Zurich, Swiss Re oder UBS nicht aus der Kapitalreserve ausschütten.

Mit grossem Abstand führt der Vermögensverwalter GAM die Rangliste an. Die (steuerbefreite) Dividendenrendite wird von der UBS bei 11,5 Prozent geschätzt. Allerdings sollte man sich bei GAM nicht von den nackten Zahlen blenden lassen. Der krisengeschüttelte Vermögensverwalter hat in den letzten 52 Wochen mehr als 60 Prozent seines Börsenwerts verloren, was die Dividendenrendite in die Höhe getrieben hat. Ob und in welcher Höhe GAM in Zukunft eine Dividende bezahlt, muss deshalb hinterfragt werden.

Das Beispiel von GAM zeigt exemplarisch, dass die Höhe der Dividende nie isoliert betrachtet werden sollte. Wichtiger sind der Kontext und die Konstanz. So erhöht zum Beispiel der Pharmakonzern Roche seit 32 Jahren ununterbrochen jährlich seine Dividende, er ist mit einer Rendite von 3,4 Prozent aber kein Spitzenreiter.

Konstanz ist entscheidend

Auch bei Valora, auf Rang zwei der steuerbefreiten Dividenden, sind die Anleger derzeit zurückhaltend. Trotz eher schwankungsresistentem Detailhandelsgeschäft hat der Titel im Verlauf des Jahres fast einen Drittel seines Werts eingebüsst. Auf operativer Ebene deutet jedoch nichts darauf hin, dass die Dividende gekürzt werden könnte.

Die Tabelle zeigt generell, wie schwer es auch Dividendentitel in den letzten Monaten gehabt haben. Nur der Lebensversicherer Swiss Life kommt mit 11,4 Prozent auf eine positive Rendite in den zurückliegenden 52 Wochen. Auch die Immobilienaktien spüren den raueren Wind im Markt. Jahrelang profitierten sie vom Bauboom in der Schweiz. Doch allmählich scheint hier der Zenit erreicht. Anleger sollten deshalb genau hinschauen, ob SPS, Mobimo oder Allreal ihre attraktiven Dividenden auch halten können, wenn sich ihre Ertragslage eintrübt.

Die Kapitalreserven, die eine steuerbefreite Dividende ermöglichen, können zum Beispiel bei einer Kapitalerhöhung entstehen. Oder bei einem Börsengang, wenn der Ausgabepreis einer Aktie über deren Nennwert liegt. Deshalb verfügen zum Beispiel Sunrise (IPO 2015) und VAT (IPO 2016) immer noch über solche Reserven. Laut UBS betragen sie bei Sunrise 49,05 Franken pro Aktie, bei einem Aktienkurs von 85,50 Franken. Bei VAT sind es 8,55 Franken (Kurs: 97,40 Franken). Sie dürften bei ihren Aktionären also noch länger für eine "Zusatzrendite" sorgen.

Die höchsten steuerbefreiten Dividendenrenditen 2019

TitelDividendenrendite 2019*, in %Performance 52W, in %
GAM11,5-61,4
Valora5,2-28,9
LafargeHolcim4,8-18,9
SPS4,8-5,2
Sunrise4,7-2,2
Mobimo4,6-6,9
VAT4,6-26,3
Allreal4,3-3,5
Swiss Life4,3+11,4
EFG4,2-33,4

Quellen: cash.ch, UBS CIO Office Wealth Management, *Schätzungen