An der Oberfläche verhielt sich der Schweizer Aktienmarkt im Oktober ruhig. Bis auf wenige Tage bewegte sich der Swiss Performance Index (SPI) in einer engen Bandbreite und wies niedrige tägliche Schwankungen auf. Netto legte der Index um rund 2 Prozent zu.
Doch unter der Oberfläche brodelte es. Gleich zu Monatsbeginn sorgten Roche (+8,6 Prozent) und Novartis (+3,9 Prozent) für einen Kurssprung und verhalfen dem Schweizer Aktienmarkt gemessen am breiten Swiss Performance Index (SPI) zu einem Plus von rund 1,6 Prozent. Mitte Oktober war Nestlé am Zug. Die Kursgewinne des Nahrungsmittelmultis (+9,3 Prozent) verhalfen dem SPI zu einem Kursgewinn von rund 1,1 Prozent auf ein neues Allzeithoch.
Von den Kursgewinnen von Roche und vom Allzeithoch ist wenige Tage später nicht allzu viel zu spüren. Die Roche-Genussscheine befinden sich wieder auf dem Niveau von Ende September, und der Index hat in drei Tagen rund 2,4 Prozent verloren. Trotz scheinbarer Ruhe sind die massiven Portfolioumschichtungen aber nicht nur auf die drei SMI-Schwergewichte beschränkt.
SMI-Gewinner
Neben Amrize (+10,3 Prozent) zählen ebenfalls Nestlé (+8,2 Prozent), Lonza (+8 Prozent), Kühne+Nagel (+6,8 Prozent) und Richemont (+6,6 Prozent) zu den SMI-Gewinnern. Bei Nestlé und Kühne+Nagel dürften sehr tiefe Erwartungen für die Kursgewinne verantwortlich gewesen sein. Die Titel der beiden Unternehmen haben seit rund drei Jahren zeitweise etwa die Hälfte an Wert verloren.

Die grössten Gewinner und Verlierer im SMI im Oktober 2025.
Nestlé-CEO Philipp Navratil überraschte schliesslich die Märkte während der Publikation der Quartalsergebnisse. Laut Experten habe er glaubwürdig, offen und mit spürbarem Veränderungswillen agiert. Die Papiere von Kühne+Nagel wiederum notierten just Ende September auf einem Fünfjahrestief. Dass Aktienkursentwicklungen keine Einbahnstrassen sind, zeigte der Oktober: Nachdem das Tief nochmals Mitte Monat getestet wurde, steigen die Valoren seither - trotz enttäuschender Quartalsergebnisse.
Die weitere Entwicklung der beiden Aktien ist derweil unsicher. Experten sehen das Kursziel bei Kühne+Nagel im Durchschnitt bei 160 Franken - ein Aufwärtspotenzial von nur 1,5 Prozent. Bei Nestlé wird das Gewinnpotenzial auf rund 9 Prozent beziffert. Während das Verhältnis der Kauf- zu Halten- und Verkaufsempfehlungen 3 zu 14 bei Kühne+Nagel beträgt, ist es bei Nestlé ausgeglichener (10 zu 14).
Lonza setzten nach dem Quartalsupdate den Höhenflug fort. Bereits im Vorfeld der Publikation der Quartalszahlen stiegen die Aktien rund 7 Prozent. Mit dem Zwischenbericht zum Geschäftsverlauf und der Bestätigung der bisherigen Jahresprognosen hat der Pharmazulieferer die Erwartungen mehrheitlich erfüllt. Erfreut zeigen sich Experten insbesondere über die zuversichtlichen Äusserungen hinsichtlich der Entwicklung des von Roche übernommenen Werks im kalifornischen Vacaville. Vom Oktobertief legten die Titel rund 13 Prozent zu. Seit wenigen Tagen nehmen Investoren nun Gewinne mit.
Und Amrize überholte die Top Performer auf der Zielgeraden. Drei Tage vor Monatsende sprangen die Aktien als Reaktion auf die Resultate rund 8 Prozent an. Analysten lobten die Umsatzbeschleunigung im dritten Quartal und die Fortschritt beim Cashflow und Schuldenabbau. Trotz temporär belasteter Margen sehen sie Amrize operativ auf Kurs und verweisen auf die leicht angehobene Umsatzprognose für das Gesamtjahr.
Exportdaten für Schweizer Uhren haben das Bild für die beiden Schweizer Konzerne seither wieder etwas eingetrübt. Die erhobenen US-Strafzölle drücken weiter auf die Uhrenexporte in die USA. Das ist vor allem in tieferen Preissegmenten, wo Swatch vertreten ist, der Fall. In Asien zeichnet sich derweil eine Erholung ab.
Zu den Aktien mit den höchsten Kursgewinnen im SPI zählen ebenfalls viele Kleinstwerte wie Wisekey (+166 Prozent), Newron (+29 Prozent), GAM (+22 Prozent) oder SHL Telemedicine (+18 Prozent). Sie sind für ihre Risiken und enormen Gewinnmöglichkeiten bekannt. Wie im klassischen Fall eines «Penny Stocks», können in kürzester Zeit Vermögen gemacht (oder verloren) werden.

Die grössten Gewinner und Verlierer im SPI im Oktober 2025.
Für Newron, GAM oder SHL Telemedicine lassen sich für diesen Monat keine Informationspublikationen finden, die derartige Kursavancen erklärt hätten. Und für das Kursplus von rund 73 Prozent in nur zwei Tagen bei Wisekey kann ebenfalls nur spekuliert werden: Die Zahlenpublikation war rund zwei Wochen zuvor, wobei die damaligen Kursgewinne anschliessend abgegeben wurden.
SMI-Verlierer
Zu den enttäuschenden Kursverläufen im SMI zählen jene von Sika (-10 Prozent), UBS (-5,8 Prozent), Partners Group (-3,5 Prozent) und die der beiden Pharmariesen Novartis (-2,2 Prozent) und Roche (+0,6 Prozent). Zwar notieren die beiden Basler Konzerne auf Monatssicht wenig verändert, da sie aber beide die Kursavancen vom Monatsanfang teilweise vollständig abgegeben haben, schmerzt die Entwicklung umso mehr.
Sika wiederum befindet sich in einer Abwärtsspirale seit Oktober 2024. Nach einem kurzen Erholungsversuch im Nachgang des «Liberation Day» im April, haben die Papiere die Abwärtsdynamik beschleunigt und notieren nun auf einem Fünfjahrestief.
Die jüngsten Ergebnisse haben den Ausblick zusätzlich eingetrübt und Sika-Aktionäre dürften sich im Tal der Tränen versammeln. Viele Analysten sind von den Quartalszahlen enttäuscht, Kursziele und Ratings werden nun eingestampft. Denn anhaltende Gewinnrisiken dürften den Bauchemiekonzern weiterhin beschäftigen. Derweil liegt, trotz enormer Kursverluste, die Bewertung gemessen am KGV (19,5) nur leicht unter dem Langzeitdurchschnitt (21,4).
Bei der UBS vermögen wiederum die über den Erwartungen liegenden Quartalsergebnisse das Steuer nicht herumreissen. Zwar eröffneten die Valoren der Grossbank hernach rund 4 Prozent im Plus, im Handelsverlauf geben sie jedoch über 5 Prozent nach. Damit kann die bisherige enttäuschende Monatsperformance nicht gerettet werden.
Analysten haben derweil die Ergebnisse unisono gelobt: «Strong results across the board» schreibt etwa die US-Bank JPMorgan. Der Broker Jefferies spricht gar von einer «stellaren Performance» im dritten Quartal. Neue Begründungen, weshalb die Aktien nun dennoch den höchsten Tagesverlust seit langer Zeit aufweisen, dürften nicht lange auf sich warten lassen.
SPI-Verlierer
Zu den grossen Verlierern im SPI gehören Meyer Burger (-79 Prozent), Rieter (-47 Prozent), Bioversys (-23 Prozent) und Idorsia (-22 Prozent).
Das Ende von Meyer Burger ist eigentlich eine beschlossene Sache. Eine Liquidationsdividende werde es nicht geben, teilte der Solarproduzent kürzlich mit. Nachdem nun die Aktien nach monatelanger Auszeit wieder zum Handel zugelassen wurden, dürfte der Kurs bis Mitte Januar weiter fallen.
Bei Rieter wiederum ist eine Kapitalerhöhung von Anfang Monat für das Gros des Kursminus verantwortlich. Der Industriekonzern hat rund 462 Millionen Franken aufgenommen. Damit wird die Übernahme Oerlikon-Tochter Barmag finanziert.
Die Abwärtsdynamik wurde schliesslich durch enttäuschende Neun-Monats-Eckwerte beschleunigt. Zwar beurteilen einige Analysten die Übernahme als langfristig sinnvoll, kurzfristig lässt die erhoffte Markterholung weiter auf sich warten und die anhaltend hohen Unsicherheiten in der Industrie belasten die Geschäftsentwicklung von Rieter. Seit der Veröffentlichung der Daten hat einer von vier Analysten das Rating gesenkt. Insgesamt raten zwei zum Kaufen, zwei zum Halten.
Für die Aktien der beiden Biotechkonzerne Idorsia und Bioversys war der Oktober mehrheitlich negativ. Die Bioversys-Papiere kannten nur eine Richtung (nach unten) und Idorsia hielten sich zum Monatsanfang wacker, haben seit der Kapitalerhöhung am 10. Oktober die Entwicklung nachgeholt. Allein an diesem Tag verloren sie rund 17 Prozent.
Bioversys, ein ETH-Spinoff mit Fokus auf die Behandlung lebensbedrohlicher Infektionskrankheiten, veröffentlichte im Oktober keine Informationen. Doch der Aktienkursrückgang dürfte eine Verlängerung der Kursverluste als Antwort auf die Halbjahreszahlen im September gewesen sein. Bis Ende September hatten die Valoren rund 2,6 Prozent nachgegeben.
(Mit Material von AWP)

