Die Börsen preisen die zinspolitische Wende der US-Notenbank Fed ein. Auch am Montag geht der Ausverkauf an den Märkten munter weiter. Während der Eurostoxx 50 rund 2 Prozent verliert, rutscht der Swiss Performance Index um 2,4 Prozent ab. Die Futures auf den amerikanischen S&P 500 standen am Morgen noch im Plus, sind mittlerweile aber auch klar ins Minus gedreht. Der Aufmarsch russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine lastet dabei zusätzlich auf den Weltbörsen. 

Unter Verkaufsdruck stehen seit Anfang Jahr insbesondere Aktien aus dem Technologie-Sektor, wie folgende Grafik des US-Investmenthauses Charles Schwab zeigt. Demnach hat im S&P 500 die Gruppe der Aktien aus dem Technologie- und Informations-Sektor seit Anfang Jahr am deutlichsten Federn lassen müssen. Besser konnte sich der Finanz-Sektor schlagen, ganz oben thronen mit weitem Abstand Aktien aus dem Energie-Sektor. 

Quelle: Charles Schwab, Daten: Bloomberg

Grund genug, einen Blick auf die grössten Tech-Verlierer am Markt zu werfen. cash hat dafür die Indizes Nasdaq Composite, S&P 500 und den ​​Bloomberg World Technology Index unter die Lupe genommen und Aktien identifiziert, die mindestens 40 Prozent unter ihren 52-Wochen-Hochs notieren (Liste nicht abschliessend). 

Darunter ist auch ein grösseres US-Big-Tech-Unternehmen zu finden: Netflix. Der Streamingdienst sorgte am Donnerstag nach Börsenschluss für den jüngsten Schock am Markt für Technologie-Aktien. Netflix hat mit dem Nutzerwachstum im vierten Quartal enttäuscht und darüber hinaus eine schwache Prognose für das erste Quartal 2022 abgegebenen. Die Aktie brach daraufhin um 22 Prozent ein. Erstmals seit April 2020 ist sie wieder unter 400 Dollar zu haben. Bemerkenswert: Das Allzeithoch von 691 Dollar liegt nur zwei Monate zurück. Das Minus seit dem beläuft sich auf 43 Prozent. 

Ausgewählte Tech-Aktien, die 40 Prozent und mehr unter ihren 52-Wochen-Hochs notieren

Daten: Bloomberg

Management-Fiasko um Peloton 

Die Liste der Tech-Titel, die am weitesten unter ihrem 52-Woche-Hoch liegen führt Peloton an. Der während der Corona-Krise lange Zeit gehypte Hersteller von Home-Fitness-Geräten und Anbieter von Online-Kursen wartete am Donnerstag mit einer Hiobsbotschaft für seine Anlegerinnen und Anleger auf. Aufgrund mangelnder Nachfrage stelle man die Produktion seiner Fitnessgeräte für zwei Monate ein, liess das Unternehmen verlauten. Haarsträubend: Das Management hatte das Abflauen des durch den Lockdown getriebenen Home-Training-Hypes massiv unterschätzt. Grossinvestoren fordern offenbar bereits den Abgang von CEO John Foley. 

Die Aktie notiert mittlerweile 82 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch. Noch schlimmer: Mit einem aktuellen Kurs von 27 Dollar notieren die Titel unter ihrem Wert von Ende Januar 2020 - kurz vor dem Virus-Crash. Damit ist der Corona-Bonus, der die Aktie zwischenzeitlich bis auf 162 Dollar (Hoch Ende Dezember 2020) hoch getrieben hat, nun wieder vollständig aufgebraucht. Für Peloton heisst es damit, zurück auf Los. 

Beim US-Neo-Broker Robinhood scheint die Party ebenfalls vorerst vorbei. Innert weniger Tage nach dem IPO im Juli 2021 war die Aktie von 35 Dollar auf bis zu 70 Dollar hoch geschossen. Mittlerweile notiert sie bei unter 13 Dollar – 82 Prozent unter ihrem Höchstwert vom Sommer. Robinhood war grosser Profiteur der Aktienbooms unter Kleinanlgern, die sich auf "Zock-Aktien" wie Gamestop oder AMC stürzten. Mittlerweile ist nicht nur die Zocker-Euphorie weniger geworden, auch die hohe Bewertung der Aktie lastete zuletzt zunehmend auf der Aktie. 

Heisse Luft versus Substanz 

Unter den grössten Verlierern finden sich darüber hinaus Aktien, hinter denen sich schon vor der angekündigten Zinswende (viel) zu viel heisse Luft befunden hat. Bei ihnen bietet sich trotz des massiven Abverkaufs noch immer kein Einstieg an. Darunter fallen Titel wie Nikola, die Wasserstoff-Player Ballard Power und Plug Power, Lilium, Rivian oder QuantumScape. Alles Unternehmen, die noch keine Gewinne (teilweise sogar nicht mal Umsätze) machen und noch immer teuer bewertet sind. 

Anders ist die Situation bei Unternehmen wie Cloudflare, Block (ehemals Square), Twitter, Baidu, Etsy, The Trade Desk, Coinbase oder Paypal aus. Zwar haben auch diese Unternehmen grösstenteils noch immer hohe Bewertungen, und ein lauter "Buy-the-Dip-"-Aufruf wäre auch hier angesichts des aktuellen Markumfelds hoch fahrlässig und noch immer nicht angebracht. Trotzdem steckt in diesen Unternehmen Substanz in Form von zukunftsträchtigen, bereits funktionierenden Geschäftsmodellen. Anders als viele andere gehypte Tech-Unternehmen, wissen diese Unternehmen auch bereits, wie man Gewinne erwirtschaftet. Als Anlegerin oder Anleger könnte es sich lohnen, diese Titel im Auge zu behalten.