Im nichtkotierten Aktienbereich geht alles etwas ruhiger zu und her. Keine aggressiven Daytrader beeinflussen die Kurse und plötzliche Konjunkturschocks können diesen Aktien nicht viel anhaben. In der vergangenen Woche betrug das Handelsvolumen im Nebenwertehandel auf der OTC-X-Plattform der Berner Kantonalbank (BEKB) 3,8 Millionen Franken bei insgesamt 206 Transaktionen.

Die OTC-X schreibt in einem Marktbericht von einem regen Handel, zumal sich das Volumen zur Vorwoche mehr als verdoppelte. Doch im Vergleich zur Schweizer Börse SIX sind das sehr bescheidene Zahlen: Allein am letzten Freitag verzeichnete die SIX bei Mid & Small Caps ein Handelsvolumen von 25,35 Millionen Franken - also deutlich mehr, als das sogenannte "over the counter"-Geschäft in einer ganzen Woche schafft.

Viele meiden den ausserbörslichen Handel, da der seltene Handel die Preisfindung erschwert und man zudem schwerer an Firmeninfos kommt, da die Offenlegungspflichten um einiges limitierter sind als bei kotierten Werten. Zudem ist die Performance 2019 nicht berauschend: Der BEKB Liquidity-Index - er umfasst die rund 50 meistgehandelten Titel an der OTC-Plattform der BEKB - hat seit Jahresbeginn gerade Mal 2,8 Prozent zugelegt. Der Swiss Performance Index (SPI) hingegen gewann im gleichen Zeitraum 22,9 Prozent.

Doch zeigen ausserbörsliche Werte dann ihre Stärken, wenn es der Börse nicht so gut läuft. Diesen Titeln wird meist auch in Krisensituationen die Stange gehalten, ein Kursdebakel bleibt daher aus. Dieser Markt ist gemacht für Langfristanleger und Liebhaber bestimmter Einzelwerte. Und dann und wann stimmt auch die Performance, wie folgende Liste mit den Top/Flop-Performern seit Jahresbeginn zeigt:

Performance der ausserbörslich gehandelten Aktien

Top 8Flop 8
TitelPerformance seit 1.1.19TitelPerformance seit 1.1.19
Stadtcasino Baden+20%Zürcher Oberland Medien-25%
Conzzeta B+18%Cendres+Métaux-25%
Espace Real Estate+17%Schweizer Zucker-24%
Welinvest+12%Dolder Hotel-15%
Gotthard Raststätte+11%Menzi Muck-14%
Plaston +11%Hof Weissbad-13%
Kongress + Kursaal Bern+10%Grand Resort Bad Ragaz-9%
Alpha Rheintal Bank+9%Bad Schinznach-8%

Quelle: cash.ch, Stand 14.10.2019

Obenaus schwingen mit plus 20 Prozent die Titel des Stadtcasinos Baden. Der Glücksspielbetreiber hat jüngst von einigen politischen Entscheiden profitiert. Einerseits wurde vor einem Jahr das neue Geldspielgesetz angenommen, was die Position von Schweizer Casinos deutlich stärkt. Zudem hat der Bundesrat in diesem Sommer die Konzessionen für Online-Casinos an nur vier Spielbanken verteilt. Diese gingen neben Luzern und Pfäffikon an die Casinos in Baden und Davos. Bei letztgenanntem ist das Stadtcasino Baden ebenfalls Mehrheitsaktionär.

Das Stadtcasino Baden war es denn auch, das im Juli mit jackpots.ch das erste Schweizer Online-Casino eröffnete. Bisher haben Schweizer auf ausländischen Online-Casinos gezockt, was nun nicht mehr legal ist. Die Spielumsätze von bisher etwa 300 Millionen Franken pro Jahr sollen künftig den Schweizer Anbietern zugutekommen - ein grosser Stück dieses Kuchens dürfte dabei an das Stadtcasino Baden gehen. Und noch mehr Good News für Aktionäre: An der GV im Juni wurde eine Dividendenerhöhung von 20 auf 25 Franken beschlossen. Aktuell entspricht dies einer Dividendenrendite von 4,1 Prozent.

Gotthard Raststätte versprüht Optimismus

Auf Position zwei der Bestperformer folgt Conzzeta (B-Aktie, +18 Prozent). Der Mischkonzern fährt zweigleisig und führt daneben auch eine kotierte Aktie. Interessanterweise performte die A-Aktie an der SIX weniger gut (+11 Prozent). Die Firma lieferte solide Halbjahreszahlen, was auf ein gutes Gesamtjahr hoffen lässt. Die Zürcher Kantonalbank ortet vor allem im Chemiebereich (FoamPartner) positives Überraschungspotenzial und stuft die (kotierte) Aktie auf "Übergewichten" ein.

Gut erging es im OTC-Geschäft auch den Titeln der Immobilienfirmen Espace Real Estate (+17 Prozent) und Welinvest (+12 Prozent). Espace Real Estate aus Biel steigerte im ersten Halbjahr den Reingewinn um 20 Prozent, zudem konnte die Leerstandsquote auf 6,7 Prozent reduziert werden - vor zwei Jahren lag diese noch bei über 10 Prozent. Welinvest verkauft und vermietet Liegenschaften in der Region Basel. Das Geschäftsjahr 2018/19 ging per Ende Juni zu Ende, die Zahlen wurden noch nicht publiziert. Im Vorjahr wurde zum dritten Mal in Folge die Dividende erhöht, auf 350 Franken je Namenaktie. Die Rendite beträgt derzeit somit sehr attraktive 6,6 Prozent - sollte die Dividende unverändert bleiben.

Ebenfalls ordentlich zulegen konnte die Gotthard Raststätte (+11 Prozent). Dabei sprach das Management im Geschäftsbericht 2018 davon, dass 2018 wie bereits 2017 ein anspruchsvolles Jahr gewesen sei. Der Umsatz konnte zum Vorjahr minim gesteigert werden, hingegen war der Gewinn rückläufig. Der Neubau der Raststätte Fahrtrichtung Süd und die damit verbundenen Einschränkungen hätten sich auf die Ertragslage der letzten beiden Jahre ausgewirkt.

Seit Frühling 2018 ist der Neubau nun aber in Betrieb und für das laufende Jahr geht das Management von "in allen Bereichen" steigenden Umsätzen aus. Einerseits wegen dem zunehmenden Bekanntheitsgrad der erneuerten Gotthard Raststätte, andererseits auch, weil die Raststätte Stalvedro in Airolo während der Sommermonate aufgrund eines Umbaus geschlossen war. Die Dividende beträgt derzeit 6,50 Franken pro Aktie, das ergibt eine Rendite von 3,2 Prozent.

Finger weg von Schweizer Zucker

Dass es auch im Tresenhandel zu Korrekturen kommen kann, beweisen Zürcher Oberland Medien, Cendres+Métaux und Schweizer Zucker, die seit Jahresbeginn alle knapp ein Viertel an Wert einbüssten. Düster ist die Lage derzeit etwa bei Schweizer Zucker: Letztmals wurde 2015 eine Dividende ausgeschüttet, seither lässt dies der Geschäftsverlauf nicht mehr zu. In der Schweiz wird die Zahl an Zuckerrüben-Bauern, welche die Firma beliefern könnten, immer knapper. Zudem drückt Billigzucker aus dem Ausland auf die Marge und auch der Trend hin zur gesünderen Ernährung schadet dem Geschäft.

In einer schrumpfenden Branche befinden sich auch die Zürcher Oberland Medien. Das Verlags- und Medienhaus gibt den "Zürcher Oberländer" und den "Anzeiger von Uster" heraus. 2018 war das Unternehmensergebnis im Vergleich zum Vorjahr bedeutend schlechter. Einerseits werden im Geschäftsbericht als Begründung die schlechte Performance der Wertschriften aufgeführt, ausserdem schlug der Kauf des "Tössthalers" auf die Bücher. Wie bei anderen Medienhäusern besteht nun die schwierige Aufgabe darin, im digitalen Bereich die Profitabilität zu erhöhen.