Anleger dürfen die Champagnerkorken knallen lassen: Am breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) gemessen, hat der Schweizer Aktienmarkt am Donnerstag erneut ein neues Rekordhoch erklommen.
Seit Anfang Jahr errechnet sich allerdings "nur" ein Plus von 5 Prozent. Schuld daran, wie hinlänglich bekannt, ist die SNB mit ihrem Entscheid von Mitte Januar, die Kursuntergrenze aufzuheben, was die Börsen abstürzen liess.

Mit einigen besonders hoch in der Anlegergunst stehenden Aktien liess sich seit Jahresbeginn deutlich mehr Geld verdienen. Bei den Grossunternehmen führt die Aktie von Adecco die Gewinnerliste an. Der Westschweizer Stellenvermittler legte vor etwas mehr als einer Woche einen überzeugenden Zahlenkranz für das Schlussquartal des Geschäftsjahres 2014 vor. Gut kam bei den Anlegern aber vor allem die im Januar und Februar beobachtete Wachstumsbeschleunigung an.

Dividenden treffen den Nerv der Zeit

In Analystenkreisen wird Adecco schon heute als Gewinner der Liquiditätsschwemme seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) gehandelt. Ein beachtlicher Teil der Kursgewinne von 18 Prozent seit Jahresbeginn sind deshalb wohl auf solche Spekulationen zurückzuführen. Dementsprechend vorsichtig sind die Analysten. Gemäss Erhebungen der Nachrichtenagentur awp empfehlen von deren 18 nur gerade fünf die Aktie zum Kauf.

Noch verhaltener wird der Partizipationsschein von Schindler beurteilt. Nur gerade zwei von zehn Analysten zeigen sich optimistisch, was den traditionsreichen Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen anbetrifft. Mit einem Plus von 16 Prozent seit Jahresbeginn steht der Partizipationsschein der Aktie von Adecco allerdings in Nichts nach. Seit der Jahresergebnisveröffentlichung von Mitte Februar zeigt die Kursentwicklung jedenfalls steil nach oben, der grosszügigen Erhöhung der Jahresdividende sei Dank.

EFG dürfte ehemaliger Tochter nachtrauern

Die Jagd nach dividendenstarken Aktien feuert auch jener von Swiss Re kräftig ein. Denn in gut einem Monat prasselt ein Geldregen über die Aktionäre herein. Neben der regulären Ausschüttung von 4,25 Franken je Aktie erhalten sie eine Sonderdividende von 3 Franken. Kein Wunder, notiert die Aktie gut 13 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr.

Positiv in Szene setzen konnten sich in den letzten Wochen und Monaten vor allem einige kleinere und mittelgrosse Firmen. Bestes Beispiel ist die Aktie von Leonteq. Der Anbieter von strukturierten Produkten kann auf ein starkes Jahr zurückblicken und verfügt dank der starken Produktplattform über beneidenswerte Aussichten. Alleine diese haben den Aktienkurs im bisherigen Jahresverlauf um 35 Prozent steigen lassen. Das einstige Mutterhaus EFG International dürfte sich in Anbetracht dieser Entwicklung hintersinnen.

AMS in beneidenswerter Form

In Analystenkreisen herrscht dennoch ungebrochene Zuversicht: Bei Credit Suisse und MainFirst Bank wird Leonteq noch immer ein Aufwärtspotenzial von 15 bis 20 Prozent zugetraut (siehe Artikel vom 3. März). Allerdings hat die Fondsgesellschaft der Credit Suisse ihre Beteiligung vor wenigen Tagen entgegen der Empfehlung des eigenen Analysten unter den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent reduziert. Überzeugung sieht anders aus.

Hoch in der Gunst der Anleger steht auch der Halbleiterhersteller ams und seine Aktie. Diese kletterte in den letzten Tagen vorübergehend auf neue Höchstkurse. Obschon diese nicht gehalten werden konnten, steht sie noch immer um gut 30 Prozent höher als noch Anfang dieses Jahres.

Das hat sowohl firmen- als auch branchenspezifische Gründe. Zum einen wartete das Unternehmen an der letzten Quartalsergebnispräsentation mit einem überraschend starken Ausblick für das laufende Quartal auf. Dieses gilt für gewöhnlich als saisonal bedingt schwächstes Quartal des ganzen Jahres. Und zum anderen kommt es in der Halbleiterindustrie immer häufiger zu Übernahmen und Zusammenschlüssen. Darf man Branchenkennern Glauben schenken, dann haben längst auch grosse Anbieter ein Auge auf ams geworfen.

Machtkampf beflügelt Aktie von Gategroup

Mit namhaften Grosskunden hat auch Evolva zu tun. Deshalb rückt auch der Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln immer mal wieder ins Zentrum von Übernahmespekulationen. Hinter dem Kurssprung von 20 Prozent seit Jahresbeginn steckt allerdings harte Arbeit: Bei den wichtigsten Entwicklungsprojekten kommt das Unternehmen gut voran.

Die Credit Suisse schätzt alleine den Nettobarwert des Stevia-Projekts auf 1,83 Franken je Aktie und beziffert jenes für Vanillin auf weitere 0,68 Franken. Beim aktuellen Aktienkurs von 1,62 Franken alles andere als ein blosses Apropos. Kein Wunder, empfehlen der Analyst der Grossbank und sein für Kepler Cheuvreux tätiger Berufskollege die Aktie weiterhin zum Kauf.

Aus einem anderen Grund gefragt ist die Aktie der Gategroup. Die von den beiden Hedgefonds RBR und Camox gebildete Aktionärsgruppe versucht mit allen Mitteln, ihre Macht zu stärken. Obschon die Gruppe nur 11,71 Prozent der Stimmen auf sich vereint, stellt sie eigene Kandidaten für Wahl in den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung auf. Noch ist unklar, ob die von den Hedgefonds bei der ehemaligen Swissair-Tochter angezettelte Palastrevolution erfolgreich sein wird. Alleine schon die Möglichkeit lässt jedoch reihenweise Trittbrettfahrer auf den fahrenden Zug aufspringen.

Harte Arbeit zahlt sich aus

Nachhaltiger scheinen da die jeweils rund 17 Prozent umfassenden Kursgewinne der Aktien von Autoneum und Kaba. Bei beiden Unternehmen sind überzeugende Zahlenkränze sowie nicht minder ermutigende Ausblicke für das starke Abschneiden verantwortlich.

Mit u-blox meldete sich gestern Donnerstag zudem eine «Aktie der Stunde» aus dem letzten Jahr zurück. Ein solides Jahresergebnis und ein vielversprechender Ausblick katapultierten die Aktie auf den höchsten Stand in der noch jungen Firmengeschichte. Seit Anfang Jahr beträgt das Kursplus immerhin 11 Prozent.

Die Kursentwicklung vergangener Tage ist für gewöhnlich kein Garant für den zukünftigen Verlauf einer Aktie. Zudem neigen die Aktienmärkte in einer späten Phase der Hausse oft zu Übertreibungen. Anleger sollten bei der Auswahl solcher «Modeaktien» kritisch sein und nur sehr selektiv zulangen.