An den Aktienmärkten ist die extreme Anspannung an den Währungs- und Kreditmärkten noch nicht deutlich spürbar. Die Volatilität ist nicht mehr annähernd so hoch wie zu Beginn des Jahres, und der Stoxx 600 liegt immer noch deutlich über den Tiefstständen der Pandemie. Demgegenüber steht der Ausbruch an den Kreditmärkten, wo der "Markit iTraxx Europe Index" für Investment-Grade-Credit-Default-Swaps auf den höchsten Stand seit 10 Jahren gestiegen ist.

Ähnlich verhält es sich bei Devisen und Staatsanleihen, wobei die Bank of England angesichts der starken Rückgange Unterstützung bieten muss, was eine völlige Wende in der geldpolitischen Straffung der Geldpolitik bedeutet. Die Intervention war ausreichend, um die Finanzmärkte am Mittwoch zu beruhigen, aber in naher Zukunft könnte mehr nötig werden.

Der neue britische Finanzminister Kwasi Kwarteng hatte letzte Woche milliardenschwere Steuersenkungen und ein Entlastungspaket für Energieverbraucher vorgestellt. Dies schürte Furcht vor einer ausufernden Staatsverschuldung. Investoren flohen daraufhin aus dem Pfund und warfen britische Staatsanleihen aus ihren Depots. Um die Nerven zu beruhigen, pumpte die Bank von England (BoE) daraufhin frisches Geld in die Finanzmärkte. Diese Liquiditätsspritze erschwert ihr allerdings den Kampf gegen die galoppierende Inflation.

Weitere Probleme möglich

Die Barclays-Strategen um Emmanuel Cau glauben, dass eine Kapitulation bei Aktien, inmitten des doppelten "Schocks" einer Rezession und einer Straffung der Geldpolitik, weitere Probleme verursachen wird. Sie erwarten eine grössere Menge an Aktienverkäufen, wenn sich die Fundamentaldaten der Gewinne verschlechtern und die Zentralbanken nicht zu Hilfe kommen.

Es gibt Anzeichen dafür, dass die Panikverkäufe bald auch auf Aktien übergreifen könnten. Der Stoxx 600 hat diese Woche den niedrigsten Stand seit November 2020 erreicht, bevor er am Mittwoch wieder angestiegen ist. Er befindet sich nun im überverkauftem Bereich, und das bei hohem Volumen.

Aktien haben mittlerweile ihren Vorsprung gegenüber Anleihen fast verloren. Unternehmensanleihen sind sogar nahe dabei, eine höhere Rendite als Aktien zu erzielen. Die Differenz zwischen den beiden Anlageklassen steht auf dem niedrigsten Stand seit August 2011. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn man Aktien mit 10- jährigen Staatsanleihen vergleicht.

Weiterer Abwärtstrend wahrscheinlich

Unterdessen fallen die europäischen Märkte in den “Bärenbereich”. Der spanische IBEX gehört zu den letzten, die dazugestossen sind, obwohl er in diesem Jahr aufgrund der Nachfrage nach Value-Aktien eine überdurchschnittliche Performance erzielte. Der FTSE 100 ist nun der einzige grosse europäische Index, der dank der extremen Schwäche des Pfunds dem Bärenmarkt entgangen ist. Dies, obwohl er in Dollar gerechnet 30 Prozent unter seinem Höchststand liegt.

Technisch gesehen sieht es nicht viel besser aus. Der Stoxx 600 hat den wichtigen Widerstand zwischen 414 und 408 durchbrochen, und solange er unter diesem Niveau bleibt, ist ein weiterer Abwärtstrend wahrscheinlich, wie die DayByDay-Analystin Valerie Gastaldy meint. Der europäische Leitindex hat das 38 Prozent-Retracement von seinem Tiefststand im Jahr 2020 unterschritten und könnte nun auf ein Niveau fallen, welches das letzte Mal im Jahre 2009 erreicht wurde.

(Bloomberg/cash)