U-Blox ist nur ein Beispiel für ein börsenkotiertes Schweizer Unternehmen, das vor einer Übernahme steht. Für das Technologieunternehmen aus Thalwil ZH liegt ein Angebot der US-Private-Equity-Gesellschaft Advent International vor, und der U-Blox-Verwaltungsrat unterstützt das Vorhaben einstimmig. Advent bietet eine 53-prozentige Prämie gegenüber dem Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate.

Dass das Unternehmen gerade für ausländische Investoren interessant geworden ist, hat Gründe. U-Blox befindet sich am Ende eines Umbaus. Anfang Jahr kündige die Firma den Ausstieg aus dem Mobilfunkgeschäft an und wollte sich fortan auf das Locate-Geschäft konzentrieren. In der Folge wurde die Aktie durch die Bank Vontobel auf «Buy» von «Hold» heraufgestuft - da sich U-Blox zu einem spezialisierten Anbieter mit bedeutendem Erholungspotenzial beim Umsatz respektive Gewinn entwickeln sollte, wie der zuständige Analyst am Montag resümierte. Und so sei U-Blox «auch zu einem Übernahmeziel» geworden, ergänzte er.

Das Beispiel zeigt: Kleinere Schweizer Unternehmen, die sich strategisch fokussieren und erfolgsversprechend unterwegs sind, zogen schon immer die Aufmerksamkeit auf sich. Zudem ist die Schweiz für ausländische Investoren attraktiv. Sie hat gute wirtschaftliche und stabile politische Rahmenbedingungen sowie: tiefe Zinsen. Wegen diesen können Käufer günstig Kapital zur Finanzierung aufnehmen.

Hingegen: Mit Sätzen von 39 Prozent hat der US-Zollhammer hart zugeschlagen. Ein Teil der Unternehmen kann den Schlag über eine Vor-Ort-Produktion in den USA oder Preiserhöhungen abfedern. Und einige «Übernahme-Kandidaten sind überhaupt nicht im US-Markt, sondern nur in Europa oder gar nur in der Schweiz aktiv. Hier sind stehen für mich DocMorris und die R&S Group im Vordergrund», sagt Stephan Sola von Sola Capital. Beide Unternehmen haben keinen Ankeraktionär - keinen also wie beispielsweise Markus Blocher, der 65 Prozent der Aktien von Dottikon ES hält. Das Fehlen eines solchen Grossaktionärs erleichtert eine Übernahme.

Gerade R&S, der Baselbieter Trafohersteller, bewegt sich in einem erfolgsversprechenden Umfeld und hat laut der UBS gute Umsatz- respektive Gewinnaussichten. Denn die Nachfrage wird aufgrund des höher werdenden Energieverbrauchs und der zunehmenden Elektrifizierung voraussichtlich wachsen. Der zuständige UBS-Analyst sieht dann aber auch steigende EBIT-Margen in den kommenden Jahren. Er hat zudem die seine Prognose für den Gewinn je Aktie der Jahre 2026 und 2027 um 4 beziehungsweise 7 Prozent angehoben und seine Kaufempfehlung für R&S bekräftigt.

Generell sei ein technologischer Vorsprung ein wichtiger Gesichtspunkt in Übernahmeentscheiden, erklärt Sola. Hier seien AMS Osram, Comet, Sensirion oder VAT «mögliche, wenn auch nicht oder noch nicht wahrscheinliche Ziele». Am wahrscheinlichsten scheint Sola im Moment eine Übernahme von Pierer Mobility durch Bajaj - das indische Unternehmen werde mit hoher Wahrscheinlichkeit die Option zum Kauf des Anteils von Stefan Pierer ausüben.

Eine grössere Transaktion würde die Übernahme von Accelleron bedeuten - das laut Sola «sehr erfolgreiche, margenstarke, krisensichere» Unternehmen sei «sicher ein Wunschziel vieler Private Equity-Häuser». Indes ist der Turboladerhersteller nach einer starken Aktienkursentwicklung mit einer Marktkapitalisierung von knapp 7 Milliarden Franken kein Schnäppchen mehr. Ausserdem wurde Accelleron erst vor rund drei Jahren von ABB abgespalten und als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht. Im Moment sind vor allem Vermögensverwalter wie UBS, Blackrock und Vanguard in Accelleron investiert.

Mehrere Kandidaten aus dem Gesundheitssektor

Im Gesundheitsbereich zählt Kuros zu den möglichen Übernahmezielen. Das Biotechunternehmen hat mittlerweile Tritt gefasst. Die Aktie erfährt zwar, wie etwa am Dienstag, immer wieder Rücksetzer. Sie bewegt sich aber seit rund zwei Jahren deutlich nach oben und wird inzwischen von drei Analysten abgedeckt. Zwei von ihnen haben die Coverage im Juni respektive August aufgenommen - ein ermutigendes Signal. Allesamt sind zudem für «Buy». 

Das sind Spiegel der zusehends positiven Geschäftsentwicklung. Im ersten Halbjahr 2025 resultierte erstmals ein operativer Gewinn, der Umsatz stieg um 78 Prozent. Treiber des Wachstums ist das Knochenersatzprodukt MagnetOs, für das Kuros im Januar eine Partnerschaft mit dem US-Unternehmen Medtronic vereinbart hat. Die Vereinbarung sicherer Medtronic Exklusivität in gewissen Teilen des US-Marktes und sei ein wichtiger Meilenstein für Kuros, teilte das Unternehmen aus Schlieren ZH mit. Was als Versuch begonnen habe, sei mittlerweile zu einer strategischen Allianz gereift. Dieses bisherige Zusammenwachsen sowie der Umstand, dass Medtronic schon öfter andere Firmen akquiriert hat, macht eine Übernahme von Kuros nicht unwahrscheinlicher - aber auch noch nicht greifbar.

Spekulationen kamen in den jüngsten Wochen um Idorsia auf: Schluckt Novartis das Biotechunternehmen aus Allschwil BL, wie gemutmasst wurde? Wohl ist das Gegenteil der Fall. Denn mit Srishti Gupta ist die Ehefrau von Novartis-Chef Vas Narasimhan Mitte Jahr Indorsia-CEO geworden. Die private Nähe der Ehepartner würde eine solche Transaktion sehr fragwürdig erscheinen lassen.

Tatsache ist aber: Idorsia scheint den Weg aus der Krise zu finden. Der Kurs hat sich seit Jahresbeginn so gut wie verdreifacht. Gupta will aus Idorsia ein nachhaltig profitables Unternehmen machen. Wichtig ist ihr dabei, dass die Firma eigenständig bleibt, wie sie in einem Interview mit AWP sagte. Allerdings will das Management «transformative» Medikamente entwickeln - «entweder mit hauseigenen Ressourcen Ressourcen oder gemeinsam mit Partnern», wie das Unternehmen schreibt.

Auch zu Galderma kann sich überlegen, was für und gegen eine Übernahme spricht. Für eine Akquisition des Hautpflegespezialisten durch ein neues Mutterhaus sprechen laut von cash.ch befragten Experten vor allem die starke Stellung von Galderma im Feld injizierbaren Ästhetik sowie Synergiepotenziale. «Galderma ist weltweit führend im Bereich ästhetischer Injektionen – eine der wachstumsstärksten und margenstärksten Kategorien in der gesamten Beauty- und Selbstpflegebranche», sagt etwa Thierry Borgeat, Finanzanalyst und Mitgründer des Finanzdienstleisters Arvy. «Eine Übernahme würde es einem Käufer erlauben, sofort Zugang zu einem etablierten Netzwerk von Dermatologen, Kliniken und Apotheken zu erhalten.»

Gegen eine Übernahme spreche insbesondere die hohe Unternehmensbewertung, die eine Akquisition sehr kostenintensiv mache, sagt Oleg Isakov, Experte der Unternehmensberatung Kearney. Die Hürden für mögliche Käufer sind wegen des gestiegenen Aktienkurses hoch. Dieser hat sich seit dem Börsengang im März 2024 mehr als verdoppelt.

Ascom: Der ewige Übernahmekandidat

Auf die Frage nach möglichen Übernahmekandidaten ist Ascom schon fast eine Art Standardantwort geworden. Die Aktie des auf Spitalkommunikation spezialisierten Technologieunternehmens notieren klar unter den Hochständen der vergangenen Jahre, bewegen sich im laufenden Jahr insgesamt seitwärts, haben sich aber gut vom Zollschock im April erholt. Wie der cash.ch-Kolumnist «cash Insider» vor rund einem Jahr schrieb, sei einem Turnaround bei Ascom wohl nur unter einem Finanzinvestor Erfolg beschert.

Im laufenden August sah auch der zuständige Analyst von Research Partners das in Baar ZG beheimateten Unternehmen als Übernahmekandidat. Einem potenziellen Käufer stünde ein vollständiges und integriertes Produktportfolio zur Verfügung, und vor dem Hintergrund einer zunehmenden Personalknappheit im Gesundheitswesen sowie einer alternden Bevölkerung seien die strukturellen Treiber intakt, schrieb der Experte.

Reto Zanettin
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