Der Ausverkauf von Techonologie-Aktien an der Wall Street macht Anleger an den europäischen Aktienmärkten nervös. Gewinnmitnahmen drückten Dax und EuroStoxx50 zur Wochenmitte um rund ein Prozent auf bis zu 23'746 beziehungsweise 5'605 Punkte. Auslöser waren Sorgen über hohe Aktienbewertungen, die sich von der Wall Street und den asiatischen Märkten nach Europa ausbreiteten. Zudem trieben Anleger eine Reihe durchwachsener Unternehmensbilanzen um.

«Es ist eine Kombination von Faktoren, und die Anleger stellen nun die hohen Bewertungen infrage, da es keine offiziellen Daten aus den USA gibt, die diese Dynamik untermauern», sagte Daniela Hathorn, Analystin beim Broker Capital.com. Aus den USA hallten Äusserungen der Chefs der Grossbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs nach, die die hohen Aktienbewertungen angezweifelt hatten. Auch der Regierungsstillstand in den USA trug zur Nervosität bei. «Der Shutdown der US-Regierung geht heute in den 36. Tag und steht damit für die längste Schliessung der Verwaltung in der Geschichte der USA», konstatierte CMC Markets-Analyst Luis Ruiz.

Techaktien rutschen ab

Bei den Einzelwerten geriet vor allem der Technologiesektor unter Druck. Ein entsprechender europäischer Branchenindex gab bis zu 1,8 Prozent nach. Die Aktien von ASM International und BE Semiconductor rutschten in der Spitze jeweils mehr als vier Prozent ab. Am Vortag hatte der US-Technologie-Index Nasdaq an der Wall Street zwei Prozent eingebüsst.

Federn liess auch der dänische Medizintechnik-Hersteller Ambu, dessen Aktien nach einer verfehlten Prognose um bis zu 18,6 Prozent einbrachen. Dagegen machten die Aktien von Novo Nordisk trotz einer Prognosesenkung ihre anfänglichen Verluste wieder wett. Die Titel des dänischen Pharmakonzerns legten in der Spitze um fast drei Prozent zu, nachdem sie zuvor um bis zu knapp fünf Prozent gefallen waren. Die Anleger begrüssten laut Experten das Ergebnis von Preisgesprächen mit der US-Regierung. Analysten von JP Morgan nannten die Vereinbarung «besser als befürchtet».

BMW treibt Auto-Aktien an

Gegen den Trend legte der Autosektor zeitweise mehr als ein Prozent zu. BMW-Aktien kämpften sich nach Vorlage der Quartalszahlen mit einem Plus von bis zu 2,6 Prozent zeitweise bis an die Dax-Spitze vor. Auch die Aktien von Daimler Truck, Mercedes-Benz und Volkswagen stiegen in der Spitze zwischen 1,3 und 2,8 Prozent. «BMW sorgt für gute Stimmung im Sektor und hebt andere mit an», kommentierte ein Händler. Dazu hätten auch positive Analysten-Kommentare beigetragen. «Die ersten Anzeichen für eine Stabilisierung des chinesischen Geschäfts von BMW sind das, was wirklich zählt», teilten etwa Analysten von JP Morgan mit. Dies habe das Potenzial für positive Impulse für den gesamten Sektor.

Ein enttäuschender Ausblick schickte dagegen Siemens Healthineers auf Talfahrt. Die Aktien des Medizintechnik-Konzerns brachen in der Spitze um 12,7 Prozent ein und waren damit auf Kurs zum bisher grössten Tagesverlust. Auch wenn das Unternehmen für konservative Prognosen bekannt sei, belaste der sehr schwache Gewinnausblick für das Geschäftsjahr 2025/26 die Aktie, sagte ein Händler.

In der Halbzeit der Berichtssaison stehen europäische Unternehmen unter dem Strich besser da als erwartet, hinken aber weiter US-Konzernen hinterher. Wie aus Finanzmarktdaten des Anbieters LSEG hervorgeht, sind die Analysten optimistischer geworden, was die Gewinne europäischer Firmen im dritten Quartal angeht: Sie erwarten nun einen Anstieg von im Schnitt 4,3 Prozent. Eine Woche zuvor hatten die Börsenbeobachter lediglich ein Plus von 0,4 Prozent bei den Gewinnen erwartet. 

(Reuters)