Börsianer warten darauf, ob US-Präsident Donald Trump seine vollmundig angekündigte Steuerreform tatsächlich durchbekommt.

Der US-Präsident will Firmen, Privatleute und Familien in den kommenden zehn Jahren um mehrere Billionen Dollar entlasten. "Wenn die geplanten Massnahmen wie von Trump angekündigt noch vor Weihnachten in ein Gesetz gegossen werden sollen, dann wird man sehr bald Fortschritte sehen müssen", sagt Aktienstratege Tobis Basse von NordLB.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Freitag 0,46 Prozent höher bei 9'322,05 Punkten, das neue Jahreshoch wurde dabei mit der Schlussauktion auf eben diesen Wert hochgesetzt. Im Wochenvergleich ergab sich damit nach zwei rückläufigen Perioden wieder eine positive Gesamtwoche mit einem Plus von 1,5 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann am Freitag 0,32 Prozent auf 1'514,62 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,55 Prozent auf 10'691,91 Punkte. 

Der deutsche Dax eilte in der alten Woche von einem Rekord zum anderen und legte um 2 Prozent auf knapp über 13'500 Zähler zu. An der Wall Street kam der Dow Jones Industrial Average auf Wochensicht auf ein Plus von 0,45 Prozent. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,31 Prozent.

«Eine Herkulesaufgabe»

Ökonomin Christine Schäfer von der DZ Bank ist allerdings skeptisch, dass der Republikaner bei seinem Vorhaben schnelle Erfolge erzielt. "Auch ohne den grossen Zeitdruck, unter dem die US-Abgeordneten und der Präsident jetzt agieren, wäre das Konzipieren einer umfassenden Steuerreform eine Herkulesaufgabe." Es sei zu befürchten, dass bei einem schnell umgesetzten Kompromiss eine nachhaltige Fiskalpolitik auf der Strecke bleibe.

Befürchtungen, dass die Staatsverschuldung in den USA durch eine solche Steuerreform weiter steigt, könnten den Dollar belasten. Das wiederum dürfte dem Euro einen Schub geben. An den Aktienmärkten käme eine anziehende Gemeinschaftswährung allerdings nicht gut an, da sich dadurch die Chancen der exportfokussierten Unternehmen aus der Euro-Zone verschlechtern.

Neuer Notenbankchef bleibt ein Thema

Grosses Gesprächsthema an den Börsen wird nach Einschätzung von Analysten auch die Ernennung von Jerome Powell zum neuen Chef der US-Notenbank Fed bleiben. Der 64-Jährige soll im Februar das Amt von Janet Yellen übernehmen.

"Powells Nominierung gilt als Signal für geldpolitische Kontinuität", sagt Anna Stupnytska, Ökonomin beim Vermögensverwalter Fidelity. "Auf kurze Sicht dürfte sich daher an den sehr behutsamen Zinserhöhungen nichts ändern." Börsianer gehen davon aus, dass die Fed im Dezember die Leitzinsen erneut anheben wird, es wäre die dritte in diesem Jahr.

Auch der Finanzbranche dürfte Powell gelegen kommen, da er als offen für eine Deregulierung der Banken gilt, die nach der globalen Finanzkrise stärker an die Kandare genommen wurden. "Er wird allerdings kaum für eine vollständige Rückabwicklung der Regulierungen zu gewinnen sein", macht Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner deutlich.

Ausserdem dürften Anleger zahlreiche Firmenbilanzen mit Interesse verfolgen. Am Dienstag lassen sich Adecco und Burckhardt Compression in die Bücher schauen. Am Mittwoch folgen Swiss Life, Barry Callebaut und Valora, am Donnerstag folgen News von Zurich, Ascom, Bobst, Lem, Molecular Partners, Schmolz+Bickenbach, Sunrise, Ypsomed, Züblin. Schliesslich folgt am Freitag noch Richemont mit dem Ergebnis zum ersten Halbjahr.

(cash/Reuters/AWP)