Seit einigen Wochen befinden sich die Börsen im lange erwarteten Korrektur-Modus. Die Märkte korrigierten hauptsächlich wegen Spekulationen über eine möglich Abschwächung der geldpolitischen Massnahmen, welche die US-Zentralbank zur Stärkung der Wirtschaft ins Leben gerufen hatte. Der Swiss Market Index (SMI) zum Beispiel büsste in den letzten vier Wochen gegen 8 Prozent ein. Deutlich geringer fiel die Korrektur an den US-Börsen aus. Denn gute makroökonomische Zahlen aus den USA legen den Schluss nahe, dass die US-Wirtschaft schneller wachsen wird als etwa die Eurozone - was sich auch in Rekordständen sowohl beim US-Leitindex Dow Jones und dem breiter gefassten S&P 500 äusserte.
Laut dem Schweizer Investor Marc Faber, auch als Crash-Prophet bekannt, werden diese Bestmarken von Ende Mai 2013 aber kaum mehr "getoppt" werden können: "Ich nehme an, dass wir den Höchststand beim S&P 500 für dieses Jahr erreicht haben", sagt Faber im Video-Interview mit cash.ch. "Wenn man die technische Indikatoren des Marktes analysiert, ist es höchst unwahrscheinlich, dass die Mehrheit der Aktien im Index ihre Höchststände nochmals übertreffen wird", so Faber.
Der Schweizer Investor, der im Norden Thailands wohnt und in Hongkong sein Büro hat, ist der bekannteste Schweizer Börsenexperte weltweit. Er ist regelmässiger Interview-Gast bei TV-Sendern wie CNBC, BBC, Fox News oder Bloomberg TV. Faber, der auch Mitglied des bekannten Anlegerrates "Barron's Round Table" ist, hatte im Jahr 1987 den Börsencrash - den so genannten Black Monday - vorausgesagt.
Herausgeber des "Gloom, Boom & Doom Reports"
Nicht nur bei der Analyse der Aktiencharts ist Faber skeptisch, dass die US-Börsen zu neuen Höhenflügen ansetzt. "Ich habe gewisse Zweifel daran, ob sich die US-Wirtschaft besser entwickelt als anderswo." Die gute Entwicklung am Häusermarkt in den USA, die zu viel Optimismus geführt habe, sei vor allem auf die Immobilienkäufe von Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften zurückzuführen, was auch zu einem Boom bei den Luxusimmobilien geführt habe. "Viele Immobilienbesitzer in den USA können aber ihr Objekt noch immer nicht verkaufen, weil die Hypothek mehr Wert hat als das Haus."
Der Herausgeber des "Gloom, Boom & Doom Reports" besitzt keine US-Aktien, er bevorzugt europäische Dividendenpapiere. Faber begann im Mai 2012, kurz vor dem lange anhaltenden Anstieg der Börsen, Aktien aus der Eurozone zu kaufen. Darunter befinden sich viele Aktien aus dem Telecom-Sektor und Versorger-Titel (siehe Auflistung unten), wie er Anfang Monat im US-Anlegermagazin "Barron's" offenbarte. Aktien machen traditionell 25 Prozent seines Portfolios aus.
Faber glaubt zwar, dass auch in Europa die Märkte weiter korrigieren werden. Aber historisch gesehen wird dies limitiert bleiben. "Die Börse ist heute nicht höher als vor 15 Jahren. Aus diesem Grund nehmen ich an, dass die Aktienmärkte nicht grauenhaft fallen werden. Die europäischen Aktien werden auch nicht unter ihre Tiefstände von 2012 fallen."
UBS lieber als Credit Suisse
Faber hat vor einem Jahr auch seinen Bestand an Schweizer Aktien erhöht, wie er im Video-Interview sagt. Allerdings kam es jüngst zu Umschichtungen im Schweiz-Portfolio. "Ich habe meine Versicherungswerte wie Zurich, Swiss Re und Swiss Life reduziert, dafür die Positionen bei Roche, Novartis und Nestlé erhöht", so Faber im Video-Talk.
Er verrät gegen über cash.ch auch, dass er Aktien der UBS hält und nicht solche von der Credit Suisse, bei welcher er Konten hat und grosse Teile seines Goldbestandes aufbewahrt. "Ich habe inmitten der Finanzkrise gefunden, dass die Aktie der UBS tiefer bewertet ist als die Aktie der Credit Suisse.", begründet Faber seine Schweizer Bankaktien-Wahl.
Aufgrund der Interventionen durch Zentralbanken in den USA und in der Eurozone, die Faber traditionell scharf kritisiert, rät Faber den Anlegern weiterhin, das Geld in Aktien zu investieren statt in Staatsanleihen oder in Cash zu halten. "Nehmen wir an, Sie investieren ab heute in Schweizer Staatsobligationen und lassen das Geld vielleicht zusätzlich auf dem Bankkonto ruhen. Nehmen wir auch an, ich halte gleichzeitig ein Portefeuille von Aktien mit gut geführten Firmen wie Novartis, Roche, Nestlé und so weiter: Dann werde ich in zehn Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit eine bessere Performance haben als Sie, vielleicht drei bis fünf Prozent pro Jahr", sagt Faber.
Ein Viertel des Portefeuilles sollte laut Faber wegen der durch Notenbanken herbeigeführten Liquiditätsschwemme an den Märkten in Edelmetallen investiert sein. Allerdings kam es bei Gold bekanntlich zu einem massiven Abverkauf seit dem Rekordstand von Ende 2011. "Langfristig bin ich noch immer positiv eingestellt für Gold", sagt Faber. Der Preis könnte gar bis 1000 Dollar pro Feinunze fallen, wie Faber gegenüber cash.ch sagt. Die Fundamentaldaten für das Edelmetall und der langfristige Ausblick seien aber immer noch intakt.
Im Video-Interview äussert sich Faber auch zur Funktionsweise der US-Zentralbank, zur wirtschaftlichen Entwicklung in China und zu Inflationsgefahren.
So ist Marc Faber investiert - Auswahl seiner Anlagen (Quellen: Barron's, cash.ch)
Aktien Schweiz: Novartis, Roche, Nestlé, UBS, Swiss Re, Swiss Life, Zurich Insurance (die letzten drei zuletzt untergewichtet)
Aktien Europa: France Telecom, Italia Telecom, Telefonica, Deutsche Telecom, Portugal Telecom, GDF Suez, Veolia Environment, Iberdrola, Energias de Portugal
Aktien Hongkong/China: Swire Pacific, Hang Seng Bank, Sun Hung Kai Properties, China Mengniu Dairy
Aktien Japan: Nomura, NTT DoCoMo
Aktien Vietnam: Military Commercial Bank, Vietnam DairyProducts
Aktien Kasachstan: Kazkommertsbank
Rohstoffaktien: Chevron, Total, Newmont Mining
Reit Japan: Premier Investment,Activia Properties
Reit Singapur: SIA Engineering, Kingsmen Creatives