Die Angst vor einer anstehenden Rezession wird grösser. Öl ins Feuer gossen diese Woche zwei Konjunkturdaten: Die Wirtschaft Deutschlands schrumpfte im zweiten Quartal um 0,1 Prozent. Und China wuchs im Juli nur 4,8 Prozent, erwartet wurden hingegen 5,8 Prozent.

Zusätzlich spielen auch die Anleihenmärkte verrückt. Zweijährige US-Staatsanleihen weisen eine höhere Rendite auf als zehnjährige auf. Eine solche inverse Zinskurve gilt als bester Rezessions-Indikator. Seit 1955 gab es neun Rezessionsphasen in den USA – und jedes Mal war die Zinskurve kurz davor invers (cash berichtete).

Ist eine baldige Rezession, die zahlreiche Ökonomen nun vorhersagen, also unausweichlich? "Ich sehe das nicht so", sagt Mojmir Hlinka, CEO von Agfif, im cash-Börsen-Talk. Der Hintergrund derzeit sei völlig anders als in der Vergangenheit. Er spricht damit die hohe Liquidität im Markt und die rekordtiefen Zinsen an, die Aktien weiterhin attraktiv machen würden. Die derzeitige Angst der Anleger sei nur ein psychologisches Phänomen, welches kurzfristig greife.

"Aktien auf diesem Niveau, vor diesem Zinshintergrund, sind definitiv nicht teuer. Im Gegenteil, sie werden zunehmend billig ", so Hlinka. Andererseits sei die Anlageklasse Obligationen - mit den tiefen Renditen - tot, weshalb diese Anlagealternative wegfalle. Vom Obligationengeschäft, wie man es über die letzten hundert Jahre gekannt habe, müsse man sich verabschieden. Und fügt an: "Aktiendividenden von heute sind die Zinsen von morgen."

Schweizer Werte beliebt

Attraktiv seien besonders hiesige Aktien: "Die Schweiz ist momentan global einer der aussichtsreichsten Märkte", ist Hlinka überzeugt. Die Stärke des Frankens, die politische Sicherheit und die Stabilität der Schweiz werde von Investoren immer mehr gesucht. Anleger würden sich dabei auf Aktien fokussieren, wo die Dividendenrenditen passen. "Das sind einige stabile Mittelstandwerte und einige Titel aus dem SMI."

Konkret nennt Hlinka im Talk einige Schweizer Titel, die seiner Meinung nach in den nächsten Monaten und Jahren "ganz klar" zu den Gewinnern gehören werden: Zurich und Swiss Re aus dem SMI, dazu der Kioskkonzern Valora, Lem aus dem Bereich der Elektronikkompontenen, der Verbundwerkstoffspezialist Gurit, der Messtechniker Inficon und generell die Kantonalbanken.

Die Finger lässt er hingegen von Grossbankaktien. Und dies, obwohl die UBS derzeit eine verlockende Dividendenrendite von 7 Prozent aufweist. Zwar seien UBS und Credit Suisse derzeit operativ wieder etwas besser unterwegs, doch könnten durch Strafzahlungen noch immer "immense" Beträge weg gehen. Zudem müssten diese Banken nun lernen, ohne Zinsen Geld zu verdienen, da die Zinslandschaft mindestens für die nächste halbe Dekade tief bleibe.

Schweizer Grossbankaktien weisen derzeit an der Börse eine negative Performance auf: Mit minus 18 Prozent seit Jahresbeginn stellt die UBS - die am Mittwoch erstmals seit sieben Jahren wieder unter 10 Franken fiel - gar das Schlusslicht im SMI dar. Die Credit-Suisse-Aktie steht seit Jahresbeginn immerhin unverändert da, auf 52-Wochen-Sicht sind es jedoch minus 27 Prozent.

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Mojmir Hlinka auch zur Automobilbranche. Er sagt, was es braucht, damit Aktien wie Komax, Autoneum oder Schweiter stark abheben können.