Die Aktienmärkte werden derzeit von einer Welle von Inflationsängsten erfasst, in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal. Speziell in den USA erhöht ein Mix aus anziehenden Löhnen, steigenden Rohstoffpreisen und eine möglicherweise anstehende Konsumwelle die Befürchtungen, dass die US-Notenbank früher als erwartet Leitzinserhöhungen einleiten könnte.

Der Schweizer Aktienmarkt blieb von der Marktverunsicherung nicht verschont, kam aber im Gegensatz etwa zur US-Tech-Börse Nasdaq noch gut davon. Dennoch haben auch an der Schweizer Börse einige Aktien in den letzten Tagen und Wochen deutlich korrigiert, und dies nicht ausschliesslich wegen Inflationsängsten.

Klar: Die Aktienmärkte können weiter fallen. Aber bei unten stehenden Titeln bietet sich aufgrund der gesunkenen Kurse eine Basis, um einzusteigen oder den Bestand aufzustocken. Die Aktien gehören zumindest auf die Beobachtungsliste.

Gurit: Die Aktien des Spezialisten für Leichtbaumaterialien haben seit Anfang Februar rund 20 Prozent verloren und befinden sich nun auf dem Stand von November 2020. Man kann das als gesunde Korrektur bezeichnen, denn die Titel haben im letzten Jahr rund 70 Prozent zugelegt. Das Thema Windenergie, wo Gurit hauptsächlich tätig ist, wird sprichwörtlich nachhaltig bleiben.

Logitech: Der Hersteller von Computerzubehör - wegen des "Stay-at-Home"-Bonus einer der Corona-Gewinner des letzten Jahres - ist in den letzten Tagen vom Ausverkauf bei Tech-Titeln erfasst worden. In den letzten drei Wochen resultiert bei der Aktie ein Minus von rund 10 Prozent. Hybride Arbeitsmodelle mit den entsprechenden Um- und Aufrüstungen werden die Arbeitswelt der Zukunft prägen, Logitech ist ein klarer Profiteur. Die Gewinnprognosen für das laufende Jahr wurden nicht überraschend angehoben. Zudem könnte Logitech, sozusagen als Zückerchen, in diesem Jahr Mitglied des Swiss Market Index werden.

SoftwareOne: Die Aktie des IT-Dienstleisters und weltgrössten Wiederverkäufers von Microsoft-Produkten hat sich seit der Präsentation der Jahreszahlen Ende März nicht erholt. Im Gegenteil: In den letzten Tagen ging die Reise steil nach unten. Der Titel hat in den letzten eineinhalb Monaten über ein Viertel seines Wertes verloren und liegt damit nur noch wenige Franken über dem Eröffnungspreis beim IPO Ende 2019. SoftwareOne wurde ebenfalls vom Tech-Ausverkauf erfasst, ebenso drücken die Expansionsschritte im wachsenden Cloud-Geschäft die Margen des Unternehmens. Für langfristig orientierte Investoren ist das derzeitige Kursniveau attraktiv.

Kursentwicklung von SoftwareOne seit dem Börsengang Ende 2019 (Grafik: cash.ch)

Valora: Dass der Kioskbetreiber in seiner grössten Krise an den äusserst grosszügigen Vergütungen für das Top-Management festhält, hat zurecht für Kritik gesorgt – und an der Börse wohl auch zu Denkzettelverkäufen von Investoren geführt. Die Aktie hat seit Mitte März 20 Prozent verloren und notiert derzeit zur Hälfte des Wertes vom Januar 2018. Valora hat einen langen Weg zurück zur Normalität, wird aber wahrscheinlich schon in ein paar Monaten von den gestiegenen Pendlerströmen profitieren. 

Zur Rose: Vom Rekordhoch bei 514 Franken Mitte Februar auf 258 Franken vor ein paar Tagen - kaum eine Schweizer Aktie ist in letzter Zeit so eingebrochen wie Zur Rose. Spekulationen, wonach sich die flächendeckende Einführung des elektronischen Rezepts im grössten Zur-Rose-Markt Deutschland verzögern könnte, haben der Onlineapotheke aus Frauenfeld zugesetzt wie auch die Zinsängste, welche für Wachstumsaktien Gift sind. Zur Rose schreibt noch immer keinen Gewinn, entsprechend hoch sind die Risiken für Aktionäre bei einem Unternehmen, das einen rasanten Wachstumskurs navigiert. Immerhin: Am Dienstag erhöhte Citigroup das Kursziel auf 400 Franken.