Welcher ETF ist der richtige? Eine Frage, die sich nur schon wegen der Fülle von Exchange Traded Funds (ETF) stellt. Die Kosten, die Wertentwicklung, das Fondsvolumen, die Unterscheidung zwischen «ausschüttend» und «thesaurierend» - alles Kriterien, die man vor der Entscheidung abwägen wird.

Wer zudem auf den Schweizer Aktienmarkt setzen will, steht vor einer weiteren Überlegung. Denn der Markt wird von wenigen grossen Unternehmen dominiert: Nestlé, Novartis, Roche und UBS. Ihr Gewicht macht total rund 52 Prozent des Swiss Market Index (SMI) aus.

Zu jedem dieser Titel stellen sich grössere Fragen: Wie hart treffen die neuen Kapitalvorschriften die UBS am Ende tatsächlich? Wird Nestlé den Turnaround schaffen - und wie lange dauert es, bis das schon länger anhaltende Formtief nachhaltig überwunden ist? Wie schneiden Novartis und Roche in einem Umfeld ab, das von politischem Druck auf Arzneimittelpreise in den USA, einem internationalen Handelskonflikt und der Dollarschwäche gekennzeichnet ist?

Pharmatitel könne man haben. «Ob sie im Portfolio ein Gewicht von 26 Prozent wie bei einem ETF auf den Swiss Performance Index oder gar von 30 Prozent bei einem SMI-ETF haben sollten, ist angesichts der Drohungen von Trump gegen die Pharmafirmen zu hinterfragen», schreibt Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank, in einem Marktkommentar vom August.

SLI und SMIM als Alternativen

Läuft alles gut, lösen sich solche Fragen in Minne auf. Negative Antworten ergeben insgesamt aber einen ungesunden Mix, den auch ETF-Anleger schlucken werden, wenn sie Fonds kaufen, in denen die vier Grossen massgebend sind.

Beispiele sind die ETF auf den Swiss Market Index der UBS und von Blackrock. Erwartungsgemäss setzen sie sich zur Hälfte aus Nestlé, Novartis, Roche und UBS zusammen. Die Performance der Fonds beider Anbieter ist seit Anfang Jahr grob gesehen etwa gleich hoch, nämlich rund 7 respektive 8 Prozent. Die Gesamtkostenquote des ETF der UBS ist tiefer als jene des Blackrock-ETF: 0,2 versus 0,35 Prozent.

Es gibt Alternativen. Zum einen beziehen sie sich auf den Swiss Leader Index (SLI). Er enthält die 30 liquidesten und grössten Titel des Schweizer Aktienmarktes. Das Spezielle: Die Gewichtungen sind nach oben begrenzt. Die vier grössten Titel dürfen maximal 9 Prozent des Index ausmachen. Die weiteren Titel werden auf 4,5 Prozent beschränkt. Entsprechend ist der Einfluss von Nestlé, Novartis, Roche und UBS auf die Performance des Index nicht so stark wie im SMI - freilich kann sich das positiv oder negativ auswirken.

Zum anderen kann der Midcap-Index SMIM interessant sein. Er enthält die 30 grössten und liquidesten aus dem Segment der mittelgrossen Unternehmen. Die Top-Komponenten sind Sandoz, Galderma, SGS und Lindt & Sprüngli. Sie schneiden - mit Ausnahme von SGS - im laufenden Jahr deutlich besser ab als der Schweizer Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index.

In die folgende Tabelle wurden ETF auf den SLI und den SMIM aufgenommen, die in der Schweiz beheimatet sind. Darüber hinaus gibt es Angebote mit Domizil in Deutschland und Luxemburg. Sie wurden aus steuerlichen Gründen ausgeklammert.

ETF TER Performance Fondsvermögen Gewinnverwendung Replikation ISIN
iShares SLI ETF 0,35 8,2 713'891'036 ausschüttend Physisch CH0031768937
UBS SLI ETF 0,20 8,3 1'580'3700'000 ausschüttend Physisch CH0032912732
iShares SMIM ETF 0,45 12,0 1'099'184'136 ausschüttend Physisch CH0019852802
UBS SMIM ETF 0,25 12,2 1'543'980'000 ausschüttend Physisch CH0111762537

Tabelle: ETF-Vergleich; TER: Gesamtkostenquote in Prozent; Performance: Entwicklung seit Anfang Jahr (YTD); Fondsvermögen: in Franken / Stand: 20. August.

Zwei Muster zeigen sich - das eine: Die Wertentwicklung seit Anfang Jahr spricht für die ETF auf Schweizer Midcap-Index SMIM; sie übertrifft die Performance der ETF-Angebote zum SLI und zum SMI um rund 4 Prozentpunkte und entspricht auch der Entwicklung des Index, der die 30 grössten Mid-Cap-Titel des Schweizer Aktienmarktes ausserhalb des SMI enthält.

Das andere Muster: Die Gesamtkostenquote (TER) der zwei UBS-Angebote sind tiefer als die Kosten der beiden Blackrock-ETF. Die TER aller vier Fonds liegt aber unter 0,5 Prozent und die Unterschiede machen nur wenige Zehntelprozentpunkte aus. Sie können sich bei sehr langen Anlagehorizonten aufgrund des Zinseszinseffekts bemerkbar machen.

Ein Beispiel: Bei einer Anfangsinvestition von 20'000 Franken und einer jährlichen Bruttorendite von 7 Prozent ergibt sich dieses Bild:

TER  Wert nach 5 Jahren Wert nach 20 Jahren
0,20 % 27'790 Franken 74'551 Franken
0,45 % 27'466 Franken 71'138 Franken
Differenz  324 Franken 3413 Franken

Tabelle: Effekt von ETF-Kosten.

Der Kostenunterschied von 0,25 Prozentpunkten führt nach 20 Jahren zu einer Wertdifferenz von 3413 Franken. Das mag - bei ansonsten ebenbürtigen Angeboten - den Ausschlag in der ETF-Auswahl geben. Zu beachten ist allerdings, dass die TER in der Regel nicht alle Kosten erfasst. Eine Prüfung von weiteren Gebühren lohnt sich.

Ein weites Feld von Aktienfonds

Neben den ETF auf die Indizes des Schweizer Aktienmarktes können Aktienfonds interessant sein, die das Small- und Midcap-Segment abdecken und oft aktiv gemanagt sind. 

Ein Beispiel ist der «Swiss Small & Mid Caps Equity»-Fonds der Waadtländer Kantonalbank. Der Manager gewichtet Sandoz mit 9,48 Prozent am höchsten (Stand Ende Juli), setzt auch auf Lindt & Spruengli (5,94 Prozent), Schindler (5,28 Prozent), Galderma (4,54 Prozent) sowie ferner Acceleron (3,71 Prozent), Roche (3,22 Prozent) und Belimo (2,68 Prozent). Seit Anfang Jahr hat der Fonds 14,74 Prozent zugelegt. Die Gesamtkostenrate liegt bei 0,41 Prozent, ausserdem fällt eine Pauschalkommission von 0,40 Prozent an.

Ein anderes Beispiel ist der «Swiss Small & Mid Cap Fund» von zCapital. Lindt & Sprüngli mit 6,0 Prozent, Schindler mit 5,2 Prozent sowie SGS (4,8 Prozent) und Galderma (4,6 Prozent) sind die am höchsten gewichteten Titel (Stand: 20. August). Der Fonds hat seit Anfang Jahr 12,7 Prozent zugelegt. Die Gesamtkostenquote liegt bei 1,5 Prozent, zudem fallen Managementgebühren von 1,5 Prozent an.

Das Feld an solchen Fonds ist weit. Ebenfalls gross sind die Unterschiede, was die Zusammensetzung, Performance und Kosten betrifft. Aufschlussreich ist daher eine Durchsicht der Faktenblätter, die es zu jedem der Fonds gibt. Vielen aktiv gemanagten Fonds gelingt es über längere Zeiträume nicht, den Gesamtmarkt oder den Referenzindex zu schlagen.

Reto Zanettin
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