Am Markt für nichtkotierte Schweizer Aktien geht es um einiges gemächlicher zu und her als an der Schweizer Börse SIX. Man könnte nun behaupten, dass das an Bern liege, von wo aus der ausserbörsliche Handel überwiegend orchestriert wird (wobei auch Zürich wichtige Anbieter in diesem Bereich vorweist). In Tat und Wahrheit hängt dies aber vielmehr mit der geringeren Transparenz und der schwierigeren Handelbarkeit dieser "Over the Counter" (OTC) gehandelten Titel zusammen.

Rund 500 Aktien sind nicht börsenkotiert, werden aber ausserbörslich über Handelsplattformen wie die elektronische OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Sie unterliegen nicht den Offenlegungsvorschriften, wie sie kotierte Firmen zu erfüllen haben. Daher ist es für Anleger schwieriger, an Informationen zu kommen. Wer mit nichtkotierten Aktien handeln will, kann dies aber meist über den Ansprechpartner seiner Hausbank tun.

Das geringere Interesse kommt den ausserbörslichen Werten hie und da zu Gute, vor allem wenn es der Börse nicht so gut läuft: Durch die enge Liquidität halten sich Spekulanten von ausserbörslichen Werten fern. Den Titeln wird meist auch in Krisensituationen die Stange gehalten.

Die Kursentwicklung des BEKB Liquidity-Index - er umfasst die rund 50 meistgehandelten Titel an der OTC-Plattform der BEKB - im Vergleich zum SPI verdeutlicht dies:

Entwicklung nichtkotierter Aktien (BEKB-Liquidity Index, rot) und des SPI (grün) in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Über die letzten 52 Woche betrachtet legen der BEKB-Liquidity Index (rote Linie) sowie der SPI (grüne Linie) mit je ungefähr plus 5 Prozent zwar ungefähr gleich viel zu. Aber: Der ausserbörsliche Index hat sich viel stabiler gezeigt und machte die Ausschläge nach unten - aber auch nach oben - nicht im selben Ausmass mit.

Im laufenden Jahr, wo es immer mal wieder unruhige Börsen-Momente gibt, schlägt der BEKB-Liquidity Index mit einer Zunahme von 3 Prozent den SPI (gleicher Kurs wie zu Jahresbeginn) und auch den SMI (-4 Prozent seit Jahresbeginn). Das zeigt: Ausserbörsliche Aktien eignen sich als Fels in der Brandung in Krisenzeiten. Aber sie können auch einfach als Liebhaberaktien gehalten werden, wenn sich der Anleger mit einer Firma speziell identifizieren kann.

Die Qual der Wahl bei Bergbahnen

Wie stabil der OTC-Index sich auch präsentieren mag, auf Einzeltitelebene sind auch hier grosse Performanceunterschiede beobachtbar. Dies zeigt ein Vergleich der Entwicklung von ausserbörslich gehandelten Aktien in diesem Jahr (siehe Tabelle).

Am besten läuft es der Schilthornbahn mit einem Plus von 46 Prozent seit Jahresbeginn. Eine höhere Dividende und Rekord-Besucherzahlen, bedingt durch einen schneereichen Winter, sorgen hier für eine Kurs-Euphorie. Als Naturaldividende gibt es ausserdem für Aktionäre Freifahrten für Stechelberg-Schilthorn retour sowie für Mürren-Allmendhubel retour, die allerdings in einem jeweils vorgeschriebenen (kurzen) Zeitraum eingelöst werden müssen.

Gerade Bergbahn-Aktien werden gerne von Liebhabern gehalten, sei es, weil sie diese mit schönen Ferienerinnerungen assozieren, oder sei es, dass die Aktionäre stark lokal verankert sind. Im ausserbörslichen Segment können Anleger aus über 60 Aktien aus diesem Sektor wählen. Hier tummeln sich bekannte Namen wie die Arosa Bergbahnen, Davos Klosters Bergbahnen, Pilatus-Bahnen, Rigi Bahnen, Stanserhorn-Bahn oder Zermatt Bergbahnen, um nur einige wenige davon zu nennen.

Bierbrauereien im Hoch

Wenn es um Liebhabertitel geht, dürfen auch Bierbrauerei-Aktien nicht fehlen. Die lokale Verbundenheit und die teilweise legendären Generalversammlungen (GV) mit Volksfest-Charakter machen solche Werte attraktiv. Die Lokalzeitung "Schaffhauser Nachrichten" liess sich im Dezember 2016 sogar zu folgender Aussage hinreissen: "Was für Wien der Opernball ist, ist für Schaffhausen die Generalversammlung der Brauerei Falken: Der wichtigste Anlass im gesellschaftlichen Kalender der Stadt." Eindrücke einer Brauerei Falken-GV - wo es Ochsenmaulsalat sowie Bier à discretion gibt - sind im Youtube-Video am Artikelende zu sehen.

Umso besser ist es für Anleger, wenn bei solchen Liebhaberaktien auch noch die Kursperformance stimmt: 2018 können die Aktien der St. Galler Brauerei Schützengarten (+27 Prozent) sowie der Brauerei Falken (+18 Prozent) ordentlichen Mehrwert generieren. Und dies, obwohl die jüngsten Geschäftszahlen nicht unbedingt überzeugten: Die Brauerei Schützengarten verzeichnete im vergangenen Geschäftsjahr einen leichten Rückgang im Bierabsatz, während die Brauerei Falken weniger Betriebsgewinn erzielte.

Die Bierbranche spürt den Trend, dass Konsumenten weniger in der Gastronomie, sondern vielmehr über Billigdiscounter Bier beziehen. Ausserdem ist die Konkurrenz in der Branche enorm: Wie Zahlen der eidgenössischen Zollverwaltung zeigen, gibt es aktuell über 900 registierte Brauereien in der Schweiz. Das sind so viele wie noch nie. Vor zehn Jahren waren es gerade einmal 246 Brauereien, im Jahr 1990 - ein Jahr vor Auflösung des Bierkartells in der Schweiz - sogar nur 32.

Bieraktien eignen sich nur für Anleger mit einem engen Bezug zur Region, die gerne einmal im Jahr einen geselligen Abend erleben wollen. Kursmässig hingegen dürfte nicht allzu viel drin liegen, die gegenwärtige Aktienhausse dürfte eine Ausnahme darstellen.

Es gibt übrigens noch eine dritte Bier-Aktie im ausserbörslichen Bereich. Diese spricht in erster Linie Personen aus der Region Zürichsee an: Das Wädi-Brau-Huus. Deren VR-Präsident gab im Einladungsschreiben zur letztjährigen GV gleich noch einen passenden Ratschlag mit: "Damit Sie alles unbesorgt geniessen können, empfehlen wir Ihnen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln."

Performance der ausserbörslich gehandelten Aktien

Top 8Flop 8
TitelPerformance seit 1.1.18TitelPerformance seit 1.1.18
Schilthornbahn+46%NZZ-10%
Schweizer Zucker+39%EW Jona-Rapperswil-6%
Brauerei Schützengarten+27%Cendres+Métaux-6%
Rapid Holding+23%Kongress & Kursaal Bern-5%
Stadtcasino Baden+22%Espace Real Estate-5%
Brauerei Falken+18%Regiobank Solothurn-4%
Conzzeta B+17%Bernexpo Holding-4%
Griesser+17%Auto Holding-3%

Quelle: cash.ch, Stand 20.07.2018