In einer Phase steigender Zinsen, einer ungut hohen Inflation und einem deutlich schwankungsanfälligen Markt halten sich die Aktienexpertinnen und -experten vor allem an das, was sie für Qualitäts-Aktien halten. Dass man weniger Experimente wagt, ist ein schon seit Anfang Jahr durchgehaltenes Motiv. Der Ukraine-Krieg seit Februar, der zu den bestehenden Problemen des Marktes noch die Rohstoff-Anlagen durcheinander bringt, hat die Vorsicht noch erhöht. 

In einer am Mittwoch veröffentlichten Studie preist die Credit Suisse 13 Schweizer Aktien zum Kauf. Darunter sind jeweils vier Finanztitel und vier Aktien aus dem Gesundheitssektor. Bei den Finanz-Aktien empfiehlt die CS die Titel der UBS, von Julius Bär und der Partners Group sowie jene des Versicherers Zurich

UBS, Julius Bär, Partners Group und ZurichNestlé und ein bisschen Luxus

Davon ist Zurich der einzige Titel, der im bisherigen Jahresverlauf noch im Plus notiert, und zwar bei 2,2 Prozent - die bestperformende SMI-Aktie im schwierigen Aktienjahr. Die CS sieht die Zurich als eine der am besten positionierten Versicherungen in Europa mit der Chance auf überraschend deutlich steigende Margen.

Die UBS mit -7,3 Prozent Jahres-Performance hält sich immer noch besser als der SMI, der 19 Prozent verloren hat. Die CS attestiert ihrer grossen Konkurrentin eine sehr gute Position in der Vermögensverwaltung: Diese stehe für 60 Prozent des Umsatzes und wiederum 60 Prozent davon stammten von sehr vermögenden Kunden. Auch Vermögensverwalter Julius Bär (-29,5 Prozent seit Anfang Jahr) sieht die CS wegen der starken Verankerung in den Schwellenländern in einer guten Position für eine Erholung.

Vermögensverwalter Partners Group, das diesjährige SMI-Schlusslicht mit nicht weniger als 45 Prozent Kursrückgang, war mit der Ausrichtung auf Privatanlagen lange Zeit eine sehr erfolgreiche Alternative zu anderen Finanztiteln - wegen des Tiefstzinsumfelds. Davon verabschieden sich die Zentalbanken nun. Die CS sieht deswegen aber vor allem ein Problem bei der Kundennachfrage der Partners Group, geht aber von einem positiven Gesamttrend aus. Das Angebot mit massgeschneiderten Produkten und das hohe Prestige des Unternehmens vermochten aber dazu beizutragen, dass Partners Group neue Kunden gewinne. Somit seien die Margen geschützt. 

Weiter hält die CS an Nestlé (Jahresperformance -14,9 Prozent) fest, dank der starken geographischen Abstützung und einer guten Ausgangslage trotz zwei Jahren Corona-Pandemie. Richemont (-29,8 Prozent) favorisiert die CS wegen des Schuckgeschäfts und hebt dabei insbesondere die Rolle der Marke Cartier hervor. 

Novartis, Lonza, Ascom und Tecan sowie drei Industrietitel

Im Gesundheitssektor empfiehlt die CS Novartis, weil dank Zukäufen die Stellung des Konzens bei Gentherapien, Radiopharmazeutika (Arzneimitttel und Diagnostikmethoden mit radioaktiven Substanzen) oder Therapeutika auf Basis der RNA-Interferenz-Zellmechanismen ausgebaut wurde - alles Bereiche der Pharmaindustrie, die das Potential für grosse Veränderungen haben.

Die Wachstumsziele erreiche Novartis auch dank Einsparungen problemlos. Während Lonza unter anderem dank mRNA-Impfstoffen von der Sparte "Biologics" profitieren werde, sieht die CS bei Tecan einen Vorteil dadurch, dass Kunden vermehrt Produktentwicklungen auslagern. Ascom wiederum dürfte vom Wachstum des Marktes für Kommunikationssysteme in Spitälern profitieren. 

Zu den Favoriten in der Industrie zählen bei der CS der Rohrleitungsspezialist Georg Fischer und der Lift- und Rollttreppenhersteller Schindler. Beide liegen seit Anfang Jahr knapp 32 Prozent im Minus. Schindler, zuletzt etwas ein Sorgenkind des Marktes wegen unternehmenspezifischer Gründe, arbeite an der Verringerung der Margen-Lücke zur Konkurrenz. Und bei der in der SPI-Performance-Rangliste zweitbeste Aktie u-Blox, die seit 1. Januar um 32 Prozent im Plus liegt, sieht die CS wachsendes Potential dank dem Internet der Dinge (IoT).

CS-Picks decken sich mehrfach mit Julius Bär - Einer Ausnahme fällt auf

Einige der Top-Picks der CS finden sich auch bei anderen Banken. Bei den Bank-Aktien favorisieren die Aktienspezialisten von Julius Bär ebenfalls die UBS. In einer Studie Ende März empfahl die Analyse-Abteilung der Privatbank eine Reihe von Schweizer Aktien (der cash-Insider berichtete). Eine Überprüfung durch cash.ch hat ergeben, dass sich an den Empfehlungen seit März wenig geändert hat. Julius Bär ist bei Aktien immer noch übergewichtet. 

Im Julius-Bär-Unversum finden sich neben den Top-Picks Nestlé, Richemont, Lonza und Partners Group auch die Aktien von Swiss Life, ABB, Givaudan und Roche. Unter anderen wegen Forschungs-Rückschlägen steht der Roche-Genussschein stärker unter Druck - während Novartis seit Jahres-Anfang 2,4 Prozent verloren hat, hat der Roche-Titel rund ein Fünftel an Börsenwert eingebüsst. Doch Fürsprache von Analystenseite gibt es beide grossen Schweizer Pharmaunternehmen. 

Roche gehört auch zu den Anlageempfehlungen der Basler Kantonalbank (BKB). Dort empfiehlt man zudem Givaudan, Gurit, Ems-Chemie und Valora. Der Kiosk-Konzern sticht dabei etwas heraus, denn dieser muss sich nach wie vor von den ausbleibenden Pendler-Strömen der Homeoffice-Ära erholen und zudem Zukäufe wie das deutsche "Frittenwerk" verdauen.