Der Schweizer Aktienmarkt ist fest in der Hand ausländischer Investoren. Mächtige Vermögensverwalter wie Blackrock oder Fidelity entscheiden darüber, in welche Richtung sich die Kurse hierzulande bewegen.

Davon zeugen auch die tagtäglich von der Schweizer Börse SIX publizierten Beteiligungsveränderungen, wenn der Stimmenanteil besagter Investoren die vordefinierten Schwellenwerte über- oder unterschreitet. An normalen Tagen liegen solchen Beteiligungsveränderungen nur in den seltensten Fällen auch wirklich Titelkäufe oder –verkäufe, sondern vielmehr Wertpapierleihgeschäfte zugrunde.

Doch von "normal" kann in diesen Tagen keine Rede sein. So überrascht es nicht, dass der SIX auffällig viele Titelverkäufe gemeldet werden. Gerade bei den kleinen und mittelgrossen Unternehmen treten vermehrt auch langjährige Grossaktionäre den Rückzug an. Ganz freiwillig ist dieser Rückzug vermutlich nicht, zwingen Rücknahmen Fondsanbieter vom Schlag der Capital Group dazu, sich von Aktien zu trennen.

Selbst Straumann und Partners Group betroffen

Wie seit dem frühen Dienstagmorgen bekannt ist, trat der US-Fondsanbieter in den letzten Tagen bei Straumann als Verkäufer von Aktien in Erscheinung. Zu erkennen geben muss sich die Capital Group nur, weil der Stimmenanteil in Folge dessen unter den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent sank.

Der Dentalimplantatehersteller aus Basel gilt als eine Erfolgsgeschichte, die in der Schweiz ihresgleichen sucht. Dennoch setzte der Börseneinbruch auch dieser Aktie zu. Mittlerweile trennen sie mehr als 40 Prozent vom Rekordhoch von Mitte Februar bei 1066 Franken.

Nicht viel besser erging es der Partners Group. Wie Straumann gilt auch der Spezialist für Risikokapitalanlagen als Börsenüberflieger der letzten Jahre. Erst kürzlich setzte das Vorzeigeunternehmen allerdings die diesjährigen Zielvorgaben aus. Ob das den weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock dazu veranlasste, den Stimmenanteil von ursprünglich 6,14 auf 4,98 Prozent zu reduzieren, ist nicht bekannt.

Zuvor trennte sich Blackrock schon bei AMS von Titeln. Hielt der Vermögensverwalter vor wenigen Wochen noch 4,89 Prozent der Stimmen, waren es zuletzt noch 3,15 Prozent. Der Sensorenhersteller aus Unterpremstätten befindet sich in einer delikaten Situation. Er muss trotz Börsenturbulenzen für 1,65 Milliarden Euro neue Aktien ausgeben, um den Überbrückungskredit für die Übernahme von Osram Licht ablösen zu können. In den letzten Tagen klebte der Aktienkurs bei AMS hartnäckig in der Nähe des Bezugspreises von 9,20 Franken, den die Kapitalerhöhung für die neu auszugebenden Titel vorsieht (cash berichtete). Mit einem satten Minus von gut 76 Prozent alleine seit Ende Dezember führt die AMS-Aktie die diesjährige Verliererliste an.

Grossinvestoren nun bei so manch einer Firma unter der Radargrenze

Ebenfalls weit oben auf dieser Liste ist der Name des hochverschuldeten Backwarenherstellers Aryzta zu finden. Die Coronavirus-Pandemie werde wesentlichen Einfluss auf das Geschäftsjahr haben, so warnt das Unternehmen am frühen Dienstagmorgen. Es ist, als habe JB Hambro dies kommen sehen. Denn gemäss einer Beteiligungsmeldung hat der britische Vermögensverwalter seine Beteiligung jüngst von 6,28 auf 4,92 Prozent reduziert.

Die genannten Beispiele bilden nur die Spitze des Eisbergs. Egal ob T. Rowe Price beim Vermögenverwalter GAM, Invesco beim Logistiklösungsanbieter Interroll oder T. Rowe Price bei der Versandapotheke Zur Rose: Internationale Grossinvestoren waren zuletzt Verkäufer von Nebenwerten aus der Schweiz. Und da sich viele dieser Grossinvestoren nun unter der meldepflichtigen 3-Prozent-Schwelle bewegen, werden wir wohl erst wieder von ihnen hören, wenn sie ihre Beteiligung wieder darüber erhöhen. Denn erst dann erscheinen sie wieder auf dem Radarschirm der Öffentlichkeit.