Das Börsenjahr 2025 geht als eines der bewegendsten in die Geschichte ein. Trotz Zollturbulenzen und geopolitischer Konflikte konnten viele Aktienindizes historische Höchststände verzeichnen, allen voran die grossen US-Indizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq. Doch  länger das Jahr jedoch andauert, desto mehr treibt die Anleger die Sorge um, dass die KI-Blase platzen könnte.

Umso wichtiger ist es für Anleger und Anlegerinnen, in Aktien investiert zu sein, die auch in unsicheren Zeiten das Potenzial haben, sich positiv zu entwickeln. Neben Kennzahlen wie Dividendenrendite, freiem Cashflow oder dem Return on Invested Capital (ROIC) ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) eine beliebte Kennzahl unter Investoren, um den Wert einer Aktie abzuschätzen. Das KGV errechnet sich mit dem Aktienkurs geteilt durch Gewinn pro Aktie einer Firma.

Ein niedriges KGV deutet darauf hin, dass eine Aktie einer Firma tendenziell unterbewertet ist. Das heisst, ihre Aktie ist im Verhältnis zu ihrem Gewinn (pro Aktie) günstig. Einer der Gründe mag sein, dass Anleger beim Unternehmen nicht mit grossen Gewinnsteigerungen rechnen - und es möglicherweise unterschätzen. Ein tiefes KGV kann aber auch auf Misstrauen der Anleger gegenüber dem Unternehmen hindeuten. Ein hohes KGV demgegenüber kann auf eine Überbewertung einer Aktie hinweisen. Zum Beispiel dann, wenn Anleger (zu) hohe Wachstums- und Gewinnerwartungen haben.

Die Höhe eines KGV variiert von Branche zu Branche. Versicherer haben ein traditionell tiefes KGV um 20, bei hoffnungsvollen Wachstumsfirmen liegt es bei 50, 100 oder gar noch mehr. cash.ch hat acht Firmen aus verschiedenen Sektoren mit einem niedrigen KGV unter die Lupe genommen. Das KGV basiert auf Gewinnschätzungen von Analysten, die bei Bloomberg erfasst sind.

BC Genève - KGV 8

Als einzige der an der Börse kotierten Kantonalbanken weist die Banque Cantonale de Genève eine sehr tiefe Bewertung aus. Das KGV beträgt 8. Das hat jedoch nachvollziehbare Gründe: Im laufenden Jahr kann die Bank nicht an das Rekordjahr 2024 anknüpfen. Zwar konnte sie im ersten Halbjahr ihr Kreditvolumen ausweiten und bei den verwalteten Vermögen zulegen, jedoch drücken das tiefe Zinsumfeld und die schwächere Konjunktur spürbar auf die Gewinnzahlen. Die Bank rechnet für das Gesamtjahr 2025 denn auch mit einem rückläufigen Ergebnis. Die solide Dividendenrendite von 2,7 Prozent bietet konservativen Dividendenjägern einen defensiven Einstieg.

Forbo - KGV 13

Forbo im ersten Halbjahr aufgrund eines herausfordernden Umfelds - insbesondere der schwachen europäischen Baukonjunktur - weniger Umsatz und Gewinn erwirtschaftet. Mitte November fiel der Aktienkurs mit 682 Franken auf ein neues Tief seit zwölf Jahren, was die Unsicherheit der Anleger widerspiegelt.

Trotz dieser Belastungen gehört Forbo bei Bankanalysten weiterhin zur Favoritenliste des Small- und Mid Cap-Segments. Die Helvetische Bank empfiehlt einen Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren. Die aktuelle Dividendenrendite von 3,6 Prozent liegt über dem Durchschnitt der letzten zwölf Monate. Forbo ist ein klassisches Turnaround-Investment, jedoch mit einigem Risiko. Anleger sollten demnach Geduld mitbringen.

Lastminute.com - KGV 9

Mit den letzten Quartalszahlen konnte der Online-Reiseanbieter die Erwartungen der Analysten klar übertreffen. Laut Beobachtern bestehen jedoch auch längerfristige Unsicherheiten, beispielsweise hinsichtlich der Abhängigkeit von Partnern wie Booking.com und der Rolle des Hauptaktionärs. Dennoch gilt die Aktie derzeit als sehr moderat bewertet. Nach einem kurzen Anstieg nach den Quartalszahlen bewegt sich der Aktienkurs wieder auf dem Rückzug und erreicht ein neues Sechsmonatstief von 13,50 Franken. Mit einer Dividendenrendite von 4,3 Prozent könnte lastminute.com jedoch Kaufargument auf seiner Seite haben. 

Coltene - KGV 12

Coltene berichtet nur halbjährlich über seine Geschäfte. Nachdem der Dentalproduktehersteller im ersten Halbjahr mit Umsatz und Gewinn deutlich unter dem Vorjahr abgeschlossen hatte – aufgrund von Zollunsicherheiten, die das Nordamerikageschäft betreffen, welches knapp die Hälfte des Umsatzes ausmacht –, rechnet das Unternehmen fürs zweite Halbjahr mit einer deutlichen Erholung.

Die Umsetzung der Strategie 2025–2027 sowie neue Produkte sollen hierfür positive Impulse setzen. Diese zeigen sich bisher noch nicht im aktuellen Aktienkurs. Anfang November ist die Notierung so tief gefallen wie seit elf Jahren nicht mehr. Derzeit kostet die Aktie mit 45,55 Franken wieder etwas mehr. Den Anlegern winkt eine traditionell hohe Dividendenrendite von fast 5,5 Prozent. 

Mobilezone - KGV 12

Nach zähem Ringen hat sich Mobilezone vor Monatsfrist entschieden, sein Deutschlandgeschäft an den Telekomanbieter Freenet abzustossen. Dieser Schritt kommt nicht überraschend, hatte das Deutschland-Geschäft doch zuletzt die Gewinne des Unternehmens erheblich unter Druck gesetzt, verschärft durch eine allgemein schwache Konsumentenstimmung.

Der Aktienkurs hat darunter gelitten, obwohl das Unternehmen seine Dividende sogar erhöht hat. Seit Bekanntgabe des Verkaufs legen die Titel von Mobilezone jedoch wieder zu. Der Markt bewertet den Ausstieg positiv. Die Fokussierung auf die Schweiz wird von Analysten begrüsst, da die Marktstellung und das Margenprofil hierzulande deutlich attraktiver sind. Durch den Verkauf reduziert sich zudem das Risikoprofil von Mobilezone spürbar. Derzeit verspricht der Telekomanbieter aus Rotkreuz seinen Aktionären eine Dividendenrendite von 7,6 Prozent. Die gehört zu einer der höchsten am Schweizer Aktienmarkt.

Swiss Re - KGV 8

Swiss Re konnte in den ersten neun Monaten seinen Gewinn dank geringerer Umweltschäden deutlich steigern. Hohe Wertkorrekturen in der Lebens- und Krankenrückversicherung belasteten jedoch das Ergebnis, was zu einem starken Kursrückgang an der Börse führte. Dennoch bietet sich hier möglicherweise ein günstiger Einstiegszeitpunkt: Mit einer Dividendenrendite von 4,6 Prozent ist der Rückversicherer bei Anlegern äusserst attraktiv. Im Branchenvergleich ist Swiss Re günstig bewertet.nWährend die Konkurrenten Munich Re ein KGV von rund 11 und Hannover Rück von 12 aufweisen, liegt Swiss Re mit einem KGV von 8 darunter. Analysten sehen darin eine Bewertungslücke, die sich schliessen könnte.

Implenia - KGV 11

Seit Frühjahr wird der Baukonzern von Jens Vollmar geleitet. Der neue CEO hat zuvor fast zehn Jahre lang die Hochbaudivision von Implenia geführt. Doch Implenia überzeugt nicht nur mit einem neuen Konzernchef, in den viele Hoffnungen gesetzt werden. Die Zürcher Firma liefert bereits seit Längerem positive Ergebnisse und verfügt über einen robusten Auftragsbestand. Zuletzt konnte Implenia mehrere Grossaufträge in Deutschland akquirieren. Die Aktie hat sich im Einklang mit anderen europäischen Bauunternehmen bereits sehr gut entwickelt: Seit Jahresbeginn hat sich der Aktienwert auf derzeit 61,20 Franken verdoppelt. Das KGV von 11 liegt moderat, und angesichts der positiven Aussichten für die Bauwirtschaft sehen Analysten weiteres Potenzial.

Monique Misteli Ringier
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