Abgaben bei den defensiven Schwergewichten vermiesten die Party hierzulande. Vor allem die Gesundheitswerte gaben mit der Aussicht auf US-Zölle und eine strengere Regulierung deutlich nach. Abgesehen davon kam die Aussicht auf eine weitere Entspannung in den von den USA angezettelten Handelskonflikten gut an bei den Börsianern.

Donald Trump hat seinen ersten «Trade Deal» abgeschlossen - und zwar wie erwartet mit Grossbritannien. Viele weitere Deals seien in einem fortgeschrittenen Stadium, liess der US-Präsident wissen. Seit 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit ist eine Pressekonferenz zu dem Thema im Gange. Auch mit China bahnt sich eine Annäherung an. Ein Treffen soll noch in dieser Woche in der Schweiz stattfinden. Dagegen habe die Entscheidung der US-Notenbank vom Vorabend, die Zinsen nicht zu senken, keine tieferen Spuren hinterlassen, heisst es am Markt.

Der Leitindex SMI schloss am Donnerstag 0,43 Prozent tiefer bei 12'061,72 Punkten und damit aus Tagestief. Nur der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung der grössten Aktien gekappt ist, schloss mit plus 0,16 Prozent auf 1967,84 Punkten etwas höher. Der breite SPI wiederum büsste 0,17 Prozent auf 16'494,66 Zähler ein. Bei den Blue Chips dominierten die Gewinner das Tableau im Verhältnis zwei zu eins.

Schwächer schlossen vor allem die Pharmawerte Novartis (-0,8 Prozent) und Roche GS (-2,4 Prozent) sowie der Zulieferer Lonza (-1,1 Prozent). So plant die US-Regierung laut Trump die Einführung von Zöllen auf pharmazeutische Importe. Diese waren bislang weitgehend von den Massnahmen ausgenommen.

Auch die jüngste Personalie der US-Gesundheitsbehörde FDA - Vinay Prasad leitet neu die Abteilung für Impfstoffe und Biologika - sorgte für Gesprächsstoff. Prasad ist bekannt für seine kritische Haltung gegenüber der Pharmaindustrie und der bisherigen Zulassungspolitik der FDA. Analysten erwarten nun strengere Anforderungen an klinische Studien und weniger regulatorische Ausnahmen.

Nestlé (-1,2 Prozent) waren ebenfalls schwächer und bildeten damit kein Gegengewicht. Der Nahrungsmittelmulti hat Ärger mit der Justiz in Frankreich und muss auf Anordnung das Mikrofiltersystem aus seiner Perrier-Quelle entfernen. Laut Presseberichten hat Nestlé nun eine Bank mit dem Verkauf des Wassergeschäfts beauftragt.

Beim Personalvermittler Adecco (Aktie: +11,7 Prozent) griffen Anleger nach Quartalszahlen hingegen zu. Die Zahlen haben die Erwartungen der Analysten zwar nur leicht übertroffen, Marktnehmer berichteten aber von starken Deckungskäufen, die sich als Brandbeschleuniger für den Kurs erwiesen. «Die Aktie hat noch sehr viel aufzuholen», sagte ein Händler.

Gefragt waren zudem Technologiewerte wie VAT (+3,7 Prozent) und Logitech (+3,6 Prozent), im breiten Markt wurden Comet (+3,1 Prozent) oder Inficon (+3,6 Prozent) gekauft. Händler verwiesen hier auf die Überprüfung der Einschränkungen für den Export von KI-Technologie durch die USA. Auch ABB zogen um 1,7 Prozent an.

Auch andere zyklische Valoren wie SGS (+1,5 Prozent), Holcim (+1,3 Prozent) oder Sika (+1,0 Prozent) wurden ins Depot genommen. Gleiches galt für Finanzwerte wie Partners Group (+2,4 Prozent), Julius Bär (+1,9 Prozent) oder UBS (+1,3 Prozent).

Nach Quartalszahlen verkauft wurden dagegen Swisscom (-1,0 Prozent) und Zurich Insurance (-1,7 Prozent). Die Zahlen des Telekomkonzerns lagen laut Händlern insgesamt knapp im Rahmen der Erwartungen, beim Versicherer war von Gewinnmitnahmen nach einem zuvor guten Lauf die Rede.

Im breiten Markt sprangen Montana Aerospace um deutliche 12 Prozent an. Analysten sprachen von einem starken ersten Quartal - trotz Lagerabbau beim Grosskunden Boeing. Swissquote (+2,6 Prozent) erhielten nach Händlerangaben vom Flirt des Bitcoin mit der Marke von 100'000 US-Dollar Rückenwind.

DocMorris fielen dagegen um 8 Prozent. Der Betreiber einer Onlineapotheke nannte Details zu einer geplanten Kapitalerhöhung. Laut Analysten ist der Emissionspreis der neuen Aktien tiefer als gedacht - daher müssten mehr neue Titel als erwartet ausgegeben werden.

(AWP/cash)