Von vielen Anlegern etwas unbemerkt hat der Schweizer Aktienmarkt in den letzten zwei Monaten enorm zugelegt. Der Leitindex Swiss Market Index hat seit dem 15. März rund 10 Prozent dazu gewonnen. Der Dow Jones in den USA hat sich im gleichen Zeitraum nicht mal halb so gut entwickelt. Folge: Der SMI bewegt sich auf dem höchsten Stand seit fast zwölf Monaten. 

Im breit gefassten Swiss Performance Index haben in diesem Jahr die besten 30 Aktien rund 25 Prozent oder mehr zugelegt (siehe Tabelle unten). An der Spitze befindet sich das in Italien beheimatete Pharmaunternehmen Newron mit einem Zuwachs von gegen 200 Prozent. Solche kleinkapitalisierten Aktien vor allem aus dem Biotech- und Pharmabereich mit unsicherem Forschungserfolg bei Medikamenten haben allerdings oft sehr spekulativen Charakter.

Es befinden sich unter den Top-30-SPI-Aktien in diesem Jahr vor allem aber Unternehmen mit soliden Gewinnen und stabilen Geschäftsmodell, die 2022 nach zuvor starken Anstiegen vom einsetzenden Zinserhöhungszyklus und der allgemeinen Börsenschwäche ausgebremst worden waren und nun wieder zulegen. So zum Beispiel die Lagerlogistiker Interroll oder Kardex. Doch gerade bei Kardex hat sich mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von derzeit 43 wieder eine recht stattliche Bewertung aufgebaut, was weitere Kursavancen womöglich abbremst.

Entwicklung der Aktien im Swiss Performance Index im Jahr 2023 (Quelle: Bloomberg)

Beste 30 Aktien im Swiss Performance Index im Jahr 2023. Die Kolonne "YTD" zeigt den Kurszuwachs in diesem Jahr in Prozent (Quelle: Bloomberg).

Quelle: Screenshot

Welche der besten 30 Small- und Midcaps 2023 haben in den nächsten Monaten noch Potenzial für weitere Kursanstiege? cash.ch hat dazu eine Auswahl getroffen.

1) Autoneuem

Die Aktie des Automobilzulieferers hat in diesem Jahr rund 40 Prozent dazugewonnen - trotz eines weiterhin schwierigen Automarktes. Und trotz eines Gewinnes im 2022, der fast zwei Drittel tiefer als im Vorjahr lag. Die Folge war ein Dividendenverzicht.

Doch gleichzeitig mit der Bekanntgabe der Jahreszahlen waren die Verantwortlichen von Autoneuem auch optimistisch. Preiserhöhungen und die (wie vom Unternehmen) erhoffte weiterhin erfolgreiche Integration des 2022 übernommenen deutschen Rivalen Borges führten zu einem höheren Umsatz- und Gewinnausblick für dieses Jahr. Dies gab der Aktie Auftrieb.

Vom Aktien-Rekordstand von 317 Franken (derzeit: 145 Franken) erzielt Anfang Januar 2018 dürfen sich Investoren nicht blenden lassen. Aber: Es gibt viel mit Blick auf die Nach-Corona-Zeit noch viel Raum nach oben. Denn der Titel notiert noch immer rund ein Viertel unter dem Stand von Anfang Januar 2022.

Das geschätzte KGV von Autoneum für Anfang 2024 beträgt 17. Das ist nicht allzu hoch. Nach dem optimistischen Ausblick steht die Führungsriege unter dem neuen CEO Eelco Spoelder, der seit Ende März die operative Verantwortung trägt, quasi in der Erfüllungspflicht. Den Halbjahresbericht veröffentlicht das Unternehmen am 23. August.

2) SFS

Der “Aufschlag" der SFS-Aktie beträgt in diesem Jahr rund 40 Prozent. Im Visier hat der Titel nun den Rekordstand von 143 Franken (derzeit: 121 Franken), der Anfang letztes Jahr erreicht wurde. Das KGV beträgt derzeit relativ bescheidene 17.

Das Rheintaler Unternehmen profitiert von der Übernahme des deutschen Werkzeughändlers Hoffmann im Mai 2022, was den Umsatz im ersten Quartal fast 50 Prozent nach oben schnellen liess. Unter Analysten herrscht breiter Optimismus. Die Credit Suisse etwa hat ein ambitioniertes Kursziel von 155 Franken auf der Aktie.

3) Burkhalter

Die Performance 2023 der Aktie von Burkhalter beträgt 28 Prozent. Insbesondere seit Mitte März hat der Titel der Elektroinstallations-Gruppe enormen Auftrieb. Die Marktkapitalisierung ist daher auf über 1 Milliarde Franken gestiegen, was zusätzliche Investoren anlocken könnte.

Burkhalter, schweizweit-bekannt wegen der gelben Fahrzeugflotte, will Dienstleistungen in den Bereichen Energieberatung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien ausbauen. Dabei zielt die Firma auf den bestehenden Sanierungsbedarf von Immobilien und auf eine steigende Nachfrage nach energieeffizienten Gebäuden ab.

Die Fusion mit dem Gebäudetechniker Poenina im letzten Jahr deutete diese strategische Richtung bereits an. Der Zusammenschluss der Firmen führte 2022 zu deutlich höheren Werten bei Gewinn, Umsatz und Dividende. Burkhalter wird den seit Jahren eingeschlagenen Kurs der Übernahmen beibehalten. Jüngstes Beispiel war die Akquisition der Thurgauer Bötschi Holding im März.

Burkhalter, von vielen Anlegern auch wegen seiner Binnenmarktorientierung geschätzt, ist traditionell ein guter Dividendenzahler. Die Rendite beträgt über 5 Prozent. Der ex-Dividenden-Tag für die Ausschüttung 2022 ist der 19. Mai. Die Aktie wird ein paar Tage später nach der Ausschüttung ein paar Prozente tiefer notieren.

4) SIG 

Der Kurszuwachs von SIG beträgt rund 28 Prozent in diesem Jahr. Die Aktie peilt nun den Rekordwert von 28,56 Franken (derzeit: rund 26 Franken) an. Erreicht wurde der im September 2021.

Zuletzt hagelte es Kurszielerhöhungen und Kaufempfehlungen von Analysten aus den Häusern Bank of America, Citigroup und Blackrock für den Verpackungshersteller aus Neuhausen am Rheinfall. Grund dafür waren die Erstquartalszahlen von Anfang Mai, die über den Erwartungen des Marktes lagen.

Das Wachstum Anfang Jahr erzielte SIG sowohl organisch wie durch Übernahmen. Für das Gesamtjahr liegt SIG operativ voll auf Kurs. Die Zürcher Analysefirma Research Partners hat ein stattliches Ziel von 32 Franken auf der SIG-Aktie. Als Gründe werden die weitere Margenerholung, ein starkes Geschäftsmodell und das zugrunde liegende Marktwachstum bei verpackten Getränken von SIG genannt. Ein kleiner Wermutstropfen ist das KGV der Aktie, das mittlerweile auf 30 geschätzt wird für Anfang 2024.