Dem SMI fehlten nur noch 300 Punkte. 300 Punkte bis zum Allzeithoch von Mitte 2007 bei 9548 Punkten. Doch dann kam alles anders. Am Donnerstag verkündete die Schweizerische Nationalbank die sofortige Aufhebung des Euro-Mindestkurses und erschütterte damit den Schweizer Aktienmarkt und die internationalen Devisenmärkte.

Innert Minuten sackte der SMI in sich zusammen, zig-Milliarden an Börsenwert wurden vernichtet. Am Tagesende war ein beispielloser Kurssturz von knapp 9 Prozent Tatsache. Nach zehn Tagen Handel steht der Leitindex mit einem Minus von 12 Prozent und einem Punktestand von 7900 da. Vor der SNB-Intervention konnte der Schweizer Aktienmarkt noch mit einem ordentlichen Jahresstart von rund 3 Prozent glänzen. Turbulente Tage.

Verluste auf breiter Front

Die Konsequenzen: Kein einziger SMI-Titel hat im laufenden Jahr an der Börse Gewinn gemacht. Aber es gibt einige, die glimpflicher durch das SNB-Gewitter gekommen sind. Allen voran Swisscom mit einem Minus von 2 Prozent. Dem Telekom-Riesen kommt seine starke Verankerung in der Schweiz zugute.

Dahinter folgen unter anderem die Schwergewichte Novartis, Nestlé und Roche, die weniger als der Gesamtmarkt verloren haben (siehe Tabelle unten). Alle drei Titel profitieren davon, dass sie vor dem SNB-Schock zu den Zugpferden gehört hatten. Gleiches gilt für Swiss Re und Zurich. Die beiden Finanztitel erhalten zudem Unterstützung von ihren attraktiven Dividendenrenditen.

Ganz anders die Banken Julius Bär, UBS und CS. Mit rund 20 Prozent Minus finden sie sich inmitten der grössten Verlierer des laufenden Jahres wieder. Nur Swatch und Richemont, wegen ihres grossen Exportgeschäfts die meistgenannten SNB-Opfer, schneiden ähnlich schlecht ab. Und natürlich der Ölplattformen-Betreiber Transocean, der schon seit Monaten Negativrekorde aufstellt.

Welche dieser SMI-Aktien nun Einstiegspotenzial birgt, ist derzeit schwierig zu beurteilen, es gibt aber bereits erste Tendenzen (cash berichtete). In einer aktuellen Analyse zum Einfluss der Franken-Aufwertung auf Schweizer Firmen nennt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) Nestlé, Novartis, Roche, Swisscom als resistent im Vergleich zum Gesamtmarkt.

Als besonders exponiert bezeichnet die ZKB Actelion, Credit Suisse, Julius Bär, Richemont, Swatch, Syngenta und UBS. Für die Beobachter der Neuen Helvetischen Bank sind vor allem jene globalen Konzerne am wenigsten betroffen, die wenig Geschäft im Franken-Raum abwickeln.

Wenige positive Ausnahmen

Am breiten Schweizer Markt hingegen haben seit Jahresbeginn immerhin 27 Unternehmen ihren Börsenwert steigern können, während der Swiss Performance Index (SPI) 12 Prozent an Wert verloren hat. Mit einem Plus von 30 Prozent sticht Addex Therapeutics heraus (siehe Tabelle). Das Biotechunternehmen hat kürzlich mit der Stabilisierung der Finanzlage für eine positive Überraschung gesorgt. Ebenfalls fällt auf, dass auf den ersten 30 Plätzen mehrere Kantonalbanken auftauchen. Auch hier lautet der Grund die Fokussierung auf den Binnenmarkt - und die Staatsgarantie.

Am anderen Ende der Skala tauscht Burckhardt Compression auf. Mit einem Minus von 23 Prozent ist der Winterthurer Kompressoren-Hersteller die viertschlechteste Aktie am Schweizer Markt 2015. In den letzten 52 Wochen steht ein Minus von 30 Prozent zu Buche.

Augen auf Europa

Anders als der Schweizer Aktienmarkt wurden die Börsen der europäischen Nachbarländer von der SNB kaum geschockt. Anleger setzten darauf, dass sich der Euro weiter verbilligen dürfte und für viele Aktien als Heilsbringer auftritt. Ökonomen schätzen, dass eine 10-prozentige Abschwächung der Gemeinschaftswährung das Gewinnwachstum von Unternehmen im Euro-Raum um 5 Prozent erhöhen wird.

Der deutsche Leitindex Dax hat in diesem Jahr 3,7 Prozent dazugewonnen, nachdem er im letzten Jahr hinter dem SMI zurückgeblieben war. Ähnliches gilt für den französischen CAC 40, der mit einem Plus von 2,5 Prozent überzeugt. Airbus, Pernod Ricard oder L'Oreal gehören in diesem Markt zu den besten Aktien.

Am Donnerstag knackte der Dax sogar das erste Mal in diesem Jahr wieder die wichtige Marke von 10'000 Punkten, und am Freitag erreichte er den höchsten Stand seiner Geschichte. Bereits warnen Experten allerdings vor einer Übertreibung. Die Analysten der SaxoBank haben zudem ein Auge auf den spanischen Aktienmarkt geworfen, der ganz besonders von der Lockerungspolitik der EZB begünstigt werde. Der IBEX 35 hat seit Anfang Januar allerdings 3 Prozent an Wert verloren.

 

Top- und Flop-Aktien im SMI der ersten 10 Handelstage 2015

Beste Titel Kurs in % Schlechteste Titel Kurs in %
Swisscom -2 Transocean -27,3
Swiss Re -6,9 Credit Suisse -25,2
Novartis -8 Julius Bär -24,7
Roche -8,4 Richemont -21,3
Zurich -10,2 ABB -20,4
Givaudan -11,1 Swatch -20
Nestlé -11,2 UBS -19,1
Syngenta -12 SGS -17
Geberit -13,6 Holcim -15,6
Adecco -13,8 Actelion -14,2

 

Top- und Flop-Aktien im SPI der 10 Handelstage 2015

Beste Titel Kurs in % Schlechteste Titel Kurs in %
Addex +30,6 Burckhardt Compr. -23,4
Cytos +13 EFG -23,1
Perfect Hldg. +12,5 Temenos -22,8
Edisun +7,9 Bobst -21,9
CI Com +7,6 Rieter -21,5
Pax Anlage +7,4 Partners Group -21,1
Mobilezone +4,3 SFS -20,7
Warteck Invest +3,9 Leonteq -20,5
Adval +3 Straumann -20,4
IVF Hartmann +3 Pargesa -18,5