Die US-Grossbank Citi prognostiziert, dass der Goldpreis um 25 Prozent auf 3000 Franken pro Unze steigen wird, da die Attraktivität des Edelmetalls angesichts der wachsenden Spannungen im Nahen Osten und der sich abzeichnenden lockeren Geldpolitik zunimmt. Der Preis des gelben Metalls gab am Mittwoch leicht nach, nachdem er in der vergangenen Woche auf über 2400 Dollar pro Unze gestiegen war.

Diese Entwicklung erstaunt wegen der Dollarstärke seit Jahresbeginn: Der US-Dollar-Index, der den Wert des Dollars mit dem Währungskorb aus sechs Währungen vergleicht, hat 5 Prozent gewonnen. Steigt der Dollar, so fällt der Goldpreis, da man mit jedem Dollar nun eine grössere Menge an Gold kaufen kann als zuvor.

Und die Renditen auf zehnjährige inflationsgeschützte US-Staatsanleihen, welche als Referenz für Opportunitätskosten der Goldhaltung gelten, tendieren seit Jahresbeginn klar angezogen und stehen bei 2,255 Prozent. Steigt der Realzins, ist dies für den Goldpreis im Normalfall negativ. 

Gold als sichere Anlage

Die Citi-Strategen unter der Leitung von Aakash Doshi gehen vielmehr davon aus, dass die Dynamik weiter anhält. In einer Kundenmitteilung vom Montag erklärte Doshi, dass die Bank den Goldpreis innerhalb der nächsten sechs bis 18 Monate auf über 3000 Dollar pro Unze ansteigen sieht, was einem Sprung von 25 Prozent gegenüber dem derzeitigen Niveau entspricht. Das Team hob ausserdem sein Preisziel für Gold in diesem Jahr auf 2350 Dollar an und passte die Prognose für 2025 auf 2875 Dollar an. Sie erwarten ausserdem, dass der Handel in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 regelmässig die Marke von  2500 Dollar pro Unze testen und durchbrechen wird.

«Die jüngste Goldrallye wurde durch die geopolitischen Spannungen begünstigt und fällt mit den Rekordständen der Aktienindizes zusammen. Ein stärker risikomeidendes Verhalten der Anleger dürfte die Preise weiter ankurbeln», schrieb Doshi in seiner Notiz. Der iranische Schlag gegen Israel vom Wochenende hat die Angst vor einer Verschärfung des Konflikts in der Region geweckt. Rohstoffe wie Öl sind teilweise sehr volatil, während die Nachfrage nach Gold steigt, da die Anleger in sichere Anlagen flüchten. 

Preisrückgang im Mai oder Juni

Laut Citi ist der Goldpreis in letzter Zeit trotz eines Anstiegs der realen und nominalen Renditen, einer restriktiveren Geldpolitik und eines steigenden Dollars stark angestiegen. «Ein möglicher Zinssenkungszyklus der Fed könnte den Aufwärtstrend auf 3000 Dollar pro Unze ankurbeln», heisst es in der Notiz. Die amerikanische Notenbank Fed hat angedeutet, dass sie die Zinsen in diesem Jahr senken wird, was den Preis des Metalls weiter in die Höhe treiben würde. Aber die unerwartet hohe Inflation im März hat den Zeitpunkt der Zinssenkungen wahrscheinlich auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr verschoben. 

Die von China und den Industrieländern angeführten Käufe nach der Pandemie haben ebenfalls zu massiven Zuflüssen in goldgedeckte börsengehandelte Fonds beigetragen. Dies wird «den Weg zu 3000 Dollar abfedern», schreiben die Analysten. Die US-Grossbank sieht erhöhte Aussichten für einen Preisrückgang im Mai oder Juni, erwartet aber eine «starke Kaufunterstützung» an der Schwelle von 2200 Dollar.

Wann starten Goldminenaktien durch?

Eine Korrektur böte für Anleger auch an anderen Orten neue Chancen: Steigt der Goldpreis, werden Goldminenbetreiber interessant. Denn Aktien von Goldminenunternehmen verfügen über einen sogenannten Goldpreishebel: Ein steigender Goldpreis kann sich – zumindest kurzfristig – überproportional auf das Gewinnwachstum der Unternehmen bei festbleibenden Förderkosten auswirken. Der S&P Commodity Producers Gold Net Total Return Index hat auf Jahressicht gut 5 Prozent an Wert verloren - der Anstieg des Goldpreises scheint noch nicht durchgeschlagen zu haben.

Interessante Titel sind Agnico Eagle Mines, Kinross Gold, Barrick Gold, Royal Gold oder Alamos Gold. Während das kanadische Barrick Gold als grösstes Goldbergbauunternehmen der Welt wohl vielen Anlegerinnen und Anlegern bekannt ist, trifft dies auf Royal Gold wohl nicht zu: Statt selbst kostenintensiv Exploration zu betreiben, unterstützt der US-Edelmetallkonzern als «Streaming & Royalty Company» Minenbetreiber bei der Finanzierung ihrer Projekte. Im Gegenzug partizipiert Royal Gold direkt am Erfolg der Minenbetreiber. 

Alternativ zu einzelnen Aktien bestehen Möglichkeiten, Goldminen-ETFs zu erwerben: Der «iShares Gold Producers UCITS ETF» (Gesamtkostenquote 0,55 Prozent pro Jahr) bietet Zugang zu Aktien der grössten börsennotierten Unternehmen, die weltweit in die Exploration und Förderung von Gold und verwandten Produkten involviert sind. Ebenso interessant ist der «UBS Solactive Global Pure Gold Miners UCITS ETF» (Gesamtkostenquote 0,43 Prozent pro Jahr). Um in den Index aufgenommen zu werden, muss ein Unternehmen mindestens 90 Prozent seines Umsatzes mit Gold-Mining-Aktivitäten erwirtschaften.

ManuelBoeck
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