VW-Stammaktien stiegen am Donnerstag um bis zu 14 Prozent, während die liquideren Vorzugsaktien bis zu 9,3 Prozent stiegen. Zuletzt notierten die Titel noch rund 3 Prozent im Plus. VW überholte damit SAP und war wieder Deutschlands teuerste Aktiengesellschaft mit zwischenzeitlich 150 Milliarden Euro Börsenwert.
Laut Barclays dürfte das Interesse von Privatanlegern hinter dem massiven Anstieg der Handelsvolumina für die amerikanischen ADRs stecken, so Analyst Kai Mueller in einem Bericht. Dafür verweist er auf die stark gestiegene Anzahl von Stichwortsuchen bei Google zu VW, viele positive Twitter-Meldungen zum Unternehmen und die aktuelle Nachrichtenlage. VW hatte mitgeteilt, sechs Batteriefabriken bauen und Tesla bei Elektroautos den Rang ablaufen zu wollen.
Die Käufe von US-Privatanlegern zögen entsprechende Nachfrage nach den Stammaktien durch Market Maker nach sich, so die Argumentation.
VWs Pläne, das branchenweit breiteste Angebot an batteriebetriebenen Fahrzeugen zu entwickeln, gibt es schon länger. Vorstandschef Herbert Diess hat jedoch jüngst einen aggressiveren Ton angeschlagen, um seine Botschaft rüberzubringen. Das hat nach einer Reihe von optimistischen Analystenberichten Momentum erzeugt.
In den USA werden zwei Arten von ADRs gehandelt - auf die deutschen Vorzüge und die Stammaktien. ADRs auf die Stämme stiegen dort am Mittwoch um bis zu 49% bei massiven Handelsvolumina. Die Stammaktien von VW sind viel weniger liquide als die Vorzugsaktien, da drei Großaktionäre - die Familien Porsche und Piech, Niedersachsen und Katar - rund 90% halten.
"Ernstzunehmender Wettbewerber von Tesla"
Diese Knappheit beim Angebot treibt die Stämme mehr an als die Vorzüge, so Analyst Mueller. Im Gegenzug könnten auch die Vorzüge noch deutlich höher steigen, solange sich der Trend bei den ADRs nicht umkehrt, so der Analyst.
Womöglich waren Anleger letztes Jahr auch zu kritisch in Bezug auf VW mit Blick auf die Verspätung beim ID.3, verfehlte Emissionsziele und Gerangel an der Spitze des Unternehmens, so Analysten von JPMorgan um Jose Asumendi.
CEO Diess hatte sich erst nach wochenlangem Streit durchsetzen können. Seitdem hat er beim Thema Elektroantrieb Tempo und das Unternehmen zu einem “ernstzunehmenden Wettbewerber von Tesla” gemacht, so die Analysten.
Die BaFin schaut sich mittlerweile den Handel mit VW-Aktien genauer an, wie eine Sprecherin Bloomberg News am Donnerstag sagte.
(Bloomberg)