Als die Geschichte letzte Woche um die Welt ging, konnte man sich als Anleger nur an den Kopf fassen: Tesla-CEO Elon Musk ruft in einem vielbeachteten Tweet ("Use Signal!") dazu auf, die Messanger-App Signal zu verwenden. Anschliessend schiesst die Aktie des US- Biotechnologieunternehmens Signal Advance um bis zu 6300 Prozent in die Höhe. Allein, diese Biotech-Bude hat nichts mit dem Messanger-Dienst Signal zu tun. Anlegerinnen und Anleger rieben sich die Augen. Doch wer glaubt, dass es sich hier um ein seltenes, oder gar einmaliges Phänomen handelt, der irrt.

Um den letzten grösseren Anleger-Fauxpas ausfindig zu machen, muss man lediglich ein paar Wochen zurückgehen. Am 3. Dezember 2020 dürften bei der bis dahin völlig unbekannten Firma 'Luminar Media Group' die Sektkorken geknallt haben - zumindest vorübergehend. Die Aktie des Unternehmens aus Toronto, welches in der Daten-Visualisierung tätig sein soll, schoss an diesem Tag zwischenzeitlich um bis zu 3000 Prozent in die Höhe. Über Luminar Media sind allerdings kaum aktuelle Aktivitäten bekannt. Niemand weiss wirklich, was die Firma heute macht.

Kursentwicklung der Aktie von Luminar Media Group in den letzten sechs Monaten, Quelle: Google

Das Problem: Anleger wollten eigentlich auf den Börsenneuling 'Luminar Technologies' setzen, einem vielversprechenden Sensorhersteller, der Technologien für autonome Autos entwickelt. Kunde ist unter anderem der deutsche Autobauer Daimler. Für die Aktie hatte die Verwechslung keine negativen Folgen, der Kurs gewann seit dem IPO Anfang Dezember rund 70 Prozent hinzu. Interessant ist, dass die "falsche" Luminar-Aktie zwar wieder massiv abstürzte, jedoch mit einem Preis von 18 Cent noch immer fast doppelt so viel wert ist wie vor dem Hype. Ähnliches ist übrigens bei der Signal-Aktie zu beobachten, sie steht ebenfalls noch deutlich höher als vor der von Elon Musk fälschlicherweise angezettelten Rally. Fundamental begründbar ist beides allerdings nicht.

«Zoom»-Aktie» mit Kursexplosion

Bereits zehn Monate vor der Aufregung um die Aktie der Luminar Media Group , am 12. März, schoss die Aktie von 'Zoom Technologies' von rund 6 Dollar auf zwischenzeitlich 40 Dollar hoch. Dass die Aktie mit dem Tickerkürzel "ZOOM" schon in den Wochen zuvor massiv anstieg, klingt naheliegend, schliesslich dürfte sich hinter dem Kürzel der erfolgreiche Videostreaming-Anbieter verbergen. Falsch. Bei der Aktie handelt es sich um eine Pleite-Firma aus der US-Steueroase Dalaware mit Sitz in Peking. Das Unternehmen hatte irgendwann einmal - der letzte Geschäftsbericht datiert aus dem Jahr 2015 - elektronische Komponenten für Mobiltelefone hergestellt.

Kursentwicklung der Aktie von Zoom Technologies in den letzten drei Jahren, Quelle: cash.ch

Die Aktie schoss in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal in die Höhe, und zwar immer dann, wenn der Videostreaming-Dienst Zoom aufsehenerregende Neuigkeiten vermeldete, wie etwa den Börsengang im April 2019. Im März 2020 hatte die US-Börsenaufsicht allerdings genug, sie setzte den Handel der Aktie der ominösen Firma aus Dalaware zwei Wochen aus und änderte das Tickerkürzel: von "ZOOM" auf "ZTNO". Die Aktie ist heute übrigens mit 24 Cent so wenig wert wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Immer wieder «FORD»

Doch Aktien-Verwechslungen sind kein neues Phänomen. Fast schon ein Dauerbrenner diesbezüglich und häufig verwechselt wird die Aktie mit dem Tickerkürzel "FORD". Dahinter verbirgt sich nicht die Aktie des US-Autoriesen Ford, sondern ein Produktentwickler aus West Palm Beach. Für viele Anleger ebenso verwirrend schien im Oktober 2013 die Aktie des Unternehmens 'Tweeter Home Entertainment' zu sein. Viele vermuteten hier, es handle sich um die Mutter des Sozial-Media-Dienstes Twitter - und bescherten der Aktie Kursgewinne von bis zu 1400 Prozent. Allerdings verbarg sich dahinter ein schon damals längst nicht mehr aktiver Elektronik-Einzelhändler. Die Aktie ist seit 2014 nicht mehr handelbar.

Dass manche Unternehmen direkt auf Verwechslungen setzen, zeigt der - ziemlich dreiste - Fall der Firma 'Long Blockchain Corp'. Das US-Unternehmen produziert unter der Marke "Long Island" trinkfertigen Eistee und Limonade und hat mit der Blockchain-Technologie etwa so viel zu tun wie der FC Basel mit Kryptowährungen, nämlich nichts. Bis 2018 hiess die Firma denn auch schlicht 'Long Island Iced Tea'. Ganz offfensichtlich wollte der Getränkehersteller vom Hype um die neue Technologie profitieren, und seinen Aktienkurs nach oben bringen. Das gelang sogar zweitwese. Nach der Namensänderung sprang die Aktie von rund 2 Dollar auf bis knapp 7 Dollar nach oben.

Kursentwicklung der Aktie von Long Blockchain Corp, bis 2018 'Long Island Iced Tea' in den letzten fünf Jahren, Quelle: CNBC.

Der Schuss ging letzten Ende allerdings nach hinten los: Die US-Börse Nasdaq deutete den Vorgang als gezielte Täuschung der Investoren und verbannte auf die Aktie in den OTC-Handelsplattform NASDAQ OTC:BB. Der Kurs versauert seither auf tiefem Niveau und bewegt sich derzeit bei rund 0,25 Dollar.