2022 geht als eines der launischsten Börsenjahre überhaupt in die Geschichtsbücher ein. Noch selten zuvor war die Kluft zwischen Erfolg und Misserfolg so gross wie in den vergangenen 12 Monaten. Und wenn sich schon jetzt etwas über das Börsenjahr 2023 sagen liesse, dann dass das Umfeld nicht eben weniger anspruchsvoll wird.

So sagen die Strategen der UBS dem breit gefassten Stoxx Europe 600 Index bis in den kommenden Frühsommer hinein etwa einen Rückschlag um gut 23 Prozent auf 330 Punkte vorher, bevor im weiteren Jahresverlauf mit einer Erholung in Richtung von 385 Punkten gerechnet wird. Der Stoxx Europe 600 Index umfasst die 600 grössten Unternehmen aus den europäischen Industrieländern – darunter auch zahlreiche aus der Schweiz.

Richemont die am häufigsten genannte Aktie

Von Schweizer Aktien wollen die UBS-Strategen allerdings nicht viel wissen. Auf der 35 Titel starken Liste von Unternehmen, welche von einem disinflationären Umfeld profitieren sollten, sind mit Logitech und AMS Osram nur deren zwei an der Schweizer Börse SIX kotiert. Der Grossbank zufolge könnten die Aktien der beiden Luxusgüterhersteller Swatch Group und Richemont sowie jene des Hörgerätespezialisten Sonova in diesem Umfeld gar enttäuschen.

Diese Vorahnung hält andere Banken allerdings nicht davon ab, die Richemont-Aktie auf ihre Favoritenliste für 2023 zu setzen. Neben der britischen Barclays trauen ihr auch die Basler Kantonalbank, Mirabaud Securities, Société Générale sowie die beiden US-Investmentbanken Morgan Stanley und Jefferies in den kommenden 12 Monaten eine überdurchschnittliche Kursentwicklung zu.

Mit diesen Schweizer Aktien geht der cash Insider ins 2023

Mirabaud Securities etwa hebt die führende Stellung des Luxusgüterherstellers im widerstandsfähigen Schmuckgeschäft hervor und rechnet über sämtliche Produktkategorien hinweg mit weiteren Marktanteilsgewinnen. Mit der Inhaberaktie der Swatch Group setzt Mirabaud übrigens auf eine weitere Luxusgüteraktie. Wie Morgan Stanley sehen auch sie im Bieler Uhrenhersteller einen möglichen Gewinner der pandemiebedingten Lockerungsmassnahmen durch die Regierung in Peking. Trotzdem überrascht diese Zuversicht für die beiden Luxusgüterhersteller, verdichteten sich die Anhaltspunkte für eine geringere Ausgabefreudigkeit der gutbetuchten Klientel zuletzt doch.

Neben Richemont sind auch die UBS und Nestlé gleich bei mehreren Banken in der Favoritenrolle. Auf die dividendenstarke Aktie der UBS setzen unter anderem die Basler Kantonalbank, Jefferies, Morgan Stanley, Société Générale sowie Vontobel. Jene von Nestlé hat es Barclays, Morgan Stanley, Vontobel sowie der Zürcher Kantonalbank angetan. Dank der hohen Innovationskraft und der Preisgestaltungsmacht sieht Vontobel den Nestlé-Kurs im Laufe des nächsten Jahres gar auf 140 Franken steigen. Schon vor Jahresfrist zählte das SMI-Schwergewicht zu den beliebtesten Dividendenpapieren aus der Schweiz.

Bei der UBS widerspricht die britische Barclays den übrigen Banken und rät Anlegern, einen grossen Bogen um die ihres Erachtens überschätzte Aktie zu machen. Das Anlageurteil lautet denn auch "Underweight" mit einem Kursziel von gerade einmal 14 Franken. Auch für die Swisscom-Aktie finden die Briten keine wohlwollenden Worte und stempeln diese ebenfalls mit "Underweight" bei einem Kursziel von 475 Franken ab.

US-Investmentbank setzt eher auf "Exoten"

Gleich mit 15 Aktienfavoriten geht Vontobel ins neue Börsenjahr. Diese reichen von "A" wie ABB über "H" wie Holcim oder "S" wie Stadler Rail bis hin zu "V" wie VAT Group. Aus der Reihe tanzt die Zürcher Bank insbesondere mit ihren Empfehlungen für die Titel von Kolbenkompressorenhersteller Burckhardt Compression (Kursziel 600 Franken) und den Flughafen Zürich (Kursziel 200 Franken).

Ebenfalls auf 15 Empfehlungen bringt es Jefferies, wobei die US-Investmentbank mit Cosmo Pharmaceuticals (Kursziel 82 Franken), Idorsia (Kursziel 24 Franken), Kardex (Kursziel 200 Franken), Meyer Burger (Kursziel 0,75 Franken) oder Pierer Mobility (Kursziel 93 Franken) – ohne dass es abwertend gemeint sein soll – eher auf "Exoten" setzt. Dem Schweizer Aktienmarkt als solches stehen die Amerikaner für die kommenden 12 Monate eher pessimistisch gegenüber.

Die Aktie von Meyer Burger lag schon 2022 gut im Markt.

Die Aktie von Meyer Burger lag schon 2022 gut im Markt.

Quelle: cash.ch

Der Basler Kantonalbank könnte man hingegen vorwerfen, dass sie ihrer Anlagekundschaft "alten Wein in neuen Schläuchen" verkauft. Auf ihrer 10 Aktien starken Favoritenliste für 2023 sind mit Clariant, Holcim, Kühne+Nagel, SIG Group, UBS und Zurich Insurance nämlich gleich sechs "alte Bekannte" anzutreffen. Neu hinzu kommen die Immobilienbeteiligungsgesellschaft Allreal, der Schokoladenfabrikant Barry Callebaut, der Luxusgüterhersteller Richemont sowie Straumann, seines Zeichens Weltmarktführer unter den Dentalimplantateherstellern aus Basel.

So viele unterschiedliche Einzelempfehlungen wie noch nie

Die Basler Kantonalbank dürfte dem Vorwurf des "alten Wein in neuen Schläuchen" gelassen begegnen. Wie sie schreibt, hat sie mit ihrer Titelauswahl 2022 zum fünften Jahr in Folge besser als der Swiss Performance Index (SPI) abgeschnitten.

Basler KB geht für 2023 mit vier neuen Aktienfavoriten aus der Schweiz ins Rennen

So uneinig wie fürs 2023 waren sich die Banken in Sachen Jahresfavoriten übrigens noch nie. Auf den cash.ch vorliegenden Empfehlungslisten sind nicht weniger als 45 verschiedene Schweizer Aktien zu finden. Vor Jahresfrist waren es bloss 37 Titel und schon damals so viele wie noch nie zuvor. Während es aus Anlegersicht durchaus Sinn macht, die Risiken möglichst breit zu streuen und nicht nur auf eine Handvoll Einzelaktien zu setzen, sollte man sich auch nicht zu stark verzetteln.