Eine Industrie, zwei Aktien, zwei Abstürze: Die Innerschweizer Milchverarbeiter Emmi und Hochdorf stehen an der Börse unter Druck. Beide Aktien haben in den letzten vier Wochen knapp 10 Prozent an Wert verloren. Was steckt dahinter und womit können Anleger nun rechnen?

Zuerst ein Blick zurück: Die Kursschwäche ist für Hochdorf etwas Neues. In den letzten 52 Wochen steht die Aktie immer noch mit 50 Prozent im Plus, bei aktuell 286 Franken. Aber auch der Aktienkurs von Emmi (680 Franken) hat sich in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt, wie ein Blick auf den folgenden Chart zeigt.

Deutliche Wertvermehrung: Aktienkurse von Hochdorf (rot) und Emmi (grün) über die letzten fünf Jahre, Quelle: cash.ch

Beide Aktien müssen auch im Kontext der aussergewöhnlichen Beliebtheit Schweizer Small und Mid Caps gesehen werden. Sehr viel Geld ist in der Vergangenheit in dieses Segment geflossen, das somit zu den weltweit erfolgreichsten Anlageklassen gehört (cash berichtete).

Bei Emmi waren es auch kauffreudige ausländische Investoren, die den Kurs nach oben trieben, wie Analyst Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) sagt. Laut seinen Berechnungen steht die Bewertung nach Kurs-Gewinn-Verhältnis derzeit bei hohen 23. Eine Konsolidierung ist in diesem Umfeld nicht überraschend. Aber auch operativ stimmt das Bild bei Emmi. Anlässlich der Jahreszahlen konnte im März zum zweiten Mal in Folge eine Margensteigerung und ein Rekordgewinn präsentiert werden.

Welche Rolle spielen die Milchbauern?

Durchzogener waren die letzten Geschäftszahlen von Hochdorf, wie Nahrungsmittel-Analyst Ronald Wildmann von Research Partners sagt: "In der Vergangenheit wurde die Hochdorf-Aktie zu einem grossen Teil von Hoffnung getrieben". Auch der Grossaktionär Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) ist laut Wildmann daran interessiert, dass die Aktie teuer bleibt. ZMP ist gleichzeitig Rohstofflieferant und Kunde von Hochdorf. Eine Übernahme durch einen ausländischen Investor wäre für sie der "Worst Case", da sie die Kontrolle über Hochdorf verlieren würden.

Zudem gibt es einige offene Baustellen. Das ist zum einen die Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an Pharmalys, einem Vermarkter von Babynahrung. Weil dies mittels Ausgabe neuer Hochdorf-Aktien geschah, wurde der Aktienkurs verwässert. Auch sei über Pharamalys sehr wenig bekannt, sagt Analyst Wildmann: "Der Beweis, dass dieser Zukauf für einen Wachstumsimpuls sorgt, muss erst noch erbracht werden."

Eine weitere Baustelle ist die deutsche Tochterfirma Uckermärker Milch, die sich in einer Neuausrichtung befindet. Und schliesslich wird das defizitäre Geschäft in Litauen überprüft. Alles Faktoren, die ein Engagement bei Hochdorf risikoreich machen.

Augen auf die Halbjahreszahlen

Ein nächster Kursimpuls könnte für die Milchverarbeiter am 17. (Hochdorf) respektive am 23. (Emmi) August erfolgen, wenn sie ihre Halbjahresergebnisse vorlegen. Trotz des anspruchsvollen Umfelds sieht ZKB-Analyst Schwendimann die Gewinnentwicklung bei Emmi weiterhin positiv, aber es sei schwieriger geworden, den Markt positiv zu überraschen.

All jene, die an Hochdorf interessiert sind, sollten ihr Augenmerk auf die erwähnten Baustellen richten. Research Partners bleibt auf jeden Fall vorsichtig und sieht den fairen Wert der Hochdorf-Aktie bei 250 Franken – 13 Prozent unter dem Stand von heute Mittwoch.