Als Firmenpatron und VR-Präsident Peter Spuhler "seine" Stadler Rail im April an die Schweizer Börse brachte, reduzierte er seinen Anteil am Unternehmen von knapp 80 Prozent auf 40 Prozent. Dadurch flossen dem ehemaligen SVP-Nationalrat 1,5 Milliarden Franken entgegen.
"Das Geld ist nicht für mich, sondern bleibt in der PCS Holding", sagte Peter Spuhler Ende März in einem Interview mit der "Sonntagszeitung". Das Geld sei sein "unternehmerischer Werkzeugkasten", mit dem er seine bestehenden Beteiligungen an Stadler, Autoneum, Rieter und Aebi Schmidt weiterentwickeln will. Die Anteile hält er über die private Investmentgesellschaft PCS Holding mit Sitz in Frauenfeld TG. PCS steht übrigens für "Peter Christoph Spuhler".
Darüber hinaus schloss der Industriepatron im Interview auch nicht aus, neue Beteiligungen aufzubauen. Eine Sanierungsübung, so wie bei Aebi Schmidt oder Rieter, würde ihm "sicher" Freude bereiten. "Am ehesten dort, wo ich etwas davon verstehe, also im Maschinen- und Fahrzeugbau", so Spuhler.
Einstieg bei Arbonia und Forbo?
Unternehmen, an denen sich PCS beteiligt, sind gemäss Angaben der Homepage "innovativ, nachhaltig geführt und schreiben speziell auch in der Schweiz die erfolgreiche Industriegeschichte weiter". Für Anleger dürfte vor allem von Interesse sein, wo sich Spuhler neu engagieren könnte - da ein schneller Beteiligungsaufbau in der Regel mit ansteigenden Aktienkursen verbunden ist.
Welche Ziele das sein könnten, ist womöglich gar nicht so schwierig zu erraten. Denn: Spuhler ist ein guter Freund von Michael Pieper. Gemeinsam besitzen sie bereits das Gourmetrestaurant "Talvo by Dalsass" in St. Moritz. Und Grossinvestor und Artemis-CEO Pieper hat auch sonst einen sehr ähnlichen Investitionsgeschmack wie Spuhler - beide sind bei Autoneum und Rieter drin.
Rest. Talvo in St. Moritz: Fam. Dalsass, M. Pieper, P. Spuhler. @schweizerillu pic.twitter.com/1942JWGU72
— Onur Ogul (@ONUR_OGO) 19. Dezember 2016
Da liegt es auf der Hand, dass Spuhler auch ein Auge auf die restlichen Pieper-Investments wirft: Das wären der Gebäudezulieferer Arbonia, Metallteileschneider Feintool, Bodenbelagspezialist Forbo und Automobilzulieferer Adval Tech.
Arbonia gilt derzeit als grosse Baustelle, der Turnaround trägt jedoch langsam Früchte. Allein in den letzten 12 Wochen hat die Aktie um ein Viertel an Wert zulegen können. Dabei waren Anfang Juni die Handelsvolumina auffällig hoch. Im Markt hält sich seither hartnäckig das Gerücht, dass sich ein Investor - womöglich Peter Spuhler - bei der Firma einnistet (cash berichtete).
Kursentwicklung und Handelsvolumina der Arbonia-Aktie seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch
Ähnliches ist bei Forbo - 2018 konnte Gewinn und Dividende gesteigert werden - zu beobachten: Der Titel stieg in den letzten drei Wochen um 11 Prozent an, seit Jahresbeginn sogar 26 Prozent. Ob Spuhler bei diesen beiden Firmen tatsächlich zugegriffen hat, kann erst bestätigt werden, falls die meldepflichtige 3-Prozent-Schwelle überschritten wird.
Stadler klar die wertvollste grösste Beteiligung
Spuhler besitzt bereits namhafte Beteiligungen an den in der Einleitung erwähnten vier Firmen (siehe auch folgende Tabelle). Spuhlers 1,5 Milliarden Franken aus dem Stadler-IPO würden theoretisch reichen, um sämtliche Anteile von Aebi Schmidt, Rieter und Autoneum aufzukaufen - was er jedoch kaum beabsichtigt.
Mit Abstand am meisten Geld - aktuell 1,8 Milliarden Franken - hat er in den Zughersteller Stadler Rail investiert. Die Aktie hat seit dem IPO am 12. April von 38 auf 46,70 Franken zugelegt - ein Plus von 23 Prozent. Hier könnte Spuhler trotz Börsenkotierung wieder privates Geld einschiessen, etwa bei einer grösseren Übernahme. Stadler hat kühne Wachstumspläne, bis 2020 soll der Umsatz von derzeit zwei auf vier Milliarden Franken verdoppelt werden.
Die Firmenbeteiligungen von Peter Spuhler
Firma | Anteil | Wert der Beteiligung | Entwicklung Aktie, 52 Wochen |
Stadler Rail | 39,7% | 1855 Millionen Franken | +23%* |
Aebi Schmidt | 53,7% | 200 Millionen Franken | -** |
Rieter | 19,2% | 124 Millionen Franken | -17% |
Autoneum | 18% | 106 Millionen Franken | -47% |
*Seit IPO am 12.04.19 / **Nicht börsenkotiert / Quellen: cash.ch und Handelszeitung
Schwach entwickeln sich hingegen der Spinnereimaschinen-Hersteller Rieter und der Autozulieferer Autoneum, die in den letzten 52 Wochen mit minus 17 respektive minus 47 Prozent an der Börse - in einem freundlichen Gesamtumfeld (SPI plus 18 Prozent) - deutlich Federn lassen mussten. Beide Firmen leiden unter schwierigen Marktbedingungen in ihren Branchen, beiden sind grundsätzlich jedoch gut aufgestellt und durchlaufen eine vielversprechende Umstrukturierung. Gut möglich, dass Spuhler die Kursschwäche für Beteiligungserhöhungen nutzen wird.
Die einzige nichtkotierte Beteiligung Spuhlers ist Aebi Schmidt, ein Anbieter im Bereich der Strassenreinigungs-Maschinen. Spuhler wurde bei der Schweizerischen Aebi 2006 Mehrheitsaktionär und führte schon ein Jahr später eine grosse Fusion mit Schmidt aus Deutschland durch. Heute hat die Firma rund 2000 Mitarbeiter, der Umsatz betrug im Jahr 2018 415 Millionen Euro.
Aebi Schmidt fällt durch ihre regen Übernahmeaktivitäten auf. Inzwischen ist man global führend im Bereich Schneeräumen und Flächenreinigen bei Flughäfen. Die Firma wird immer wieder als Kandidat für einen Börsengang gehandelt. Schliesslich könnte sie eine Kapitalspritze durchaus gebrauchen, um weitere Übernahmen stemmen zu können. Ein solcher Schritt könnte Spuhler noch mehr Bargeld einbringen.
Aebi Schmidt, Schweizer Hersteller von Spezialfahrzeugen für Flughäfen, wurde gestern durch Ransomware ausgebremst https://t.co/jqPIU3kHkQ via @techcrunch
— Thomas Cloer (@teezeh) 24. April 2019