Am 4. und 7. Februar hat mindestens ein Mitglied der Geschäftsleitung des Pharmazulieferers Lonza Namenaktien zum Gegenwert von satten 4,6 Millionen Franken verkauft. Diese Information geht aus den öffentlich einsehbaren Meldungen der SIX Group hervor.

Das ist nur ein Beispiel des letzten Monats der so genannten Management-Transaktionen. Mitglieder des Verwaltungsrates sowie der Geschäftsleitung von börsenkotierten Firmen sind nämlich verpflichtet, private Käufe oder Verkäufe von Aktien der eigenen Firma der Schweizer Börse SIX zu melden. Die Gründe der Transaktionen können aus diesen Meldungen aber meist nur ungenügend herausgelesen werden. Das lässt Raum für Spekulationen offen. Denn: Wer weiss besser Bescheid über die Firmen-Entwicklung als die eigenen Chefs?

Lesen Sie zum Thema auch den Artikel «Aktienkäufe: Die anonymen Deals der Chefs» von der Bilanz. Redaktor Philipp Albrecht fordert mehr Transparenz bei der Offenlegung.

Im Falle von Lonza liegt die Vermutung nahe, dass sich der Ende Februar abgetretene CEO Richard Ridinger von einem Teil seines Aktienpakets getrennt hat. Ende 2018 besass Ridinger laut dem vergangene Woche erschienenen Geschäftsbericht noch 53'351 Aktien. Ist er der unbekannte Verkäufer, besässe er aber noch immer rund 36'000 Lonza-Aktien – gleich viele Titel hatte Ende 2018 auch der neue CEO Marc Funk in seinem Portfolio.

Verkäufe sind eher schwierig zu interpretieren und können aus rein privaten Gründen geschehen, da der Manager etwa für einen Hauskauf (oder gar aufgrund einer Scheidung) flüssige Mittel braucht. Aus Anlegersicht sind Zukäufe meist spannender, da diese als Zeichen interpretiert werden können, dass es der Firma rund läuft. Welcher Firmenchef würde schon im grossen Stil privat eigene Aktien erwerben, wenn er demnächst ein Kursdebakel erwarten würde? Hier die auffällligsten Management-Käufe am Schweizer Aktienmarkt seit Anfang Februar im Überblick:

KTM

Beim Motorradhersteller KTM sind - so scheint es - die Eichhörnchen am Werk: In jeweils kleinen Tranchen wurden über den ganzen Monat Februar verteilt Aktien zum Gegenwert von insgesamt 1,1 Millionen Franken erworben - teilweise von Geschäftsleitungsmitgliedern, teilweise von Verwaltungsräten. Seit Mitte Oktober 2018 dauern diese regelmässigen Zukäufe nun bereits an, ganze 64 Erwerbsmeldungen von KTM-Aktien durch das eigene Management wurden seither der SIX gemeldet. Das Timing war gut: Just im Oktober 2018 kam es zu einem Kursfall. Die Aktie fiel von 82 Franken Ende August auf unter 70 Franken Mitte Oktober. Aktuell sind es sogar nur noch 60 Franken:

Kursentwicklung KTM-Aktie in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Man könnte dem Management unter die Nase reiben, Kurspflege betreiben zu wollen, um einen weiteren Absturz zu verhindern. Oder aber das KTM-Kader hält die gegenwärtigen Kurse für zu tief und nutzt nun diese Möglichkeit, um kontinuierlich eine grosse Position aufzubauen. Operativ hat KTM 2018 das achte Rekordjahr in Folge hingelegt. Die vorgelegten Wachstumspläne für die nächsten Jahre sind aber kühn, ein starkes Abkühlen der Konjunktur könnte diesen im Wege stehen - und gleichzeitig eine Kurserholung verhindern.

Kühne+Nagel

Am 27. Februar hat ein Verwaltungsratsmitglied auf einen Schlag 8'000 Kühne+Nagel-Aktien zum Wert von leicht über 1 Millionen Franken erworben. Das Interessante dabei: Der Zukauf erfolgte genau am Tag der Bekanntgabe des Jahresresultats 2018. Tags zuvor war die Aktie noch über 139 Franken wert, der VR-Mitglied bezahlte aber nur noch 130.72 Franken pro Titel. Denn die Aktie sackte an jenem Handelstag um über 7 Prozent ab, da es im vergangenen Quartal zu einer Wachstumsverlangsamung gekommen war. Noch immer notiert der Titel bei rund 130 Franken, vom Höchststand im Januar 2018 hat er sich um 30 Prozent entfernt. Man blicke zuversichtlich in das Jahr 2019, liess Kühne+Nagel an der Medienkonferenz anlässlich der Zahlen verlauten. Zumindest ein VR-Mitglied teilt diese Ansicht auch privat.

Implenia

Bereits vor Weihnachten griff die Implenia-Geschäftsführung mit Zukäufen im Wert von über 1,5 Millionen Franken zu (cash berichtete). Nun haben sie nochmals eine Schippe nachgelegt: Am 27. Februar sowie am 7. März kam es in insgesamt drei Transaktionen zu einem weiteren Erwerb von Implenia-Aktien zum Gegenwert von insgesamt 760'000 Franken. Zugekauft haben Personen aus dem Verwaltungsrat sowie aus der Geschäftsleitung.

Im Dezember geschahen die Zukäufe kurz nach einem Kursfall der Aktie von 27 Prozent auf 30 Franken, da die Ziele nach unten korrigiert werden mussten. Nun wiederholt sich das Muster: Am 26. Februar lösten die Zahlen 2018 - es kam zu einem Gewinneinbruch - erneut einen starken Kursrutsch aus (minus 16 Prozent an einem Handelstag). Ob das Implenia-Management mit dem Zukauf einfach ein positives Zeichen setzen wollte oder tatsächlich an eine operative Verbesserung glaubt, ist unklar. Fakt ist: Vor einem Jahr kostete die Aktie noch 80 Franken, heute sind es gerade Mal noch 30.

Kursentwicklung der Implenia-Aktie in den letzten 12 Monaten, Quelle: cash.ch

Meier Tobler

Auch bei Meier Tobler ist ordentlich Feuer unter dem Dach: Die Firma ist 2017 aus der Fusion von Walter Meier mit der Tobler Haustechnik entstanden. Doch der Zusammenschluss gestaltet sich als äusserst anspruchsvoll. Im Juli 2018 kam es zu einer Umsatzwarnung sowie einem Dividendenverzicht für die nächsten beiden Jahre. Die Aktie fiel Mitte Januar 2019 auf ein Rekordtief bei 14.10 Franken, vor zwei Jahren waren es zwischenzeitlich noch fast 50 Franken gewesen. Ende Januar kaufte VR-Präsident Silvan Meier dem Grossaktionär Ferguson 1,2 Millionen Aktien für insgesamt 18 Millionen Franken ab. Meier hält seither 43,6 Prozent aller Meier-Tobler-Aktien.

Am 11. Februar kam es nun erneut zu Zukäufen aus dem Verwaltungsrat im Wert von 530'000 Franken. Es dürfte sich dabei aber um die Honorarauszahlung gehandelt haben. Das Interessante dabei: Jedes VR-Mitglied durfte frei entscheiden, ob es das Honorar in bar, in Aktien oder gemischt ausbezahlt haben will. Von insgesamt fünf Mitgliedern des Komitees bezogen vier den ganzen Betrag in Aktien, nur einer - Simon Oakland (er ist Ferguson-Vertreter und wird nach der GV zurücktreten) - entschied sich für die Barzahlung. Das ist auch ein Vertrauensbeweis.

AMS

Bezüglich Management-Transaktionen hat der Halbleiterhersteller AMS in der Vergangenheit für grosses Stirnrunzeln gesorgt: Vor einem Jahr veräusserten Top-Manager auf privater Basis Firmen-Aktien im Gesamtwert von rund 86 Millionen Franken - die Verkäufe erfolgten damals sehr nahe beim Allzeithoch von 120 Franken. Heute ist die Aktie mit einem Kurs von 27.50 Franken nur noch ein Bruchteil dessen wert. Der Apple-Zulieferer AMS litt 2018 unter schwächelnden iPhone-Verkäufen, die Dividende musste gestrichen werden. Unklar ist, ob das Timing des Verkaufs damals einfach glücklich war, oder ob man intern bereits den Kurseinsturz ahnte und noch schnell Kasse machen wollte.

Auf jeden Fall schauen Investoren dem AMS-Management seither ganz genau auf die Finger. Jüngst kam es nun zu einem (deutlich bescheideneren) Zukauf: Ein Mitglied des Verwaltungsrats hat am 5. Februar - am Tag der Bekanntgabe des Jahresresultats - 14'250 Inhaberaktien zum Preis von 24 Franken pro Aktie erworben (Gesamtwert: 343'000 Franken). Aktuell notiert die Aktie knapp 15 Prozent über diesem Kaufpreis. Ob das VR-Mitglied den Beginn einer längeren Kursrally ahnt?