US-Präsident Donald Trump hat angedroht, nach dem kommenden Freitag Zölle in Höhe von 30 Prozent auf europäische Importe zu erheben, wenn es bis dahin keine Einigung geben sollte. «Die Zahl der Länder, mit denen Donald Trump pro-amerikanische Handelsabkommen schliesst, nimmt weiter zu», sagt Portfoliomanager Sascha Rehbein von der Weberbank. Vor allem das US-Handelsabkommen mit Japan wecke Hoffnungen für die laufenden Verhandlungen zwischen der EU und der Trump-Regierung, die bis zum 1. August abgeschlossen sein müssten, schreiben die Experten der Helaba.
Andere Experten mahnen zur Vorsicht. «Es ist klar, dass ein Handelsdeal mit den USA, sofern er denn zustande kommt, nicht überaus vorteilhaft für die Volkswirtschaften der EU ausfallen wird», sagt etwa Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. «Die eher positive Reaktion der Börsen ist an sich nur mit der Hoffnung auf baldige Gewissheit zu erklären. Ein Zoll von mindestens 15 Prozent wird viele exportorientierte Unternehmen hart treffen.»
Die Verunsicherung rund um das Thema Zölle schickte die europäischen Indizes wie den Dax oder den SMI in der alten Woche auf eine Achterbahnfahrt. Am Freitagnachmittag notierte der deutsche Leitindex mit 24.132 Punkten 0,7 Prozent unter dem Vorwochenschluss. Der Swiss Market Index verlor währenddessen 0,75 Prozent und beendete die Woche mit nur 0,15 Prozent geringfügig im Plus.
Fed-Entscheid im Fokus
Die USA und China treffen sich zudem ab Montag auf Ebene der Finanzminister für zwei Tage in Stockholm, um über den schwelenden Zollstreit zu beraten. Zwischen den beiden weltgrössten Volkswirtschaften gilt eine Frist bis zum 12. August, um eine Rückkehr zu deutlich höheren Zöllen zu vermeiden. Diese Frist könnte verlängert werden, wenn es inhaltlich keine Annäherungen geben sollte.
Die Anleger blicken zugleich auf die Zinssitzungen wichtiger Notenbanken. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag eine Zinspause eingelegt hatte, folgen in der neuen Woche die Entscheidungen der US-Notenbank Fed am Mittwoch und der Bank of Japan (BoJ) am Donnerstag. «Die Fed wird sich der von Präsident Trump lautstark geforderten Zinssenkung wohl erneut verweigern», sagt Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Grund dafür sei der jüngste Anstieg der US-Inflation und die stabile wirtschaftliche Lage. Die Währungshüter versuchen, mit erhöhten Zinsen die hohe Teuerungsrate auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken und den heiss gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen, ohne den Konjunkturmotor abzuwürgen.
Im Fokus in der neuen Konjunkturdatenwoche stehen unter anderem die vorläufigen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland, der Euro-Zone und den USA im zweiten Quartal, die am Mittwoch veröffentlicht werden. Am Donnerstag folgen die deutschen Inflationszahlen für Juli und der PCE-Index der persönlichen Ausgaben der Konsumenten in den USA im Juni, der ein für die US-Notenbank Federal Reserve wichtiges Inflationsmass bildet. Am Freitag folgen die Inflationszahlen für den gesamten Euroraum sowie der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für Juli, der ebenfalls Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs der Fed liefern dürfte.
Bilanzsaison geht weiter
Bei den Unternehmen geht die Bilanzsaison weiter. Einen Blick in ihre Bücher gewähren in der neuen Woche elf Dax-Konzerne. Am Mittwoch warten Anleger auf die Ergebnisse von BASF, Mercedes-Benz, Siemens Healthineers, Adidas, Symrise und Porsche AG. Am Donnerstag folgen Covestro, Aixtron, BMW und Heidelberg Materials. Im Terminkalender zum Wochenschluss steht der Finanzbericht von Daimler Truck.
In den USA stehen unter anderem die Bilanzen des Flugzeugbauers Boeing, des Pharmakonzerns Merck & Co, des Zahlungsabwicklers PayPal, des Paketdienstes UPS, des Krankenversicherers UnitedHealth, der Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard, der Kaffeehauskette Starbucks, des Halbleiterkonzerns Qualcomm, des Software-Giganten Microsoft, des Autobauers Ford, des Onlinehändlers Amazon, des iPhone-Anbieters Apple sowie der Ölkonzerne Exxon Mobil und Chevron an.
In der Schweiz veröffentlichen am Dienstag Logitech, Sika und der Verpackungshersteller SIG ihre Ergebnisse. Am Mittwoch folgen UBS, Autoneum sowie Bucher, und am Donnerstag schliessen Holcim, Clariant, ams Osram, Comet, die Schweizer Nationalbank und Avolta die verkürzte Handelswoche ab - am Freitag, dem 1. August, bleiben die Schweizer Börsen feiertagsbedingt geschlossen.
(Reuters/cash)