In der neuen Woche bleibt im Blick der Anleger die Schlacht um die Rechtmässigkeit der neuen US-Zollpolitik.
In der alten Woche blockierte ein US-Gericht am Donnerstag zunächst die Umsetzung der Handelszölle von Präsident Donald Trump, doch am selben Abend hob ein Berufungsgericht die Entscheidung wieder auf. «Die Regierung Trump hat keinen Zweifel daran gelassen, notfalls bis zum Obersten Gerichtshof zu ziehen», schreiben die Experten der Helaba. Für Verunsicherung sorge auch eine neue Anordnung, die den Verkauf von Software für die Produktion von Halbleitern nach China untersagt. Auch die Verhandlungen der USA mit China sind laut US-Finanzminister Scott Bessent «ein wenig» ins Stocken geraten. Weiter drückte in der letzten Maiwoche die Verunsicherung rund um die Handelspolitik die Renditen am Anleihemarkt und sorgte für starke Schwankungen bei den Devisen und Ölpreisen.
Versöhnlicher Wochenabschluss
Der SMI schloss am Freitag um 0,33 Prozent im Plus auf 12'227,08 Punkten. Für die gesamte Woche resultiert für den Schweizer Leitindex ein kleines Plus von 0,2 Prozent. Die US-Märkte schliessen nach dem Zoll-Wirrwarr ebenfalls höher. Der Leitindex Dow Jones Industrial legte in der feiertagsbedingten Handelswoche 1,6 Prozent zu. Die Bilanz für den abgelaufenen Monat weist einen Gewinn von 3,9 Prozent aus. Ein Aufschub geplanter US-Strafzölle gegen die EU und eine Rally bei den Rüstungswerten stützten auf Wochensicht die Börse in Deutschland. Am Freitagnachmittag lag der deutsche Leitindex Dax mit 24'128 Punkten gut zwei Prozent über dem Vorwochenschluss.
Konjunkturdaten und ein Firmen-Ergebnis
In der ersten Juniwoche stehen zahlreiche Konjunkturdaten auf der Agenda. Am Montag veröffentlicht das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) den Bericht zum Bruttoinlandprodukt des ersten Quartals. Am Dienstag gibt der Wirtschaftsfachverband Economiesuisse seine Konjunkturprognosen für 2025/2026 bekannt. Am Donnerstag gibt das Seco erneut die Arbeitsmarktdaten für den abgelaufenen Monat heraus. Die SNB schliesst am Freitag die Woche mit dem Ausweis ihrer Devisenreserven im Mai ab.
Von Unternehmensseite gibt es nur wenige Berichte. Einzig am Donnerstag legt der Kompressorenhersteller Burckhardt Compressions die Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2024/2025 vor. Bereits am Dienstag gibt die Privatbank Julius Bär ein Strategie-Update bekannt.
EZB-Entscheid im Fokus
Weiter stehen der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag im Rampenlicht. Angesichts der zurückgehenden Inflation und des stockenden Wirtschaftswachstums im Euroraum «scheint die nächste Leitzinssenkung gesetzt», sagt Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. Der am Finanzmarkt massgebliche Einlagesatz wurde bei der jüngsten EZB-Sitzung im April um einen Viertelpunkt auf 2,25 Prozent nach unten geschraubt. Die bereits siebte Lockerung seit Mitte 2024 war an den Finanzmärkten nach Trumps Zollschlag ebenfalls fest eingepreist.
Die neue Konjunkturdatenwoche eröffnen am Montag die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie im Euroraum und in den USA. Inmitten des globalen Handelskonflikts dürfte das verarbeitende Gewerbe rund um den Globus seine Talfahrt fortgesetzt haben. Experten erwarten, dass die Barometer für den Wirtschaftsbereich im Mai unter der Wachstumsschwelle von 50 Zählern bleiben. Auch die am Donnerstag und Freitag anstehenden Zahlen zu den Aufträgen und zur Produktion der deutschen Industrie im April sind laut Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen wohl spürbar gefallen. «Allerdings dürfte das Minus jeweils kleiner ausfallen als das deutliche Plus im Vormonat», prognostiziert der Experte. «Dies wäre ein weiteres Indiz, dass die deutsche Industrie den konjunkturellen Tiefpunkt durchschritten hat.»
Zum Wochenschluss warten Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht für Mai. Daraus erhoffen sie sich Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed, die versucht, mit erhöhten Zinsen die hohe Inflation einzudämmen und den heiss gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Von Reuters befragte Experten erwarten, dass im Mai in den USA 130'000 neue Stellen ausserhalb der Landwirtschaft geschaffen worden sind. Im April lag der Zuwachs bei 177'000 Stellen.
Indexüberprüfung steht an
Im Fokus bei den Unternehmen stehen vor allem die Hauptversammlungen von US-Grossunternehmen. Zum jährlichen Investorentreffen laden unter anderem der krisengeplagte Krankenversicherer UnitedHealth, der Autobauer General Motors, der Streamingdienst Netflix, der Einzelhändler Walmart und die Google-Mutter Alphabet ein. In Deutschland stehen die Hauptversammlungen kleinerer Unternehmen wie Gerresheimer, Auto1, Ströer und Patrizia im Terminkalender.
Bei der Deutschen Börse steht am Mittwochabend eine Indexüberprüfung an. Experten rechnen nicht mit grossen Veränderungen. Regulär wird bei der Juni-Entscheidung lediglich der SDax angepasst. Für die anderen Indizes wie Dax und MDax gibt es nur dann ein Stühlerücken, wenn die strengeren Regeln für einen schnellen Ein- oder Abstieg greifen.
(cash/Reuters)