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Es ist wieder soweit: In diesen Tagen versenden die ersten Banken ihre Aktienausblicke für 2026. Auch in diesem Jahr ist die UBS allen anderen wieder eine Nasenlänge voraus.
Was die Londoner Autoren der Grossbank um ihren Chefdenker Gerry Fowler da auf 83 Seiten schreiben, strotzt nur so vor Zuversicht. Den breit gefassten Stoxx Europe 600 Index sehen sie bis Ende Dezember nächsten Jahres auf 650 Punkte klettern. Das wiederum entspräche aus heutiger Sicht einem Aufwärtspotenzial von mehr als 15 Prozent – die Dividendenabgänge noch nicht einmal aufgerechnet.
Da versuche die Grossbank alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen, werden regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne mir da jetzt begegnen. Und tatsächlich war schon vor einigen Wochen von eben diesen 650 Punkten die Rede. Allerdings liefern Fowler und seine Mitautoren diesmal auch das ihren Rechnungsmodellen zugrundeliegende Zahlenmaterial. So erfährt der Leser etwa, dass die Strategen bei den im Stoxx Europe 600 Index vertretenen Unternehmen – darunter auch viele aus der Schweiz – für das kommende Jahr von einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von sieben Prozent ausgehen. Es wäre das erste Jahr mit positiven Vorzeichen seit drei langen Jahren. Interessanterweise geht man bei anderen Banken sogar von einem durchschnittlichen Gewinnwachstum zwischen zehn und elf Prozent aus. Sprich: Liegen die UBS-Strategen richtig, müssten ihre Berufskollegen bei anderen Banken ihre Schätzungen wohl-oder-übel mit dem Korrekturstift überarbeiten.
Der Stoxx Europe 600 Index notiert noch immer deutlich über dem Stand vom Januar dieses Jahres (Quelle: www.cash.ch)
Auch mit konkreten Titelempfehlungen warten die Autoren des Strategiepapiers auf, wobei man sich bei der Auswahl an quantitativen Gesichtspunkten orientiert. Auf der Liste der 20 Schlüsselkaufempfehlungen finden sich mit Flughafen Zürich und Logitech bloss zwei Aktien aus der Schweiz. Und die Liste derjenigen Titel, um welche Anlegerinnen und Anleger besser einen grossen Bogen machen oder gar auf fallende Kurse setzen, setzt sich ausschliesslich aus ausländischen Aktien zusammen.
Mich überrascht vor allem aber, wie grundoptimistisch die UBS-Strategen für europäische Bankaktien sind. Zum einen erscheint mir dieses Titelsegment bereits gut gelaufen – wobei jene der grössten Schweizer Bank zu den wenigen Ausnahmen gehören – und zum anderen darf die ausufernde Verschuldung in Ländern wie etwa Frankreich nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Mittlerweile liegt mir auch ein Strategiepapier aus der Feder der für Morgan Stanley tätigen Experten vor. Auch sie setzen mit Blick auf 2026 auf europäische Bankaktien, wobei sie dem breiten Markt bis Ende Jahr einen Anstieg um sechs Prozent zutrauen. Unter Berücksichtigung der Dividendenabgänge errechnen die Autoren sogar ein Plus von rund zehn Prozent.
Wie der Schweizer Aktienmarkt im Strategiepapier der amerikanischen Investmentbank abschneidet, verrate ich am kommenden Freitag. In den nächsten Wochen dürften weitere Aktienausblicke bei mir eingehen. Ich bin jetzt schon gespannt, was andere Banken vom Börsenjahr 2026 erwarten...
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Sika-Chef Thomas Hasler stehe vor einem kleineren Scherbenhaufen, schrieb ich kürzlich in Anspielung auf die enttäuschende Aktienkursentwicklung. Für einige meiner geschätzten Leserinnen und Leser wohl ein zu harsches Urteil, wie man mir gegenüber zu bedenken gibt. Gar über einen «persönlich motivierten Rachefeldzug» gegen den Bauchemiehersteller wird spekuliert – was ich an dieser Stelle entschieden verneinen möchte.
Meine Kritik gilt insbesondere der enttäuschenden Kursbilanz, haben die Valoren seit dem ersten Arbeitstag des Firmenchefs von Anfang Mai 2021 doch ziemlich genau 120 Kursfranken oder mehr als 40 Prozent ihres Werts eingebüsst. Zugegeben: Die Dividendenabgänge aufgerechnet, fällt das Minus etwas geringer aus. Allerdings sind Wachstumsunternehmen vom Schlag von Sika ja nicht gerade bekannt für eine grosszügige Ausschüttungspolitik. Stattdessen wird lieber munter in den organischen und anorganischen Ausbau der Geschäftsaktivitäten investiert.
Wer in den ersten Mai-Tagen des Jahres 2021 anstatt auf Sika zu setzen, in den Swiss Market Index (SMI) investierte, verlor nicht nur kein Geld, sondern verdiente welches. Das renommierte Börsenbarometer steht heute knapp 14 Prozent höher als damals. Und die Dividendenabgänge aufgerechnet, beträgt das Plus sogar fast 30 Prozent.
Die Aktienkursentwicklung von Sika und Holcim im mehrjährigen Verlauf (Quelle: www.cash.ch)
Noch ernüchternder fällt der Vergleich mit dem «Branchennachbarn» Holcim aus. Mit den Aktien des Weltmarktführers aus Zug hätte sich der Einsatz mal eben verzweieinhalbfachen lassen. Und die Dividendenabgänge kämen dann erst noch obendrauf.
Keine Frage: Es ist stets einfacher, kritisch über ein Unternehmen zu berichten, als dieses zu führen. Ich würde mir niemals anmassen, es besser machen zu können. Es dürfte allerdings kein Zufall sein, dass der Höhenflug der Sika-Aktien ausgerechnet in dem Moment endete, in dem der Bauchemiespezialist von seinem Erfolgsrezept der kleinen und gut «verdaubaren» Firmenübernahmen abkehrte und dem Finanzinvestor Lone Pine mal eben schnell für mehr als fünf Milliarden Euro das ehemalige Bauchemiegeschäft des Chemiegiganten BASF abkaufte...
Am vergangenen Freitag lachte sich ein nicht namentlich bekanntes Mitglied der Sika-Geschäftsleitung Aktien im Gesamtbetrag von 218'000 Franken an. Es ist dies bereits der dritte Titelkauf seit Ende Juli. Obschon durchaus zu begrüssen, bedarf es deutlich üppigerer Käufe, um ein klares Zeichen zu setzen. Wie man ein solches setzt, zeigt übrigens ausgerechnet der ehemalige Firmenchef Jan Jenisch. Bei Amrize langten seine Geschäftsleitungskollegen und er beherzt zu. Wir sprechen hier alleine seit August von Titelkäufen im Umfang von knapp 45 Millionen (!!!) Franken.
Und um noch einmal kurz auf den völlig unbegründeten Vorwurf des «persönlich motivierten Rachefeldzugs» gegen das Unternehmen zurückzukommen, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als in Zukunft vermehrt wieder erfreuliche Neuigkeiten kommentieren zu dürfen.
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