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Schweizer Aktien: UBS verweist in Sachen Marktmacht selbst Grössen wie Goldman Sachs in die Schranken

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Die UBS lässt gleich bei mehreren Aktien die Muskeln spielen, neues tiefstes Kursziel für Straumann - Und: Amrize-Chef Jenisch mit einer Wette auf sich selbst?

15.08.2025   12:00
Von cash Insider
Sitz von Adecco und der Tochtergesellschaft Spring Professional an der Uetlibergstrasse in Zürich.

Auch bei den Aktien von Adecco liess die UBS in den letzten Tagen ihre Muskeln spielen.

Quelle: cash

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.

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Während die New Yorker Börse in Rekordlaune ist, macht der Schweizer Aktienmarkt seinem Ruf «langweilig» und «träge» zu sein alle Ehre. Gestern Donnerstag stiess der Swiss Market Index (SMI) zwar erstmals seit Ende Juli wieder auf über 12'000 Punkte vor. Im Wochenvergleich resultiert – Stand Freitagmittag – allerdings ein eher überschaubares Plus von gut einem Prozent.

Die gemächliche Gangart bei den wichtigsten Aktienindizes darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Börsengeschehen äusserst launisch gestaltet. Wenn sich nämlich etwas wie ein roter Faden durch die hiesige Unternehmensberichterstattung für das zweite Quartal zieht, dann sind das die starken Kursverwerfungen, welche diese bei den betroffenen Aktien nach sich ziehen. Prozentual zweistellige Tagesveränderungen sind da keine Seltenheit – etwas ähnliches gab es zumindest bei uns am Schweizer Aktienmarkt so jedenfalls noch nie.

Ich denke da in den letzten Tagen etwa an die Valoren des Laborausrüsters Tecan, des Automobilzulieferers Komax oder auch jene des Pharmazulieferers PolyPeptide. Sie alle unterlagen am Tag der Ergebnisveröffentlichung starken Kursschwankungen.

Und wenn wir schon beim Thema PolyPeptide sind: Gestern Donnerstag stellte die UBS bei diesen Aktien einmal mehr ihre schiere Marktmacht unter Beweis. Im Zuge einer Heraufstufung von «Neutral» auf «Buy» bei einem Zwölf-Monats-Kursziel von 32 (zuvor 19) Franken durch die hauseigene Analystin Tanya Hansalik gewannen die Valoren des Pharmazulieferers in der Spitze mehr als zehn Prozent - und das, obschon diese bereits an den beiden vorangegangenen Tagen um gut 18 Prozent zulegen konnten.

Mir fällt auf, dass die kräftige Erhöhung des Kursziels in einem krassen Missverhältnis zu den Schätzungsanpassungen steht. Die UBS-Analystin passt ihre Gewinnerwartungen für die nächsten beiden Jahre nämlich bloss um drei und acht Prozent nach oben an. Möglich machen dies nicht zuletzt auch technische Anpassungen im Bewertungsmodell. So werden etwa die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten um 40 Basispunkte gesenkt.

Die Aktien von PolyPeptide vollzogen diese Woche einen geradezu beeindruckenden Kurssprung (Quelle: www.cash.ch)

Wenige Tage zuvor liess die UBS schon bei den Aktien der R&S Group ihre Muskeln spielen. Der zuständige Analyst Sebastian Vogel erhöht seine Gewinnschätzungen für den Trafohersteller zwar nur um bis zu sieben Prozent. Darauf abgestützt veranschlagt er neuerdings jedoch ein Zwölf-Monats-Kursziel von 45 (zuvor 36) Franken. Dabei bedient sich Vogel unter anderem auch technischer «Kniffe».

Dennoch schlug die Kurszielerhöhung voll ein und bescherte den R&S-Aktien bei 40,70 Franken ein neues Rekordhoch – bevor Gewinnmitnahmen einsetzten. Neugierig wie ich bin, habe ich mich mal eben schlau gemacht. Ich zähle nicht weniger als elf Kurszielanpassungen unter positiven Vorzeichen, seit die UBS Ende Januar 2024 erstmals eine Kaufempfehlung für den Trafohersteller ausgesprochen hat. Damals waren die Papiere noch für weniger als 11 Franken zu haben. Alles richtig gemacht, ist man da beim Blick auf die zuletzt bezahlten Kurse gewillt zu sagen.

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, muss ich mich an die geballte Marktmacht der UBS seit der Integration der Credit Suisse erst noch gewöhnen. Die kombinierte Grossbank zeigt mittlerweile selbst mächtigen amerikanischen Investmentbanken wie Goldman Sachs, wo der Bartli seinen Most holt.

Als die Amerikaner ihrer Kaufempfehlung für die Valoren des Stellenvermittlers Adecco am Dienstag mit einer Erhöhung des Zwölf-Monats-Kursziels auf 43 (zuvor 41) Franken Nachdruck verliehen, wurden nur in der ersten Handelsstunde höhere Kurse bezahlt. Im weiteren Tagesverlauf wurde der Verkaufsempfehlung der UBS mit einem Zwölf-Monats-Kursziel von 21 (zuvor 19) Franken dann aber ein ungleich grösseres Gewicht beigemessen und die Aktien gerieten unter Druck.

Es ist wohltuend zu sehen, dass die grösste Schweizer Bank den übermächtigen Gegenspielern aus Übersee Paroli bieten kann. Beim Boxen würde man wohl von einem Sieg nach Punkten sprechen...

Eines muss man dem Dentalimplantathersteller Straumann lassen: Der Weltmarktführer aus Basel hat sich in der ersten Jahreshälfte wacker geschlagen und ist organisch betrachtet erneut zweistellig gewachsen. Aufgrund des starken Frankens schrammte das Vorzeigeunternehmen mit einem Umsatz von 1,35 Milliarden Franken und einem operativen Kerngewinn (EBIT) von 358 Millionen Franken knapp an den Erwartungen der Analysten vorbei. Diese hatten mit einem operativen Kerngewinn von 363 Millionen Franken bei einem Umsatz von 1,36 Milliarden Franken gerechnet.

Getreu dem Sprichwort «Knapp vorbei ist auch daneben», reagierte die Börse ziemlich unterkühlt auf den Zahlenkranz. Alleine am Mittwoch ging es für die Aktien um mehr als acht Prozent nach unten. Dass der Dentalimplantatehersteller trotz einer Bestätigung der diesjährigen Wachstums- und Margenvorgaben derart abgestraft wurde, dürfte der Absatzflaute in Nordamerika geschuldet sein. Mit einem Umsatz von knapp 171 Millionen Franken im zweiten Quartal resultierte gegenüber dem ersten Quartal ein sequenzieller Rückgang von knapp acht Prozent. Das wiederum ist mehr als Analysten befürchtet hatten.

Kursentwicklung der Straumann-Aktien im mehrjährigen Verlauf (Quelle: www.cash.ch)

Das ist Wasser auf die Mühlen des für BNP Paribas tätigen Medizinaltechnikanalysten Hugo Solvet. Er hatte die Straumann-Aktien im November letzten Jahres von «Outperform» auf «Underperform» heruntergestuft und das Kursziel bei dieser Gelegenheit auf 100 (zuvor 145) Franken zusammengestrichen. Damals wurden noch Kurse von knapp 120 Franken bezahlt.

Nun setzt er einmal mehr den Rotstift an und kürzt das mittlerweile bei 89 Franken liegende Kursziel auf 85 Franken. Bei solchen Prognosen – die Aktien kosten keine 96 Franken mehr – liegt eigentlich auf der Hand, dass sich der Analyst in seiner «Underperform» lautenden Verkaufsempfehlung bestätigt fühlt. Interessant erscheint mir, dass die Kaufempfehlungen selbst jetzt noch überwiegen. Egal ob bei Bernstein, Vontobel, Bank of America, Goldman Sachs oder Barclays – man hält dem Vorzeigeunternehmen aus Basel und dessen Aktien die Stange. Wenn auch mit tieferen Schätzungen und Kurszielen. Vermutlich schlägt die «Stunde der Wahrheit» in der zweiten Hälfte dieses Jahres. Dann zeigt sich, welches der beiden Analystenlager richtig liegt...

Kommen wir an dieser Stelle noch kurz auf Amrize zu sprechen. In der ersten Wochenhälfte wurden der SIX Swiss Exchange einige kleinere Aktienkäufe aus der Chefetage des ehemaligen Nordamerika-Geschäfts von Holcim gemeldet. Zu wenig, um nach dem enttäuschenden Börsendebüt ein Zeichen zu setzen.

Doch dann wurden der Börsenbetreiberin nachträglich gleich vier millionenschwere Transaktionen gemeldet. Insgesamt lachte oder lachten sich ein oder mehrere Mitglieder der Geschäftsleitung Aktien im Gesamtwert von fast 42 Millionen Franken an. Das ist allerlei.

Ich selber wäre nicht überrascht, wenn ein Grossteil dieser Käufe auf das Konto von «Mr. Amrize» Jan Jenisch gehen würden. Gut möglich, dass er sein Holcim-Paket versilbert und den Erlös in Amrize-Aktien investiert hat. Von der Transaktionsgrösse her könnte das gerade so hinkommen. Ausserdem hat Jenisch künftig nur noch bei Amrize direkten Einfluss auf die Kursentwicklung. Das wiederum würde sein Engagement zu so etwas wie eine Wette auf sich selbst machen.

Nächste Woche gewinnt die Halbjahresberichterstattung hierzulande noch einmal an Fahrt. In der Publikation «Preview Swiss Equity Week» der Zürcher Kantonalbank zähle ich nicht weniger als 23 Abschlüsse von «A» wie Alcon bis «Z» wie Zug Estates. Und das sind nur diejenigen Schweizer Unternehmen, welche die Zürcher Bank mitverfolgt.

Mein persönliches Interesse gilt den Zahlenkränzen von DocMorris, Huber+Suhner sowie Siegfried. Mehr dazu kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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4 Kommentare

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neu-orakel

Stimmt. Viel Macht, zuviel Macht - vor allem wenn die Kursziele derart krass auseinanderliegen.

Das schreibt der Insider: Als die Amerikaner ihrer Kaufempfehlung für die Valoren des Stellenvermittlers Adecco am Dienstag mit einer Erhöhung des Zwölf-Monats-Kursziels auf 43 (zuvor 41) Franken Nachdruck verliehen, wurden nur in der ersten Handelsstunde höhere Kurse bezahlt. Im weiteren Tagesverlauf wurde der Verkaufsempfehlung der UBS mit einem Zwölf-Monats-Kursziel von 21 (zuvor 19) Franken dann aber ein ungleich grösseres Gewicht beigemessen und die Aktien gerieten unter Druck.

darf man kritisch sehen. Viel Macht, zuviel Macht und die Möglichkeit zu steuern.

andyjd51

Vielleicht sollte man kaufen, wenn diejenige Bank mit Marktmacht eine Abstufung verkündet. Könnte Sinn machen. Auf jeden Fall wiederholt sich das Muster immer wieder: Zurich, Barry Callebaut, …. Nicht immer und nicht bei allen Titeln, aber es fällt doch auf.

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neu-orakel

Das ganze hat auch immer wieder einen sehr faden Nachgeschmack. Gerade bei der Adecco-Aktie. Da stuft eine US-Bank die Aktie hoch und der Kurs steigt und kurz darauf kommt der nächste Analyst mit einem komplett um 180 Grad gedrehten Rating und Kursziel und die Aktie sackt ab. Der Beigeschmack ist fade, weil diese Grossbanken auch in den Aktien investiert sind und die grosse Gefahr von Manipulation besteht.

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binswaro

Gestern alle Amrize verkauft - die Zuspitzung auf Jan Jenisch macht mich eher misstrauisch.

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