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Täglich gehen bei der SIX Swiss Exchange zig Beteiligungsmeldungen ein. Doch nur selten geht von den gemeldeten Beteiligungsveränderungen auch wirklich Signalwirkung aus.

Zu den wenigen Ausnahmen zählt etwa, dass sich David Millstone und David Winter mit etwas mehr als 3 Prozent beim Spezialitätenchemiehersteller Clariant aus Muttenz eingenistet haben. Millstone und Winter teilen sich beim amerikanischen Mischkonzern Standard Industries den Chefsessel.

Pikantes Detail: Die beiden waren es, welche vor vielen Jahren gemeinsam mit dem Hedgefonds Corvex den Zusammenschluss der Baselbieter mit der amerikanischen Huntsman vereitelten und ihr 25-Prozent-Paket mit einem satten Aufpreis an die heutige Ankeraktionärin Sabic weiterverkauften. Von etwas mehr als 33 Franken je Aktie war damals die Rede, welche in bar flossen.

Nun melden sich die einstigen "Störenfriede" also zurück. 1,9 Prozent an Clariant halten sie in Form von Aktien, wie aus der Offenlegungsmeldung vom Freitag hervorgeht. Die Differenz entfällt vermutlich auf Derivate. Mit Derivaten arbeiten die beiden Amerikaner nicht zum ersten Mal.

Kursentwicklung der Clariant-Aktien über die letzten Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Graue Haare braucht man sich deswegen am Hauptsitz von Clariant in Muttenz allerdings nicht wachsen zu lassen. Mit einem Stimmenanteil von 31,5 Prozent sitzt der Ankeraktionär Sabic fest im Sattel. Es wäre ein Kampf "David(s) gegen Goliath", sollte es tatsächlich zum Schlagabtausch kommen.

Ausserdem waren da ja noch Beteiligungsreduktionen bei ABB und der erst kürzlich vom schweizerisch-schwedischen Mutterhaus abgespaltenen Accelleron. So hält der ABB-Grossaktionär Investor AB neuerdings weniger als 5 Prozent an Accelleron. Kurz nach dem Börsengang vom Oktober letzten Jahres waren es noch 14 Prozent. Mit Cevian Capital dünnte ein weiterer langjähriger Aktionär sowohl das Paket an der ehemaligen Mutter als auch jenes an der Tochter auf unter 3 Prozent aus. Cevian Capital könnte bei beiden Unternehmen ganz ausgestiegen sein, so wird in hiesigen Börsenkreisen vermutet.

Mit der Capital Group musste sich in den letzten Tagen ein Fondsriese übrigens gleich mehrmals als Käufer oder Verkäufer von Aktien zu erkennen geben. Bei Vontobel dünnten die Amerikaner ihre Beteiligung kürzlich wieder auf unter 3 Prozent aus, nachdem sie zwei Wochen zuvor zu höheren Kursen noch wacker zugekauft hatten. Das Halbjahresergebnis fiel bei der Zürcher Privatbank denn auch schwächer als erhofft aus.

Auch beim Pharmazulieferer Bachem trat die Capital Group jüngst als Verkäuferin in Erscheinung. Als solche zu erkennen geben musste sie sich nur, weil dadurch die 5-Prozent-Schwelle unterschritten wurde. Im Gegenzug bauten die Amerikaner bei der VZ Holding und bei der ehemaligen Sulzer-Tochter Medmix ihre Pakete auf jeweils etwas mehr als 3 Prozent aus.

Bei diesen Beteiligungsveränderungen dürfte es sich bloss um die Spitze des Eisbergs handeln. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass der Fondsriese seine Firmenbeteiligungen in der Schweiz grundlegend neu aufgestellt hat und viele weitere Aktien ebenfalls betroffen sind.

An dieser Stelle möchte ich noch kurz auf zwei ebenfalls ziemlich aufschlussreiche Beteiligungsmeldungen zu sprechen kommen. Die eine Meldung betrifft Meyer Burger. Erstmals seit Januar hat Invesco das Aktienpaket wieder auf unter 3 Prozent gesenkt. Regelmässigen Leserinnen und Lesern meiner Kolumne dürfte in Erinnerung geblieben sein, dass die Amerikaner einen der beliebtesten börsengehandelten Solarfonds anbieten. Da dieser Fonds nach dem MAC Global Solar Energy Index investiert ist, bedeutet die Beteiligungsreduktion eigentlich nichts anderes, als dass sich Anleger zuletzt unter dem Strich von Anteilen getrennt haben und Invesco deshalb Aktien veräussern musste. Das wiederum bedeutet in etwa so viel, als dass keine firmenspezifischen Gründe hinter der Beteiligungsreduktion stehen.

Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Auch bei der zweiten Beteiligungsmeldung handelt es sich um eine Reduktion. Der langjährige Grossaktionär Schroders dünnte sein GAM-Paket auf unter 3 Prozent aus. In der Spitze hielten die Briten gut 5 Prozent am strauchelnden Vermögensverwalter. Nun, da der Unternehmensverkauf an Liontrust am Widerstand der Aktionäre gescheitert ist, eilt die Zeit.

Ich schrieb am Freitag in diesem Zusammenhang:

...und...

Heute Dienstag gibt es in diesem Zusammenhang nun aber frohe Kunde zu verbreiten: Der Vermögensverwalter und die oppositionelle Aktionärsgruppe wurden sich über eine finanzielle Soforthilfe einig. Hat Schroders das GAM-Paket etwa zu früh ausgedünnt...?

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