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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Aus Roche und Novartis in Nestlé: Von grösseren Umschichtungen bei SMI-Schwergewichten zu hören

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Favoritenwechsel eines US-Fondsriesen, Gewissheit bei DocMorris, Befreiungsschlag bei Oerlikon - Und: Roche und Novartis im «perfekten Sturm»?

aktualisiert um 12:00
Roche-Logo vor einem Gebäude in Rotkreuz

Roche-Logo vor einem Gebäude in Rotkreuz

Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.

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Es sind die beiden Schwergewichte Roche und Novartis, welche den Swiss Market Index (SMI) in den letzten Tagen wertvolle Punkte kosteten. Nicht zuletzt Nestlé ist es zu verdanken, dass das Börsenbarometer diese Kursverluste vergleichsweise gut wegstecken konnte. Händler berichteten mir denn auch von Umschichtungen aus den Valoren der beiden Basler Pharmagiganten in jene des Nahrungsmittelmultis aus Vevey.

Das überrascht insofern, als dass in den letzten Tagen gleich mehrere negative Analystenkommentare aus London zu Nestlé eintrafen. Die für Morgan Stanley tätige Sarah Simon etwa berichtete von einer Eintrübung bei der Konsumbereitschaft und warnte unverblümt vor einem enttäuschenden zweiten Quartal. Ausserdem übte sie Kritik an der ihres Erachtens zu grosszügigen Dividendenpolitik.

Ihre Berufskollegin Celine Pannuti bei J.P. Morgan sieht im laufenden Quartal alleine schon aufgrund der hohen Vergleichsbasis aus dem vergangenen Jahr Raum für Enttäuschungen. Damals bewirkte ein Wiederaufbau von Lagerbeständen entlang der nordamerikanischen Absatzkanäle für zusätzliche Umsätze und Gewinne – rückblickend wohl eine einmalige Sache.

Dass dennoch munter in die Aktien von Nestlé umgeschichtet wird, dürfte wohl eher der negativen Nachrichtenlage bei den Pharmaherstellern geschuldet sein. Da wäre einmal Branchenprimus Novo Nordisk. Nach der kürzlichen Zahlenenttäuschung und der Reduktion des Jahresausblicks beim Pharmagiganten Eli Lilly sieht sich nun auch der Gegenspieler Novo Nordisk gezwungen, die diesjährigen Finanzziele nach unten anzupassen. Die Norweger setzten mit der Abnehmspritze Wegovy in den ersten drei Monaten dieses Jahres zwar 67 Prozent mehr um als im ersten Quartal vergangenen Jahres. Das wiederum lag allerdings um satte neun Prozent unter den Erwartungen der Analysten und versetzt dem ganzen Hype um Schlankheitsmittel – und damit unter anderem auch Roche - einen ziemlichen Dämpfer.

Negativ zu Buche schlägt zudem die Wahl Vinay Prasads zum führenden Impfstoffverantwortlichen der amerikanischen Arzeimittelbehörde FDA. Prasad steht Gen-Therapien kritisch gegenüber und gilt als ein Impfgegner. Ausserdem habe er sich in der Vergangenheit auch schon gegen beschleunigte Zulassungsverfahren ausgesprochen.

Die Bons von Roche neigen seit Tagen zur Schwäche (Quelle: www.cash.ch)

Bei Bernstein Société Générale heisst es etwa, man habe Prasad bisher als einen bekennenden Kritiker beschleunigter Zulassungen, Auffrischungsimpfungen und der seiner Ansicht nach zu laxen Beweisstandards bei der Arzneimittel- und Impfstoffregulierung kennengelernt. Auch die Royal Bank of Canada glaubt, dass seine genaue Untersuchung von Biomarkern, seine Kritik an Surrogat-Endpunkten und selbst jene an Medikamenten, welche sogar einen signifikanten Überlebensvorteil aufweisen, zeigt, dass sich Prasad wahrscheinlich stärker auf die Risikoseite der Nutzen-Risiko-Gleichung konzentrieren wird.

Kenner der Situation befürchten nun, dass man bei der FDA künftig einen restriktiveren Kurs bei der Zulassung neuer Wirkstoffe einschlägt und sich der Zulassungsprozess dadurch in die Länge ziehen könnte. Die Gleichung für die Unternehmen aus der Gesundheitsbranche ist in diesem Zusammenhang denkbar einfach: Je länger der Zulassungsprozess, desto höher sind die Entwicklungskosten.

Ein allgegenwärtiges Thema bleibt die Strafzolldiskussion. Eigenen Aussagen zufolge will der amerikanische Präsident Donald Trump in den kommenden zwei Wochen über solche entscheiden und anschliessend informieren. Für die Deutsche Bank stellen mögliche Pharmazölle ein aufgeschobenes, aber nicht gebanntes Risiko dar. Allerdings räumt der zuständige Analyst Emmanuel Papadakis ein, dass sowohl quantitativ als auch qualitativ nur mit geringem Gegenwind für die europäischen Pharmahersteller zu rechnen ist und die Angelegenheit mittlerweile eingepreist sein dürfte.

Auch die derivatseitigen Aktivitäten lassen erahnen, dass die Nachrichtenlage in der Gesundheitsindustrie für die Aktienmarktakteurinnen und -akteure von Brisanz ist. Alleine am Mittwoch waren vorbörslich grössere Umsätze in Put-Warrants wie BAIPJB auf Bachem, KNOEJB auf Novartis und BIYPJB auf BB Biotech sowie im Mini-Future LSONJB auf Sonova zu verzeichnen.

Dass sich die Aktien von Novartis zuletzt besser als die Genussscheine von Roche behaupten konnten, überrascht mich. Bei Novartis kommen nämlich noch unternehmensspezifische Gründe für eine Kursschwäche hinzu. So zeigte der erst im Dezember einlizenzierte Huntington-Wirkstoff PTC518 in der Zulassungsphase II zwar eine Reduktion des Huntington-Proteins im Blut der Patienten. In Börsenkreisen hatte man aufgrund des akuten Bedarfs an Medikamenten auf diesem Therapiegebiet jedoch darauf gehofft, dass PTC518 ohne eine Phase-III-Studie auf den Markt gebracht werden kann. Ein verkürztes Zulassungsprozedere erscheint nun nicht mehr ganz so wahrscheinlich.

Bleiben wir noch bei den hiesigen Aktien aus dem Gesundheitsbereich. Diese Woche sind mir gleich zwei Beteiligungsveränderungen aufgefallen. Bei Bachem reduzierte die Capital Group ihr Aktienpaket auf unter drei Prozent, wie aus einer Beteiligungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht. Der Fondsriese stieg beim Pharmazulieferer vor ziemlich genau vier Jahren in den Olymp der bedeutenden Aktionäre auf und hielt noch im vergangenen November in der Spitze mehr als sechs Prozent am Unternehmen. Wurden vor vier Jahren noch Kurse von 90 Franken und mehr für die Aktien bezahlt, waren es zuletzt keine 50 Franken mehr.

Nahezu zeitgleich gibt sich die Capital Group nun beim «Branchennachbarn» Siegfried als bedeutende Aktionärin mit einem Stimmenanteil von gut drei Prozent zu erkennen. Das lässt eigentlich nur den einen Rückschluss zu: Der Fondsriese traut Siegfried eine bessere Zukunft als dem Rivalen Bachem zu.

Der Machtkampf bei der Swatch Group schaffte es jüngst sogar in die renommierte Financial Times – wobei der Begriff «Machtkampf» eigentlich masslos übertrieben ist. Zur Erinnerung: Der amerikanische Investor Steven Wood ist unzufrieden und will sich deshalb als Vertreter der Inhaberaktionäre beim Uhrenhersteller zur Wahl in den Verwaltungsrat aufstellen lassen – was bei den Familienaktionären verständlicherweise nicht gut ankommt. Am Bieler Hauptsitz haben die Hayeks das Sagen. L'État c'est nous.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich ein grosser Verfechter der Aktionärsdemokratie bin. Stimmrechtsstarke Titelkategorien wie die Namenaktien bei der Swatch Group sind so etwas wie ein Relikt aus vergangenen Tagen und passen nicht länger in die heutige Zeit.

Die langjährige Kursentwicklung der Swatch-Inhaberaktien erzürnt die Anleger nicht ohne Grund (Quelle: www.cash.ch)

Doch es grenzt an Wichtigtuerei, wenn jemand wie Wood nur deshalb ein wenig mehr als das notwendige halbe Stimmenprozent im Rücken hat, weil er mit anderen Aktionären zusammenspannt. Und was mich noch mehr überrascht, ist die mediale Aufmerksamkeit, welche dem Amerikaner zuteil wird.

Dass es bei der Swatch Group operativ kein «weiter so» geben darf, steht für mich ausser Frage. Die beiden Stimmrechtsvertreter ISS und Glass Lewis sprechen sich im Hinblick auf die ordentliche Generalversammlung vom 21. Mai denn auch beide gegen eine Wiederwahl des Verwaltungsrats aus. Vor dem Hintergrund der Dominanz der Familie Hayek im Aktionariat verkommen diese Vorstösse zu einem «Kampf gegen Windmühlen» und die Medienberichte zum «Sturm im Wasserglas».

Kommen wir an dieser Stelle noch kurz auf DocMorris zu sprechen. Seit gestern Donnerstag sind die Konditionen für die geplante Kapitalerhöhung bekannt. Jede Aktie berechtigt zum Bezug von drei neuen Aktien für 5,75 Franken je Stück. Dadurch werden mehr als 36 Millionen neue Titel geschaffen. In Analystenkreisen war man bisher durchschnittlich von 28 Millionen neugeschaffenen Aktien ausgegangen. Lange Rede, kurzer Sinn: Bisherige Aktionärinnen und Aktionäre müssen eine deutlich höhere Verwässerung in Kauf nehmen, wollen sie dem schlechten Geld kein gutes Geld hinterherwerfen.

Eigentlich war schon klar, dass der Bezugspreis tief angesetzt sein würde, als kürzlich bekannt wurde, dass die mit der Kapitalerhöhung betrauten Banken die nicht gezeichneten Aktien fest übernehmen würden. Bei einer sogenannten «Festübernahme» ist das nämlich eine durchaus übliche Voraussetzung.

Ich wäre nicht überrascht, wenn die Leerverkäufer ihre Wetten gegen die Versandapotheke im Zuge der geplanten Stärkung der Eigenmitteldecke erstmals seit Jahren deutlich zurückfahren würden. Wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global zeigen, galt bei DocMorris zuletzt fast die Hälfte aller ausstehenden Aktien als ausgeliehen. Davon dürfte ein geschätztes Drittel den Wandelanleihegläubigern Hand für sogenannte «Delta-Hedges» bieten. Mit den verbleibenden zwei Dritteln wird einfach nur auf rückläufige Kurse spekuliert. Diese Leerverkäufer sind nun wohl am Ziel angelangt.

Oerlikon drückt aufs Tempo. Die Tage des Mischkonzerns als solchem sind gezählt, wird die Textilmaschinentochter Barmag doch an den Branchennachbarn Rieter verkauft. Die Transaktion – sie kommt um viele Monate früher als erwartet – fusst auf einem Unternehmenswert von 850 Millionen Franken. Hinzu kommt eine Abtretung künftiger Gewinne im Umfang von weiteren bis zu 100 Millionen Franken, geknüpft an klare vertragliche Vorgaben.

In Analystenkreisen wird diese Preisbasis mir gegenüber gerade einmal als «in Ordnung» bezeichnet. Sie bewege sich in etwa im Rahmen dessen, was im jetzigen Branchenzyklus zu erwarten gewesen sei. Allerdings sei die Frage erlaubt, ob es aus Aktionärssicht nicht besser gewesen wäre, hätte sich Oerlikon nicht in unmittelbarer Nähe zum Zyklustief von ihrer Textilmaschinentochter getrennt.

Dass der bald reine Oberflächentechnikspezialist schon bald Bankkredite in Höhe von 475 Millionen Franken amortisieren kann und die Aktionärinnen und Aktionäre auf eine Sonderdividende hoffen können, ist dennoch zu begrüssen. Folglich überrascht mich die mehr als überschwängliche Reaktion der Börse nicht. Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne werden sich eventuell erinnern, dass ich eine Zusammenführung der Textilmaschinenaktivitäten Oerlikons mit jenen von Rieter einst als naheliegende Lösung bezeichnet hatte.

Kommende Woche legen hierzulande weitere Unternehmen ihre Zahlenkränze für das erste Quartal vor. Mein persönliches Interesse gilt dabei jenen von Swiss Re und Richemont. Beide stehen am kommenden Freitag zur Veröffentlichung an, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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falera

Sonova macht es vor, was ein Chef-Wechsel auslösen kann.

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