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Gestern Mittwoch berichtete ich bei Straumann von millionenschweren Titelverkäufen aus dem Verwaltungsrat. In zwei Schritten entledigten sich ein oder mehrere Personen aus dem Gremium von insgesamt 18'000 Aktien des Weltmarktführers aus Basel mit einem Verkehrswert von etwas mehr als 25 Millionen Franken.

Und es sind nicht die ersten ihrer Art. Zwischen dem 23. und dem 31. März kamen gar 73'000 Aktien des Dentalimplantateherstellers zum Verkauf. Gesamthaft summieren sich die der Schweizer Börse SIX gemeldeten Titeltransaktionen – sie stammen vermutlich aus den Beständen von Ankeraktionär Thomas Straumann - auf 110 Millionen Franken.

Ich schrieb in diesem Zusammenhang:

Seit Mitte März letzten Jahres hat sich der Kurs sogar mehr als vereineinhalbfacht. Das lädt nachgerade dazu ein, den einen oder anderen aufgelaufenen Gewinn einzufahren.

Der oder die Verwaltungsräte von Straumann befinden sich übrigens in guter Gesellschaft, wie Offenlegungsmeldungen an die SIX zeigen.

Bei Richemont trennte sich ein Verwaltungsrat nicht etwa von Aktien, sondern von den ihm einst aus dem Aktionärsbindungsprogramm zugeteilten Bezugsrechten. Über eine ihm nahestehende Beteiligungsgesellschaft versilberte er – womöglich Milliardär Johann Rupert höchst persönlich – Bezugsrechte im Gesamtwert von 11 Millionen Franken.

Die Richemont-Aktien hatten in den letzten Tagen kräftig Rückenwind; und nicht nur die des Luxusgüterkonzerns (Quelle: www.cash.ch)

Dass die Bezugsrechte von der Börse so ohne weiteres absorbiert werden konnten, ist nicht zuletzt dem wenige Tage zuvor kommunizierten Jahresergebnis des Luxusgüterkonzerns zu verdanken. Der überraschend erfrischende Zahlenkranz zog nämlich einige neue Kaufempfehlungen sowie teils kräftige Kurszielerhöhungen nach sich.

Auch bei anderen Schweizer Börsenüberfliegern wie etwa bei Givaudan, Sonova, Interroll oder Forbo mussten sich Personen aus Verwaltungsrat oder Geschäftsleitung als Verkäufer von Aktien zu erkennen geben.

Zugegeben: Die Häufung solcher Titeltransaktionen ist zu dieser Zeit des Jahres nicht eben ungewöhnlich. Schon seit längerem nutzen hiesige Firmenlenker die paar wenigen Wochen zwischen dem Ende der Unternehmensberichterstattung für das erste Quartal und dem Beginn jener für das zweite Quartal um Kasse zu machen.

So üppig wie in diesem Jahr waren die Verkaufserlöse allerdings noch nie. Man wird das Gefühl nicht los, dass in den Teppich-Etagen hiesiger Unternehmen Milch und Honig fliessen, während Teile der Belegschaft pandemiebedingt auf Kurzarbeit darben oder gar einschneidenden Sparmassnahmen zum Opfer fallen. Das macht die Spezies der Firmenlenker – wenn auch etwas gar ketzerisch gesagt - zu den Gewinnern der Krise.

Nicht wenige werden bei ihrer erfolgsabhängigen Entschädigung unter anderem auch an der Aktienkursentwicklung des eigenen Arbeitgebers gemessen. Und hier kommen die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen ins Spiel. Sie machten es mit ihrer beispiellosen "Politik des billigen Geldes" überhaupt erst möglich, dass sich die Aktien der genannten Unternehmen über die letzten Jahre im Kurs vervielfachten. Und das nicht weil die Gewinne gestiegen wären, oder zumindest nicht nur, sondern vielmehr weil gerade die kleineren und mittelgrossen Unternehmen eine kräftige Höherbewertung erfahren haben.

Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, wenn die eine oder andere Kiste guten Rotweins den Weg aus hiesigen Teppich-Etagen an den Sitz der Europäischen Zentralbank in Frankfurt oder Federal Reserve Bank in Washington finden würde – gemeinsam mit einer persönlich signierten Dankeskarte...

 

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