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Quantitative Anlagestrategien sind auf dem Vormarsch – und das auch bei uns in der Schweiz. Um den Appetit der hiesigen Grosskunden stillen zu können, liefert bei J.P. Morgan von London aus eine ganze Abteilung regelmässig Ideen.

Anhand eines komplizierten Modells – auch bekannt als "Q-Score" - begeben sich die Strategen um Ayub Hanif alle paar Wochen auf die Suche nach falsch bewerteten europäischen Unternehmen. Die Aktien günstig bewerteter Unternehmen landen dabei auf der Liste der "Q-Score Bulls" und jene überbewerteter Unternehmen auf der Liste der "Q-Score Bears".

Letztmals berichtete ich Mitte Mai, auf welche Aktien die Strategen der mächtigen amerikanischen Investmentbank denn nun setzen. Damals waren mit Adecco, dem SMI-Aspiranten Partners Group und Roche bloss drei Vertreter aus der Schweiz auf der Liste der "Q-Score Bulls" zu finden, was bei einem Total von nicht weniger als 30 europäischen Unternehmen ziemlich mager ist.

Doch nun zieht mit Logitech etwas mehr "Swissness" ein. Dieser Neuzugang überrascht gleich doppelt. Einerseits zählen die Papiere des Peripheriegeräteherstellers aus Lausanne mit einem satten Plus von 35 Prozent zu den diesjährigen Gewinnern am Schweizer Aktienmarkt. Seit Mitte März haben sie sich sogar mehr als im Kurs verdoppelt. Andererseits kündigte der für J.P. Morgan tätige Analyst Paul Chung ihnen erst kürzlich die Liebe und stufte sie mit einem Kursziel von 57 (zuvor 48) Dollar von "Overweight" auf "Neutral" herunter. Die anderen drei Schweizer Vertreter auf der Liste werden auch offiziell mit "Overweight" zum Kauf angepriesen.

Logitech ist schon seit Monaten eine Momentum-Aktie wie aus dem Lehrbuch (Quelle: www.cash.ch)

Die Kollegen aus der Strategieabteilung schreiben es zwar nicht explizit, lassen zwischen den Zeilen allerdings durchblicken, dass Logitech aufgrund des starken Momentum in die Liste einzieht. Mit anderen Worten: Die amerikanische Investmentbank sorgt für neue Nahrung für die berüchtigte "Meute" der Momentum-Investoren.

Auch um die frühere Novartis-Tochter Alcon wird es künftig nicht mehr ganz so einsam auf der Liste der "Q-Score Bears". Gesellschaft leistet ihr der Spezialitätenchemiehersteller Clariant und dessen Aktien. Im Wissen um die sich abzeichnenden Veränderungen im Grossaktionariat scheinen mir Wetten gegen die Aktien der Baselbieter ein Spiel mit dem Feuer...

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Mit Cilag hat die Baselbieter Medikamentenschmiede Idorsia nicht nur einen bekannten, sondern auch einen ziemlich finanzkräftigen Partner zur Seite. Schliesslich handelt es sich bei Cilag um niemand geringeres als um ein Tochterunternehmen der amerikanischen Johnson & Johnson – einem der grössten Pharmaproduzenten der Welt.

Doch nun trennt sich der Partner in einem überraschenden Schritt von knapp 12 Millionen Aktien. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters haben letztere zu einem Stückpreis von 28,55 Franken bei interessierten Investoren ein neues Zuhause gefunden. Damit bleibt Cilag noch über eine Wandelanleihe an den Baselbietern beteiligt.

Die Aktienplatzierung setzt den Idorisa-Aktien sichtlich zu (Quelle: www.cash.ch)

Was letztendlich zur Platzierung des Aktienpakets führte, ist nicht bekannt. Mit mangelnden Erfolgen bei der Baselbieter Medikamentenschmiede lässt sich dieser Schritt jedenfalls nicht erklären – ebensowenig wie mit Geldbedarf beim Partner oder dessen amerikanischer Mutter Johnson & Johnson. Verständlich, reagiert da die Börse etwas nervös.

Ich könnte mir nur zu gut vorstellen, dass der Paketverkauf in der Chefetage am Hauptsitz von Idorsia in Allschwil für rote Köpfe sorgen dürfte. Denn wirklich gut scheint die Platzierung nicht absorbiert zu werden, verlieren die Aktien zur Stunde doch noch immer knapp 10 Prozent. Ob das Kaufkurse sind, verrät vermutlich erst das Halbjahresergebnis am 23. Juli.

 

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