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Am Freitag berichtete ich im Insider Briefing von einer Strategiestudie der UBS zum Schweizer Aktienmarkt. Wie aus der Studie hervorgeht, ist man in den Londoner Büros nicht eben «heiss» auf Aktien aus der Heimat der Grossbank. Für Chefdenker Gerry Fowler und seine Mitautoren drängen sich diese nur dann auf, sollte sich die wirtschaftlichen Aussichten rasch eintrüben oder es zu grösseren Krisen kommen.
Wenn man den Strategen der UBS in London etwas nicht vorwerfen kann, dann dass sie einen übertriebenen Hang zu heimischen Aktien haben. Im englischen Raum spricht man in diesem Zusammenhang von einem sogenannten «Home Bias».
Anders verhält es sich bei den Berufskollegen der Bank Julius Bär. Chefdenker Mathieu Racheter stuft den Schweizer Aktienmarkt von «Neutral» auf «Overweight» herauf. Für ihn sind Aktien aus der Schweiz neuerdings sogar das «Herzstück» eines jeden international ausgerichteten Portefeuilles.
Bei seiner wiedergewonnenen Zuversicht stützt er sich auf die widerstandsfähige und schwankungsarme Gewinnentwicklung bei den hiesigen Unternehmen, deren solide Bilanzen und die disziplinierte Kapitalallokation sowie auf die relativ betrachtet günstige Bewertung ab. Hinzu komme der Franken mit seiner stabilisierenden Rolle, unterstützt durch die solide Finanzlage der Schweiz, ihre glaubwürdige Geldpolitik und die niedrige Inflation, die gemeinsam ihre Eigenschaften als «sicherer Hafen» unterstreichen würden.
Der Swiss Performance Index (SPI) schreibt seit Wochen neue Rekorde (Quelle: www.cash.ch)
Wie bankeigene Berechnungen zeigen, weist der Schweizer Aktienmarkt am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der nächsten zwölf Monate gemessen zwar immer noch einen Bewertungsaufschlag auf. Mittlerweile liegt die Bewertung jedoch um deutliche 17 Prozent unter dem langjährigen Durchschnittswert. Lange Rede, kurzer Sinn: So günstig waren Aktien aus der Schweiz im internationalen Vergleich schon eine ganze Weile nicht mehr zu haben.
Racheter und seine Abteilungskollegen liefern auch gleich Ideen, wie sich die Hochstufung umsetzen lässt. Hierzu haben sie eine Liste mit neun Aktien zusammengestellt, welche sich aus Anlegersicht geradezu aufdrängen. Die besagte Liste setzt sich mit Adecco («Buy» mit einem Kursziel von 30 Franken, aktuell 22,50 Franken), Alcon («Buy» mit einem Kursziel von 84 Franken, aktuell 63,50 Franken), Emmi («Buy» mit einem Kursziel von 920 Franken, aktuell 735 Franken), Sandoz («Buy» mit einem Kursziel von 65 Franken, aktuell 58 Franken) sowie Zurich Insurance («Buy» mit einem Kursziel von 655 Franken, aktuell 596 Franken) aus den fünf erst kürzlich kommunizierten Favoriten der Zürcher Bank fürs kommende Börsenjahr zusammen.
Ebenfalls in die engere Auswahl der Julius-Bär-Strategen schaffen es Amrize («Buy» mit einem Kursziel von 50 Franken, aktuell 43,50 Franken), Lindt&Sprüngli («Buy» mit einem Kursziel von 14'500 Franken, aktuell 11'650 Franken), Nestlé («Buy» mit einem Kursziel von 92 Franken, aktuell 78,40 Franken) und Sunrise («Buy» mit einem Kursziel von 51 Franken, aktuell 41,10 Franken).
Die Aktien von Alcon zählen zu den diesjährigen SMI-Schlusslichtern (Quelle: www.cash.ch)
An den jeweiligen Kurszielen der hauseigenen Analysten gemessen, weisen die Valoren der einstigen Novartis-Tochter Alcon mit 32 Prozent und jene des Stellenvermittlers Adecco mit 33 Prozent das grösste rechnerische Aufwärtspotenzial auf. Da muten die Kursziele für den Generikahersteller Sandoz und den Erstversicherer Zurich Insurance schon beinahe bescheiden an.
Ein Vergleich mit den Schweizer Aktienfavoriten anderer Banken – ich denke da etwa an die Zürcher Kantonalbank, Kepler Cheuvreux oder Vontobel – zeigt, dass die Bank Julius Bär mit eher «eigenwilligen» Empfehlungen ins Rennen geht. Das gilt insbesondere für den Stellenvermittler Adecco, das Ophthalmologieunternehmen Alcon und den Milchverarbeiter Emmi. Dass diese drei Aktien von anderen Banken deutlich zurückhaltender beurteilt werden, könnte allerdings auch von Vorteil sein – sollten sie im Laufe des kommenden Jahres von den Anlegern denn wiederentdeckt werden.
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